Nightmare Castle

Italien, 1965

Originaltitel:

Amanti d'oltretomba

Alternativtitel:

Amor de Vampiros (BRA)

Amantes de ultratumba (ESP)

Les amants d'outre-tombe (FRA)

The Night of the Doomed (GBR)

Lovers Beyond the Tomb

Lovers from Beyond the Tomb

Orgasmo

The Faceless Monster

Regisseur:

Mario Caiano

Kamera:

Enzo Barboni

Inhalt

Dr. Stephen Arrowsmith (Paul Muller) erwischt seine Frau Muriel (Barbara Steele) mit dem Stallburschen David (Rik Battaglia) bei deren Stelldichein im Gewächshaus. Er schlägt die Beiden nieder, kettet sie in der Familiengruft an die Wand und beginnt umgehend mit der Folterung. Seine Frau verflucht ihn und eröffnet ihrem Gatten, dass sie ihn ohnehin für einen kranken Perversen hielt, dem man nicht trauen kann, und deshalb ihr Vermögen ihrer naiven und psychisch gestörten Schwester hinterlassen hat.

 

So foltert der Doktor noch ein bisschen weiter, bis seine Frau und ihr Geliebter endlich das Zeitliche segnen. Das Ganze kam Arrowsmith ohnehin nicht ungelegen, denn der Tod seiner reichen Gattin war längst geplant, in Komplizenschaft mit seiner alten und gebrechlichen Haushälterin Solange (Helga Liné), mit der er eine Affäre (sic!) hat.

 

Nachdem er seltsame Dinge mit den Herzen der zwei Getöteten angestellt hat, muss er sich nun um Muriels Schwester Jenny (auch Barbara Steele) kümmern. Er heiratet sie und bringt sie auf das Familienanwesen. Dort stellt er ihr die inzwischen verjüngte Solange vor, die von der Heirat gar nicht erbaut ist. Doch der Plan steht. Mithilfe von Halluzinogenen will man die inzwischen für geistig gesund befundene Jenny in den Wahnsinn treiben und so selbst die Erbschaft antreten.

 

Doch Jennys Labilität geht unerwartete Wege, denn irgendwie scheint sie mit der toten Schwester in Verbindung zu stehen und hat Visionen von deren Ende. Arrowsmith beschließt dennoch, ihren Arzt Dr. Joyce (Marino Masé) ins Haus zu holen, damit der Jennys Verfall in den Wahnsinn bezeugen kann. Der junge Psychiater erweist sich jedoch als keineswegs abgeneigt, an eine übernatürliche Verbindung zwischen Jenny und ihrer toten Schwester zu glauben, und von da bis zu den Mördern scheint der Weg nicht mehr weit.

 

Jenny und Joyce sollen nun beide Sterben, doch das Jenseits hat andere Pläne.

Review

„Amanti d’Oltretomba“ gehört zu den Klassikern des italienischen Gothic Horror und wurde gedreht von Regisseur Mario Caiano, produziert von dessen Vater Carlo Caiano. Wie andere Vertreter dieses Genres spekulierte man von vornherein auf eine Veröffentlichung im englischsprachigen Raum und die Rechnung ging – gewürzt mit zahlreichen entsprechenden Pseudonymen der Beteiligten – auf.

 

Zunächst allerdings in den USA nur in einer um mehr als 15 Minuten gekürzten Fassung. Bedenkt man, dass es sich um einen S/W-Film von 1965 handelt, kann man den gesamten Anfang des Films nur als extensive Gewaltorgie betrachten. Promiskuität, genüssliche Folter mit deutlich sexuellem Inhalt, und der Doktor hat eine Affäre mit der alten, verknitterten Haushälterin? Geil... Caiano hatte ursprünglich die Absicht, das Blut in Farbe fließen zu lassen, dieses Vorhaben ist aber am Budget gescheitert.

