Die toten Augen des Dr. Dracula

Italien, 1966

Originaltitel:

Operazione paura

Alternativtitel:

O Ciclo do Pavor (BRA)

Mata, bebé, mata (COL)

Opération peur (FRA)

Curse of the Dead (GBR)

Operação Medo (POR)

Curse of the Living Dead (USA)

Don't Walk in the Park

Operation Fear

Kill, Baby... Kill!

Deutsche Erstaufführung:

13. März 1970

Regisseur:

Mario Bava

Inhalt

In einem kleinen Dorf in den Karpaten des Jahres 1907 kommt Irena (Mirella Pamphili), das Hausmädchen des Schlosses Graps, unter mysteriösen Umständen zu Tode. Zuvor hat sie einen Brief an die Polizei geschrieben, in dem sie auf mehrere Morde und ihren eigenen möglicherweise bevorstehenden Tod verweist. Inspektor Kruger (Piero Lulli) stößt im Dorf auf eine Mauer des Schweigens und eine Atmosphäre der Angst.

 

Zur Obduktion von Irenas Körper lässt er den Arzt Dr. Paul Eswai (Giacomo Rossi-Stuart) kommen, der für die Untersuchung der Todesursache eine Zeugin benötigt. Kruger schickt ihm die junge Monica (Erika Blanc), die erst kürzlich ins Dorf zurückgekehrt ist, aus dem sie bereits kurz nach ihrer Geburt weggegeben wurde, ohne ihre wirklichen Eltern zu kennen.  Während Eswai die Obduktion durchführt, begibt sich Inspektor Kruger aufgrund eines Hinweises des Bürgermeisters Karl (Luciano Catenacci) nach Schloss Graps, wo die Ursache für alle mysteriösen Todesfälle zu finden sei. Doch bisher ist noch niemand lebendig von Schloss Graps zurück gekehrt.

 

Nach Krugers Verschwinden sucht Dr. Eswai das Rätsel zu lösen. Dabei stößt er auf die Tochter der Pensionsbesitzer Nadienne (Micaela Esdra), die sich der Erscheinung des Geistes eines kleinen Mädchens dem Tode geweiht glaubt und auf die Dorfhexe Ruth (Fabienne Dali). Doch des Rätsels Lösung scheint nach wie vor auf dem Schloss zu finden zu sein und in dem 20 Jahre zurückliegenden Tod von Melissa, der Tochter der Baroness Graps – und bei Monicas Herkunft.

Review

 „Nur mit einer Münze im Herzen wird der, der einen gewaltsamen Tod erleidet, ewig in Frieden ruhen.“

 

Vor dem eher misslungenen „Der Spion, der aus dem Speiseeis kam“ (Le spie vengono dal semifreddo) gedreht aber erst später veröffentlicht, entstand 1966 mit kleinem, aber solidem Budget – unter der Produktion von Nando Pisani und Luciano Catenacci – der eigentlich eher für den internationalen Markt konzipierte „Operazione Paura.“ Nach einem Drehbuch von Romano Migliorini und Roberto Natale erzählt Bava die Geschichte eines Fluchs und experimentiert dabei – wie schon im Originaltitel zu erahnen – mit der Angst. Der Zuschauer soll in ähnlichen Schrecken versetzt werden wie die Opfer im Film, die aus bloßem Terror und der Angst vor unbekannten, möglicherweise viel größeren Schrecken, lieber den Freitod wählen.

 

Bavas Stilmittel sind bekannt, Licht und Schatten, farbige und stimmungsgemäße Beleuchtung, verwinkelte Gassen, eingefangen von experimenteller und phantasievoller Kameraarbeit. Und tatsächlich gelingt es Bava hier ganz besonders, den empfangsbereiten Zuschauer in eine anhaltende Stimmung des Schreckens vor dem Unbekannten zu versetzen. Dies empfanden wohl auch Regisseure wie Federico Fellini als er für seine Episode "Toby Dammit" in dem Film „Außergewöhnliche Geschichten“ (Histoires extraordinaires, 1968) die Figur von Bavas Geistermädchen neu interpretierte oder Dario Argento, dessen Hexe in „Suspiria“ durchaus Erinnerungen an das Gemach der Baroness Graps weckt. Das geringe Budget spürt man lediglich beim Einsatz der Filmmusik, hier wurde Carlo Rustichellis Soundtrack durch bereits in „Der Dämon und die Jungfrau“ (La frusta e il corpo, 1963) verwendete Tracks ergänzt. Zudem gab Co-Produzent Luciano Catenacci hier sein sehenswertes Debut als Darsteller in der Rolle des Bürgermeisters Karl. Bei Referenzen an Szenarien der Hammer- oder Roger Corman Poe-Adaptionen zeigt sich hingegen Bavas künstlerische und handwerkliche Überlegenheit sehr deutlich.

 

Die Außenaufnahmen und Szenen in den Häusern des Dorfes entstanden (in nur 12 Tagen) laut Regieassistent Lamberto Bava und Darstellerin Erika Blanc in Calcata, einer mittelalterlichen Stadt unweit von Rom, während wikipedia.it das Städchen Cori benennt. Weitere Szenen (Zimmer der Baroness) entstanden in den Titanus Studios in Rom. In einem Interview erzählt Lamberto Bava, dass es ihm nicht gelang, für die Rolle des Geistermädchens Melissa eine passende Darstellerin zu finden. Die Mädchen, die beim Casting erschienen, wären alle zu proper gewesen. Der Rest ist Legende – Vater Mario entdeckte den zehnjährigen Valerio Valeri, Sohn des Portiers seines Hauses, dem man schließlich eine blonde Perücke mit langen Haaren verpasste. Hier erinnert sich auch Erika Blanc, wie sie diesem das erste Mal begegnete: beim Betreten des Garderobenraumes sah sie einen kleinen Jungen, der vor dem Schminkspiegel saß und ununterbrochen fluchte.

 

Wer mehr über den Film erfahren will – und natürlich den Film selbst in HD genießen möchte - kann sich die Blu-ray von Koch Media zulegen, die als No. 3 der Mario Bava Collection erschien. Im Bonusmaterial finden sich unter anderem Interviews mit der sehr charmanten Erika Blanc, Lamberto Bava und Micaela Esdra. Ebenfalls dabei ein Booklet von Marco Koch und ein Audiokommentar von Tim Lucas.

Filmplakate

Links

OFDb
IMDb
Film Maniax

 

 

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