Nackt unter Affen

Italien, 1968

Originaltitel:

Eva, la Venere selvaggia

Alternativtitel:

Jungle 2000 (FRA)

Kong en la selva perdida (MEX)

King of Kong Island (USA)

Eve, the Wild Woman

Kong Island

Eva, das Mädchen aus dem Dschungel

King Kong und die braune Göttin

Deutsche Erstaufführung:

20. Juni 1969

Regisseur:

Roberto Mauri

Inhalt

Irgendwo in Afrika: Die Geschwister Robert und Diana entschließen sich eine Safari zu starten, um Trophäen für die heimischen Wohnzimmerwände zu erbeuten. Die anfänglich gute Laune schlägt jedoch schnell ins Gegenteil um, da die farbigen Diener stets vor dem Gebiet der weißen Göttin warnen. Vom Geschwafel der Kofferkulis ermüdet begibt sich das Jägerduo zur Ruhe, was einem Gorillakommando ermöglicht, das Camp zu überfallen und Diana gefangen zu nehmen. Nun soll der ehemalige Söldner, Burt Dawson, die entführte „Amazone“ zurückerobern. Seine Ermittlungen ergeben, dass hinter der Entführung ein alter Bekannter steckt, mit dem Burt noch eine Rechnung zu begleichen hat.

Review

„Afrika ist eine Geliebte, die man niemals verlässt.“ (Burt Dawson)

 

Wenn eine solche Liebeserklärung aus dem Munde von Brad Harris kommt, dann ist der Filmabend gerettet, da mein Lieblingsbodybuilder dem kuriosen Vehikel namens „Nackt unter Affen“ bis zum letzten Atemzug treu bleiben wird. Folglich besitzt Brad ausreichend Spielzeit, um seine gewohnt hölzerne Show abzuziehen, welche beim Publikum für kollektive Verwunderung sorgt und simultan ein Potpourri aus Begeisterung und Ablehnung provoziert. Dieses bedeutet freilich nicht, dass „Nackt unter Affen“ einzig auf den Muskelmann aus Idaho fokussiert ist, denn Mauris Film hat zahlreiche bizarre Exklusivitäten in petto und schwingt in unterhaltsamer Manier zwischen diversen Filmgenres wie dem Söldnerfilm, dem Abenteuerfilm, dem Monsterfilm, dem Science Fiction Film, dem Horrorfilm und dem Eurospy Film.

 

„Nackt unter Affen“ geht äußerst rasant an den Start. Die Auseinandersetzung einer Söldnertruppe wird von Tod und Verrat dominiert und liefert reichlich Nährstoff für den weiteren Filmverlauf, da der Verräter und Mörder das Geschehen mit einer nicht unbeträchtlichen Geldsumme verlässt und sein Opfer den Mordversuch überlebt. Die Vorbereitung auf eine Rachestory wird jedoch abrupt beendet und mit dem anschließenden Blick auf eine Operation wird der Zuschauer auch gleich mit dem nächsten Rätsel konfrontiert. Eine Kopfnuss die nach kurzer Erwähnung ebenfalls in den Hintergrund verwiesen wird, da der Film bereits am nächsten Schauplatz aktiv ist. Folglich wird der Rezipient bereits in der Anfangsphase mit diversen set pieces konfrontiert, welche aufgrund ihrer sensationsträchtigen Inszenierung die exploitativen Absichten des Regisseurs deutlich in den Vordergrund schieben

 

„Ich doch sagen, Buana. Weiße Göttin seien Herrscher über alle wilden Tiere.“

 

Diese wahrlich zauberhaften Worte des Expeditionssklaven, Mulomba, zeugen für eine deutsche Synchronisation, die es gewaltig in sich hat. Den Darstellerinnen und Darstellern wird reichlich Unfug in den Mund gelegt, allerdings (und das weiß ich sehr zu schätzen) in einer bierernsten Manier, die sich auf kein Kalauerniveau herablässt und den visuellen Unfug bestens unterstützt. Wesentlich unpassender wirkt hingegen das Marktgeschrei, welches dem Film mit Firmierungen wie „King of Kong Island“ und „King Kong und die braune Göttin“ auf Deibel komm raus einen Bezug zum bekanntesten Filmäffchen aufzwingen wollte.

 

Wer dem Soundtrack von Roberto Pregadio aufmerksam lauscht, der wird feststellen, dass die Komposition „Eva´s Beguine“ extrem gialloesk wirkt. Eine melodiöse Tondichtung, die von Edda Dell´Orso verzaubernder Stimme getragen wird und auf die Performance eines mit schwarzen Handschuhen gekleideten Killer vorbereiten könnte. Der prägnante Teil eines abwechslungsreichen Soundtracks, der die bestenfalls durchschnittlichen Bildkompositionen locker überflügeln kann. Eine weiterer Ohrenschmeichler ist das swingende Musikstück „Jungle Shake“, zu dem Brad Harris (gemeinsam mit Ursula Davis) eine kesse und zugleich unfassbar-närrische Sohle auf das Parkett legt. Dabei avanciert Ursula in einem raffiniert geschnittenen Lederkleidchen allerdings zu einem sehr willkommenen Blickfang, was ihr (zumindest in diesem Film) den ersten Preis in der Kategorie „attraktivste Darstellerin“ sichert.  

   

Trotz - wie bereits umrissen - mehrerer set pieces und einer relativ stolzen Anzahl von Pro- und Antagonisten muss man sich auch auf kleine Durchhänger gefasst machen. Diese Phasen können allerdings mithilfe von diversen Unfuganflügen schadlos überstanden werden. Man achte z. B. auf die öde, aber zugleich beispiellos dämlich wirkende Erfrischungsszene, die Brad Harris in einem kleinen Dschungelgewässer bietet.


Fazit: „Nackt unter Affen“ präsentiert sich als ein Crossover diverser Subgenres, dessen Regisseur, Roberto Mauri, bekannte und geliebte Filmcharaktere wie Dr. Moreau, Dr. Frankenstein, Dr. Fu Man Chu, Dr. Mabuse, Dr. No und Liane, das Mädchen aus dem Urwald zitiert. Unter dem Strich resultiert ein mit den Augen zwinkernder Exploitaionfilm, der durchaus das Potential einer kleinen Trash-Granate besitzt.

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