LSD - Paradies für 5 Dollar

Italien, 1968

Originaltitel:

Acid - delirio dei sensi

Alternativtitel:

Delírio do Sexo (BRA)

LSD - Il paradiso a 5 dollari (IT)

Acid Delirium of the Senses (Int.)

Deutsche Erstaufführung:

17. Mai 1968

Inhalt

New York 1968: Im Zuge der nicht mehr enden wollenden Hippie-Bewegung ist ein Großteil der amerikanischen Jugend dem kollektiven LSD Rausch verfallen und die Gesellschaft steht diesem gerade erst aufgekeimten Phänomen noch völlig ratlos gegenüber. Am meisten Sorgen bereitet der herrschenden Riege die unter den berauschten Jugendlichen immer größer werdende Bereitschaft zur Auflehnung gegen das Establishment und die ernüchternden Folgen des Konsums, zu denen u.a ein massiver Anstieg chronifizierter Psychosen, ein erhöhtes Unfallrisiko während den Rauschzuständen und eine nicht gerade unbeachtliche Häufung an Selbstmordversuchen gezählt werden.

 

Diese schonungslose Dokumentation geht dem Phänomen „LSD“ unnachgiebig auf den Grund und zeigt ungeschönt die verheerenden Auswirkungen dieses halluzinogenen Teufelszeugs auf die Weltanschauung dauerberauschter und moralisch völlig entwurzelter Jugendlicher.

Review

Regisseur Giuseppe Maria Scotese (Mondo nudo - Nackte Welt 1962, Ein Mädchen kämpft sich durch die grüne Hölle 1974) zeigt in dieser äußerst unterhaltsamen Pseudo-Dokumentation den Werdegang mehrerer Jugendlicher im lsd-verseuchten New York der End-60er und die verheerenden Folgen eines in mittlerweile fast allen Gesellschaftsebenen existenden Konsums psychotroper Substanzen. Zunächst einmal wird dieses mondoartige Rausch-Vergnügen mit einer angenehmen Sprecherstimme aus dem “Off” eröffnet und zugleich der verzweifelte Versuch gestartet, dem aus Sicht des Establishments besorgniserregenden Phänomens der halluzinogenen Jugendbewegung auf den Zahn zu fühlen. Bei der Frage nach der Wirkung halluzinogener Substanzen auf den menschlichen Organismus tritt dann auch gleich der rennomierte Psychiater Humphry Osmond als wissenschaftlicher Interviewpartner auf den Plan und spielt dabei einfach nur sich selbst.

 

Daraufhin versucht man sich im nächsten Schritt der Vetriebstruktur krimineller Drogenanbietern zu widmen, bevor mit dem episodenhaft dargestellten Werdegang mehrerer LSD-Jünger aus den verschiedensten gesellschaftlichen Schichten der eigentliche Haupteil dieser italienischen Kolportage eröffnet wird.

 

Hier gibt es dann auch sogleich einige Unglaublichkeiten zu bestaunen: Nach dem unwissentlichen Genuss eines mit LSD angereicherten Stück Geburtstagstorte tritt das völlig berauschte Fotomodell Shelley (Bruna Caruso) einen orientierungslosen Spaziergang durch die menschengefüllte Einkaufsmeile an und nimmt völlig ungeniert inmitten der Öffentlichkeit ein genüssliches Bad im städtischen Springbrunnen. Doch leider wird dem sehr kurzweiligen Badevergnügen durch den bereits herannahenden Arm des Gesetzes ein jähes Ende bereitet.

 

Aufgrund der Beibehaltung ihres besorgniserregenden Konsumverhaltens manövriert sich das junge Fotomodell im weiteren Filmverlauf in einen paranoiden Zustand, indessen Folge es zu einem schicksalhaften Unfall kommt.

 

Als Weiteres tritt die junge Reporterin Paola Miller (Janet Tiller) auf den Plan, die eine unglückliche Beziehung mit dem jungen Konzern-Direktor Eddie Stone (Stephen Forsyth) führt. Um das eingeschlafene Liebesleben wieder auf Trapp zu bringen, verordnet sich die Gute gemeinsam mit ihrem arbeitswütigen Partner eine halluzinogene Selbsttherapie und klinkt sich mit diesem nach dem gemeinsamen zu Bett gehen am Abend ein mit Lysergsäurediethylamid getränktes One Way-Ticket. Doch anstatt eines lustvollen Aufblühens der männlichen Libido löst die psychedelische Reise bei dem mittlerweile völlig apathisch wirkenden Eddie unterdrückte Mutterkomplexe aus und entwickelt sich für diesen schließlich zum absoluten Horrortrip. Zudem kommt es bei dem zuvor erfolgreichen Geschäftsmann ab diesem Zeitpunkt zu einem immer weiter fortschreitenden sozialen Abstieg, indessen Folge die Beziehung letztendlich völlig in die Brüche geht.

 

Dann gibt es auch noch den farbigen Tänzer und Frauenschwarm Nicky (Norman Davis), der gemeinsam mit seiner dauerreisenden Partnerin Patrizia Davis (Annabella Andreoli) eine recht offene Beziehung führt. Hier kommt es dann irgendwann zu der unglaublichen Situation, dass eine der zahlreichen Affären Nickys (Federica Sachs) die völlig zugedröhnte und außer Kontrolle geratene Patrizia vor seinen Augen zum vermeintlichen Sprung von einer Brücke ermutigt und diese den obligatorischen Flug in die grenzenlose Freiheit schlussendlich auch tatsächlich antritt.

 

Weiterhin gibt es zahlreiche Drogenpartys zu bestaunen, bei denen wilde Beat-Mucke den Raum beschallt und von den anwesenden Gästen ausgefallene Partyspiele zelebriert werden. In rauschartigen Bildern verschwindet dann immer mehr “Sein und Schein” und der Ausgang der jeweiligen Drahtseilakte zwischen Genialität und Wahnsinn bleiben zunächst im Ungewissen. In schlimmeren Fällen enden solche hallizunogenen Drogen-Reisen mit der Selbstverstümmelung des eigenen Antlitzes vor dem blitzblank geputzten Badezimmerspiegel oder mit einem unbefristeten Aufenthalt in einem der zahlreichen Psychiatriebetriebe des Landes. Zudem kommt hier ein 200 seitiges James Bond Buch zum Einsatz, bei dem zuvor jede einzelne Seite mit genau einer Trip-Dosis an reinstem LSD beträufelt wurde. Ein doppelseitig bedruckter James Bond sozusagen...

 

Am Meisten würde mich diese Drugumentary aber vermutlich in der deutschen Sprachfassung erfreuen, da diese dem bereits schon vergnüglichen Spektakel bestimmt noch eine weitaus prächtigere Krone aufsetzen kann und mit einem erwartungsgemäß noch viel höher erhobenen Zeigefinger daher kommt. Klaus Kindler als deutsche Sprecherstimme aus dem Off wird das Ganze schon richten...

 

Fazit: Eine zeitgeschichtliche Kuriosität in Form einer acidgetränkten Pseudo-Drogumentation, bei der die heutigen pseudo-wissenschaftlichen Erklärungsversuche den Damaligen in nicht viel nachstehen.

Bitte Kommentar schreiben

Sie kommentieren als Gast.