Schlussakkord

Frankreich | Deutschland | Italien, 1960

Originaltitel:

Schlußakkord

Alternativtitel:

Final de una lucha (ESP)

Festival

Deutsche Erstaufführung:

23. Dezember 1960

Inhalt

Das musikalische Projekt "Peon Messias" soll das Großereignis der Salzburger Festspiele werden und die Arbeiten daran laufen auf Hochtouren. Treibende Kraft hierbei ist die Journalistin Linda Valore (Eleonora Rossi Drago), doch ihr ambitioniertes Vorhaben droht durch unklare Verhältnisse und private Ressentiments zu scheitern. Der Dirigent Alexander van Barkin (Viktor de Kowa) versucht die alte Liebschaft mit Linda wieder aufleben zu lassen. Auch Frank Leroux (Christian Marquand), ein alkoholkranker Komponist, der gerade aus der Entziehungskur zurückgekommen ist, möchte Linda schaden, da er glaubt, von ihr dorthin abgeschoben worden zu sein, damit sie ihren Liaisons nachgehen kann. In der Vorbereitungsphase tauchen immer mehr Widersacher auf, die das Projekt schließlich torpedieren könnten...

Autor

Prisma

Review

Die schnelle Vorstellung der sehr unterschiedlichen Charaktere bewirkt, dass man in Wolfgang Liebeneiners Film eine schnelle Marschrichtung wahrnehmen kann, sodass förmlich auf Komplikationen gewartet werden darf. Förderlich für die Aufmerksamkeit ist zunächst einmal das sehr beeindruckende europäische Star-Aufgebot, in dessen Reihen auch schnell einige Selbstinszenierungen aufzuspüren sind. Außerdem sind diverse Darsteller mit ihren üblichen Aufgaben durchaus vertraut gewesen, was eigentlich nur heißt, dass man sich auf Rollen der Schablone gefasst machen darf. "Schlussakkord" ist Ausstattungsfilm, Drama und Romanze in einem geworden. Der hierbei angewandte Aufbau ist recht klar, aber ebenso vorhersehbar, sodass Überraschungen leider auf sich warten lassen. Untermalt ist die Szenerie immer wieder mit Sequenzen aus der Oper, oder man vernimmt sogar Schlager-Einlagen. Folglich handelt es sich also um ein Format, das seinerzeit handelsüblich war.

 

Der Verlauf stellt sich schnell als recht kopflastig heraus, da wenig Pointen innerhalb der Dialoge gesetzt werden, die Darsteller zunächst angehalten sind, sich zu beherrschen und man insgesamt einfach nur ein sanftes Plätschern ohne bedeutende Etappen wahrnimmt. Im Reich der Künste dürfen selbstverständlich die Gefühle nicht fehlen, sodass schnell heimliche Liebschaften, Eifersucht, Neid und weitere Finessen aus der emotionalen Mottenkiste als Verstärker dienen dürfen. Leider etabliert sich der nachhaltige Eindruck, dass bei der Geschichte niemals die Lunte gezündet wurde und das große Spektakel, das man hier auf die Beine zu stellen versucht, kann den Zuschauer nicht als solches tangieren. Es bleibt somit zu hoffen, dass sich die bekannten und beliebten Stars der Szenerie bewähren werden, und sie nicht nur durch Routine auffallen, sondern auch durch Präzision und - dem Thema des Films entsprechend - vielleicht sogar durch etwas Explosion, Temperament und Feuer.

 

Die Darsteller versuchen ihr Bestes, um den bleibenden Eindruck zu kaschieren, dass der Ofen bereits aus war, bevor er überhaupt Feuer gefangen hatte. Mit Christian Marquand und Eleonora Rossi Drago standen zwei markante Mimen zur Verfügung, die Tendenzen zeichnen und Routine vermitteln, mehr aber leider nicht. Insbesondere die Italienerin lässt ihre übliche Überzeugungskraft im Rahmen dichter Charakterzeichnungen vermissen, und beinahe erscheint alles seicht und oberflächlich zugleich. Die mit leichter Spannung erwarteten Reibungsflächen hüllen sich in Unsichtbarkeit, kein Wunder dass die Geschichte im letzten Drittel fast ausschließlich mit einem musikalischen Rundumschlag gestreckt wurde. Viktor de Kowa muss man vermutlich mögen, um ihm sein selbstgefälliges Auftreten zu verzeihen, Marion Michael schließt Sympathien und Schauspielkunst dem persönlichen Empfinden nach kategorisch aus, Christian Wolff spielt eine Rolle, in die er zu jener Zeit gerne hineingezwängt wurde und der Rest der Besetzung bleibt vollkommen unauffällig bis belanglos.

 

Unterm Strich entpuppt sich der Film also als verkappte Schmonzette, die mit dem Blick auf die ausgiebig vorhandene Konkurrenz, ausgestattet mit gleichen Voraussetzungen, deutlich das Nachsehen hat. Die schwache Dramaturgie erfährt leider in keinem Bereich nennenswerte Aufwertungen, was ziemlich schade ist, weil es stets schade ist. Ob die Premiere nun stattfindet, wird dem Zuschauer seit Beginn als Frage aller Fragen aufgetischt, doch spätestens nach einer Stunde interessiert das leider niemanden mehr. Insgesamt bleibt "Schlussakkord" aufgrund der genannten Schwächen unauffällig, langatmig, vielleicht sogar uninteressant, und auch die vielen schönen Bilder und die nahezu kultivierte Bearbeitung können nicht von einem Flop reinster Seele ablenken. Wolfgang Liebeneiners Beitrag bleibt somit wohl ein Schock für Kunstbanausen und vielleicht ein noch wesentlich größerer für Freunde der Künste, denn selbst für das Produktionsjahr 1960 wirkt "Schlussakkord" letztlich noch viel zu konservativ und überholt. Für die Akten!

Autor

Prisma

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