Sieben Tote in den Augen der Katze

Frankreich | Deutschland | Italien, 1973

Originaltitel:

La morte negli occhi del gatto

Alternativtitel:

Sete Mortes nos Olhos de um Gato (BRA)

Siete muertos en el ojo del gato (ESP)

Les diablesses (FRA)

Cat's Murdering Eye

Corringa

Seven Deaths in the Cats Eyes

Deutsche Erstaufführung:

07. Dezember 1973

Inhalt

Corringa (Jane Birkin) besucht Dragonstone, das alte Schloss ihrer Ahnen, da sie zuvor aus ihrem Internat geflogen ist. Nun behauptet sie zunächst, dass es sich um vorgezogene Ferien handele. Auch Corringas Mutter Lady Alice (Dana Ghia) ist dort anwesend, da sie von ihrer Schwester Lady Mary (Françoise Christophe) eingeladen wurde, die sie als Bittstellerin um finanzielle Hilfe anfleht, da sie sonst das alte Schloss nicht mehr halten kann. Überhaupt hat sich in diesem unheimlichen Gemäuer eine seltsame Runde versammelt. Der zwielichtige Arzt Franz (Anton Diffring), die geheimnisvolle Französischlehrerin Suzanne (Doris Kunstmann), oder der angeblich geistig verwirrte junge Lord James (Hiram Keller). Schon beim ersten Aufeinandertreffen dieser ungleichen Gesellschaft gibt es die ersten Auseinandersetzungen und noch in der gleichen Nacht wird Lady Alice ermordet aufgefunden. Der anwesende Arzt, und Liebhaber von Mary, bescheinigt auf ihr Drängen einen natürlichen Tod. Weitere Morde geschehen und es scheint, als wolle man eine komplette Familie auslöschen. Die einzige Zeugin der Mordserie ist die herumschleichende Siamkatze. Wen wird sie als nächstes Opfer sehen..?

Autor

Prisma

Review

Düstere Klänge, ein zunächst nicht zu identifizierender, katakombenartiger Ort, Todesschreie eines Menschen und eine Katze, die das schauerliche Szenario am beobachten ist, leiten Antonio Margheritis Giallo ein und weisen sofort auf die klassische Atmosphäre mit Grusel-Einschlag hin. Bei dem guten Tempo, das der Einstieg anbietet, wird es Schlag auf Schlag weitergehen und dem Zuschauer wird zum Beispiel eine Art Monster präsentiert, aber was noch viel schlimmer erscheint ist die bucklige Verwandtschaft, sowie einige dubiose Gäste, die sich auf dem Schloss eingenistet haben. Beim Diner wird schnellstmöglich auf die düstere Familiensage hingewiesen, um den Verlauf zu ebnen und für den kleinen Thrill zu sorgen. Mehrere Zutaten unterschiedlicher Genres, wie zum Beispiel Horror, Grusel, Krimi oder eine Prise Erotik, bescheren dem interessierten Zuschauer einen angenehmen Mix, der sehr ansprechend in mehreren Etappen funktioniert. Antonio Margheriti setzt hauptsächlich auf beunruhigende Elemente, bereits der Einstieg wird mit einer von Ratten zerfressenen Leiche oder anderen unangenehmen Zeitgenossen garniert, das dunkle Gemäuer wird insgesamt zum Aushängeschild für die depressive Atmosphäre des Films und die dunklen Geheimgänge wirken nach kürzester Zeit wie ein tödliches Vakuum, aus dem es für gewisse Personen kein Entkommen mehr geben wird. Einen Gedanken ist außerdem der stimmige deutsche Titel wert, der diesen Verlauf treffsicher und darüber hinaus sehr selbstbewusst charakterisieren wird. Beim Personen-Karussell sieht man obligatorische Rollenschablonen so weit das Auge reicht, was allerdings keinen Anlass für Kritik darstellen soll, denn eigenartigerweise zieht die Konstruktion genau daraus ihre Kraft und die besonders gut aufgelegten Darsteller, in Form einer internationalen Besetzung, tun das Übrige dazu.