 

Leider hat „Nightmare Castle“ – bei allem Respekt für seinen Unterhaltungswert – ein paar Schwächen gegenüber anderen Filmen seiner Art, wie z. B. Margheritis überlegeneren Gothic Horror-Werken. Zum Einen flaut er im Mittelteil zunächst deutlich ab. Nach dem starken Tobak der ersten 20 Minuten des Films war das wohl unvermeidlich. Das Motiv jedoch, die Hauptprotagonistin Jenny in den Wahnsinn zu treiben, wurde deutlich schwächer umgesetzt als eben z. B. von Antonio Margheriti, und Kameramann Enzo Barboni und die Beleuchtung liefern eher Durchschnitt. Komponist Ennio Morricone kommt uns erst mit Orgelmusik und dann mit einem zwar sehr schönen Hauptthema, dass jedoch ziemlich die Stimmung verfehlt.

 

Barbara Steele spielt eine Doppelrolle, Muriel in gewohnter Pracht, Jenny mit blond gefärbten Haaren und Augenbrauen. Das wirkt anfangs manchmal unfreiwillig komisch, denn die Figur der Jenny ist eine nicht allzu helle Blondine und nicht selten hat man den Eindruck, Steele spielt diese Figur halt so, wie sie sich eine doofe Blondine vorstellt. Sie bekommt das aber gut hin. Paul Muller gibt einen wirklich furchteinflößenden Mad Scientist mit unverhohlen perverser Ader. Es fällt allerdings eine kurze Einstellung auf, in der Barbara Steele als Jenny während eines Alptraums ihren schlafenden Mann zu würgen beginnt, und Muller kann sich zu Beginn dieser Szene gerade noch das Grinsen aus dem Gesicht wischen.

 

Das Ende hat es in sich, doch auch hier hätten ein paar geschickt gemachte Beleuchtungseffekte mehr bewirken können. Diese erwähnten Schwächen von „Amanti d’Oltretomba“ sollten keinesfalls irgendjemanden davon abbringen, sich diesen Film anzusehen, denn es lohnt sich natürlich trotz alledem. Als optisch herausragend fällt Elenas erste Halluzination/Alptraum auf, in der sie – mit sich selbst als Hauptfigur – den Anfang der Todesnacht ihrer Schwester nacherlebt. Auffallend ist auch ein kurzer Dialog am Ende - Achtung, Spoileralarm!!! - in dem Muriel beschreibt, wie sie durch den während der Folterung erfahrenen Schmerz verbunden mit Lust wieder fleischlich werden konnte und sie dieses Erlebnis nun mit ihrem Mörder teilen will. Sie kann zudem nur durch die endgültige Vernichtung ihres präservierten Herzens wieder sterben. Beides hat bei mir irgendwie Assoziationen zu Clive Barkers „Hellraiser“ geweckt.

 

Eine deutschsprachige Fassung dieses Italo-Klassikers gibt es leider nicht.

Veröffentlichungen

Die Blu-ray von Severin enthält die ungekürzte 104-minütige Fassung des Films. Die Credits dieser englischsprachigen britischen Fassung benennen den Titel mit „Night of the Doomed“, einer von mehreren alternativen Titeln dieses Films im englischsprachigen Raum. Die Bildqualität der Severin-Scheibe ist mehr als beachtlich, und als Bonus gibt es die – leider gekürzten – US-Fassungen von Antonio Margheritis „Castle of Blood“ (Danza Macabra, 1964) und Massimo Pupillos „Terror Creatures from beyond the Grave“ (5 tombe per un medium, 1965).

Filmplakate

Kommentare (1)

  • Maulwurf

    Maulwurf

    10 Dezember 2018 um 19:06 |
    ... und ich hatte schon Angst dass ich den Film besprechen müsste, denn das wäre ziemlich genauso ausgegangen wie bei Dir: Ein megastarker Beginn, ein ordentlicher Schluss, und dazwischen viel Nichts. Ich hatte oft den Eindruck, dass sich der Film von Dialog zu Dialog schlurcht, ohne wirklich ein Ziel zu verfolgen, untermalt von einer Morricone-Musik, die wie aus einem Früh-'60er-Western geklaut scheint.

    Schön, dass ich nicht der einzige bin der diesen Film nicht so ganz so stark findet. Ich hatte schon ein richtig schlechtes Gewissen deswegen ...

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