Blood on Méliès' Moon

Italien, 2016

Originaltitel:

Blood on Méliès' Moon

Alternativtitel:

Sangue na Lua de Méliès (BRA)

La porta sui mondi (ITA Alt.)

Regisseur:

Luigi Cozzi

Inhalt

Im Frankreich des Jahres 1860 verschwindet der Erfinder Le Prince spurlos aus einem Zug, nachdem er gerade eine Entdeckung gemacht hat, die dann erst einige Jahre später von den Gebrüdern Lumière veröffentlicht wird: der Cinematograph, eine Gerätschaft, die bewegliche Bilder erzeugen kann. Im Rom der Gegenwart erhält der Profondo Rosso-Shop Betreiber und ehemalige Regisseur Luigi Cozzi Besuch von einem seltsamen Griechen, der ihn auf eine Verschwörung aufmerksam machen will, die eine Bedrohung für die ganze Welt darstellen kann. Düstere Mächte aus einem Paralleluniversum bedrohen die Menschheit und andere alternative Realitäten, und nur Cozzi kann sie aufhalten. Die Lösung scheint sich in einem als verschollen geltenden Frühwerk George Méliès‘ zu finden. Cozzi und der verrückte Grieche begeben sich auf die Suche.

Review

Cozzi rettet die Welt – oder doch nicht?

 

Alternative Realitäten, und Bilder, die aus Parallelwelten nach aufnahmebereiten Seelen suchen, darum geht es hier. In Cozzis Realität begann die Geschichte von „Blood on Méliès Moon“ im Jahr 2015 als er und Letizia Sercia an der Story zu diesem Vorhaben feilten. Zur Umsetzung der nötigen Special Effects holte man sich Jean Manuel Costa ins Boot, mit dem Cozzi bereits bei „Die neuen Abenteuer des Herkules“ (Le avventure dell'incredibile Ercole, 1985) zusammenarbeitete und für Dario Argentos „Phenomena.“

 

In meiner Realität beginnt die Geschichte mit dem ersten Trailer des fertig gestellten Films im Internet und setzt sich mit einem Rom-Besuch letzte Woche fort. Am ersten Tag stand natürlich ein Besuch des Profondo Rosso-Stores auf der Liste, wo hinter dem Counter die Produzentin von „Blood on Méliès Moon“ saß und mich beim Kauf der DVD darauf hinwies, dass wenn ich Luigi Cozzi treffen wolle, könne ich um 18 Uhr noch mal wiederkommen. Allerdings war mein Italien-Zeitplan sehr knapp durchorganisiert, und außerdem bin ich schüchtern und nicht so der Prominenten-Stalker. Vielleicht beim nächsten Mal.

 

Der Profondo Rosso-Store in der Via die Gracchi 260, Prati in der Innenstadt Roms mit dem darunterliegenden Museum ist auch Ausgangspunkt von Cozzis durchaus charmantem kleinen Film, mit ihm selbst als Protagonist und ein paar interessanten Gastrollen, wie Lamberto Bava, Antonio Tentori oder Barbara Magnolfi. Für die Kameraarbeit leistete auch Luigi Pastore Unterstützung, laut Vorspann. In Filmdatenbanken ist bisher nichts dazu zu finden. „Blood on Méliès Moon“ selbst kann man – immer unter dem Gesichtspunkt eines überaus sparsamen Budgets – als durchaus gelungen bezeichnen, da er die Absicht seines Regisseurs umzusetzen weiß. Etwas Sci-Fi mit naiven Spezialeffekten, die hier aber angebracht sind, da es in der Story um Filmtechnik aus ferner Vergangenheit geht. Dazu ein maskierter Killer aus einem Paralleluniversum mit einer traumatischen Vergangenheit. Und mittendrin ein gar nicht mal so wenig filmverrückter Regisseur, der sich auf Spurensuche nach einem cineastischen Geheimnis befindet, dessen Auflösung uns in die Welt der Metaphysik führt.

 

Für Humor ist ebenfalls gesorgt, manchmal freiwillig, manchmal unfreiwillig. Eine besonders schöne Szene ist hier ein Moment als Luigi Cozzi einen Alptraum hat, in dem ihn ein YouTuber höhnisch als italienischen Ed Wood bezeichnet. Schweißgebadet wälzt er sich hin und her, „Nein, ich bin kein Ed Wood“, und als er erwacht sucht seine Partnerin ihn zu beruhigen. Schließlich kommt ihm der Gedanke, dass so vielleicht Tim Burton einen Film über ihn macht, „Der Italienische Ed Wood“, in dem er sich selbst spielt und er reich und berühmt würde, während seine Frau ihm weiterhin den Arm tätschelt, „Ja, ja, Du wirst ganz bestimmt berühmt.“ Herrlich. Später folgt noch eine Fortsetzung, Cozzi erwacht mit der Erkenntnis, dass ihn Botschaften aus alternativen Welten in seinen Träumen erreichen, doch seine Lebensgefährtin stöhnt nur, „schläft denn hier niemals jemand in diesem Haus.“ Als er dann bemerkt, er ginmge jetzt los um die Welt zu retten, murmelt sie, „Ja, tu das, rette die Welt.“

 

Die Frage, vor der ich mich fast gerne gedrückt hätte, ist am Ende jedoch die: ist „Blood on Méliès Moon“ ein guter Film? Nun, es ist ein typischer Cozzi. Mal gut, mal schlecht aber mit sehr viel Enthusiasmus und Freude am Thema und an preiswerten Effekten gedreht. Und nach knapp 120 Minuten stellt man fest, dass man ziemlich viel Spaß hatte und keine Minute langweilig war. Eines ist in jedem Fall ganz hervorragend gelungen: einen Einblick in die Gedankenwelt dieses filmverrückten und naiv-kindlichen Charakters namens Luigi Cozzi zu gewähren. Somit ein herrlicher Film für Fans, für Gelegenheitskäufer eher weniger.

Veröffentlichungen

Die DVD aus dem Profondo Rosso Store bietet den Hauptfilm in Italienisch mit optionalen englischen, italienischen oder französischen Untertiteln. Desweiteren ein Making Off, in dem es hauptsächlich um die Visual Effects geht und ein Behind-the-Scenes-Feature. Auch für diese stehen englische Untertitel zur Verfügung.

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