 

Die markanten Interpreten verleihen ihren Figuren durchweg glaubhafte Gesichter und bemerkenswerte Konturen. Mit der Britin Jane Birkin wurde für die Hauptrolle eine ausgezeichnete Wahl getroffen, sie fungiert als die offenkundige Sympathieträgerin und stellt das schützenswerte Opfer sehr effektiv dar, weil sie den Zuschauer bei seinem Gerechtigkeitsempfinden packen kann. Corringas anfängliche Unbeschwertheit nimmt im Verlauf mitreißende Wendungen an, insbesondere ab dem Zeitpunk, als ihre Mutter ermordet aufgefunden wird. Verzweiflung und Angst werden von Jane Birkin sehr stichhaltig präsentiert und die Regie lässt es sich nicht nehmen, einige Schocks über sie zu setzen, außerdem wird sie es sein, die die düstere Familiensage kolportiert. Hiram Keller als Lord James gefällt sich darin, genüsslich in Wespennester zu stechen, seine zynischen Kommentare stoßen seiner Familie und den Gästen im Schloss sauer auf, was allerdings nicht für den Zuschauer gilt. Er mimt den Einzelgänger, den unfreiwilligen Einsiedler, der seine bucklige Verwandtschaft und die erlesenen Herrschaften verabscheut, sehr passabel, wenngleich er hin und wieder Gefahr läuft, über das Ziel hinauszuschießen. Als seine eitle Mutter kann man Françoise Christophe bestaunen, die nur an Etikette und persönlichen Belangen interessiert ist. Sie wird hier alles tun, um eben alles andere als sympathisch zu erscheinen, was ihr auch mit Leichtigkeit gelingt. Ihre Interpretation reiht sich in die starken Darbietungen der Frauen ein, besondere Akzente werden dabei in der Interaktion gesetzt. Anton Diffring als Arzt ohne Gewissen fügt sich hier ebenso nahtlos in die Riege der dubiosen Gestalten ein, gerade seine Parts mit Doris Kunstmann sind ein Vergnügen in Wort und Tat. Dana Ghia rundet dieses muntere Treiben gekonnt ab, lediglich Serge Gainsbourg als Ermittler wirkt nicht wie die glücklichste Wahl.

 

Mit Konrad Georg, Luciano Pigozzi und Venantino Venantini stehen gleich drei undurchsichtige Zeitgenossen im Dienste der Schlossherrin und die charismatischen Interpreten sorgen in ihren Szenen ganz unaufgeregt für gute Momente. Eine der besten Eindrücke hinterlässt die großartige Doris Kunstmann, die hier ganz eigenwillige Register zieht. Die stets dunkel gekleidete Französischlehrerin von Lord James bleibt trotz ziemlich eindeutiger Szenen und einem ihr voraus eilenden Ruf nur schwer einzuschätzen. Bereits beim ersten Aufeinandertreffen mit Corringa wird der Neuankömmling mit lüsternen Blicken regelrecht fixiert, bei ihren Schäferstündchen mit Franz kommt es hingegen nicht zur gleichen Leidenschaft, allerdings zu hoch amüsanten Konversationen. Überhaupt ist die Dialogarbeit mit all dem Zynismus und den sprachlichen Spitzen wieder einmal sehr gelungen, die Unterhaltungen schüren etliche Zweifel und Bedenken, sorgen aber insgesamt für Gewissheiten. Die damit verbundenen Szenen, Bilder und Personen können immer wieder für Verwirrung, respektive Begeisterung sorgen. Antonio Margheriti zieht die Geschichte sehr spannungsgeladen auf, viele Sequenzen der Bedrohung tragen zu einem gelungenen Verlauf bei, wenngleich sich hin und wieder etwas Vorhersehbarkeit einschleichen wird, was insbesondere für das Finale gilt. Nichtsdestotrotz sieht man mit "Sieben Tote in den Augen der Katze" einen Film mit enorm hohem Unterhaltungs- und Wiedererkennungswert, dessen unverkennbare Atmosphäre besonders dichte Formen annimmt, was nicht zuletzt in Verbindung mit der verheißungsvollen Musik von Riz Ortolani gebracht werden darf. Hinzu kommt eine Besetzung, die beinahe Ihresgleichen suchen darf und sowohl geistreiche, als auch krude Einfälle verhelfen diesem recht typischen Kind der Zeit stets zu dem Status eines insgesamt gelungenen, und immer wieder gerne gesehenen Beitrags.

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Prisma

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