Schön, nackt und liebestoll

Italien, 1972

Originaltitel:

Rivelazioni di un maniaco sessuale al capo della squadra mobile

Alternativtitel:

Romance Mortal (BRA)

Bad Girls (USA)

Penetration (USA)

The Slasher ...is the Sex Maniac! (USA)

Revelations of a Sex Maniac to the Head of the Criminal Investigation Division

So Sweet, So Dead

So schön - so nackt - so tot

Deutsche Erstaufführung:

06. Dezember 1974

Kamera:

Fausto Rossi

Inhalt

Ein maskierter Serienkiller macht Rom unsicher. Seine Zielscheiben sind ausschließlich schöne und gut gestellte Frauen der High-Society, die sich ihre Langeweile gerne mit außerehelichen Aktivitäten vertreiben. Der Mörder fotografiert seine Opfer beim Liebesspiel und bringt sie schließlich auf bestialische Weise um. Am Tatort werden die Beweisfotos hinterlassen, allerdings sind die Köpfe der jeweiligen Liebhaber herausgeschnitten. Kommissar Capuana (Farley Granger) steht vor einem Rätsel und sucht verzweifelt nach irgendwelchen Ansatzpunkten, doch die Mordserie geht weiter. Hat man es mit einem Wahnsinnigen zu tun und wo lässt sich ein Motiv finden? Bei seiner mühsamen Arbeit stößt er auf erste Hinweise, doch der Druck, den Fall endlich zu lösen, wächst unaufhörlich...

Autor

Prisma

Review

Regisseur Roberto Bianchi Montero inszenierte mit "Schön, nackt und liebestoll" einen sehr klassisch wirkenden Genrebeitrag, der sich vor allem im visuellen und stilistischen Bereich nicht vor Konkurrenten zu vertecken braucht. Betrachtet man die zunächst sehr ausgefallen wirkende Story allerdings genauer, platziert sich der Film eher im gehobenen Giallo-Mittelfeld. Aufwendig und extravagant in seinen Bildern, trivial, wenn auch nachvollziehbar in seiner Intention, außerdem mitreißend und spannend, wenn auch nicht immer durchgehend, beweist die Regie ein gutes Fingerspitzengefühl um die Zielgruppe zufrieden zu stellen. Der Aspekt der gelungenen Unterhaltung steht hier außer Frage, denn alle Zutaten für einen mehr als unterhaltsamen Beitrag sind im in genügendem Ausmaß vorhanden, dennoch neigt die spektakulär konstruierte Geschichte dazu, in Belanglosigkeiten zu münden. Leider ist die Vorhersehbarkeit nicht wegzudiskutieren, der Schlüssel ist für den geschulten Zuschauer im weitesten Sinne und hier rückblickend gesehen quasi schon aus dem Vorspann zu erahnen, allerdings handelt es sich nicht um vorhersehbare Elemente im Sinne von Motiv oder Auflösung, sondern leider in Richtung des verpassten Überraschungsmoments. Dass der Film sich im Großen und Ganzen vieler, bereits schon einmal da gewesener Elemente sowie Veranschaulichungen bedient, macht wenig aus, da die Umsetzung sehr geglückt ist und einen einladenden Charakter vermittelt. So viel Kritik sei bei einem Film, der sich seiner Kapazitäten nicht in aller Konsequenz bewusst war, aber diese gut wegzustecken weiß, ruhig angemerkt, da man dennoch einen geglückten Giallo serviert bekommt, der eben letztlich genauso ausgefallen ist, wie es sich zahlreiche seiner Konkurrenten nur hätten träumen lassen. Selten gab es übrigens einen derartigen Spielfilm mit solch prominenter und darüber hinaus atemberaubender weiblicher Besetzung, die dem zunächst so reißerisch klingenden Titel die oberste Glaubwürdigkeit ausstellen.

 

Überhaupt ist die Geschichte mit vielen bekannten Gesichtern angereichert worden, sodass man sich gerne auf das bunte Geschehen einlässt. Farley Grangers Kommissar Capuano bekommt einen recht typischen Stempel aufgedrückt. Bei seiner sachlichen Arbeitsweise kommt es immer wieder zu persönlichen Grenzen und allerhand Komplikationen, die er mit seiner Erfahrung und seinem Scharfsinn bekämpfen kann. Dabei erscheint er überhaupt nicht unkonventionell zu sein, er vermittelt beinahe eine merkwürdig pragmatische Ruhe und offenbart letztlich, dass er nicht gerade unfehlbar ist, vermutlich weil er beim Thema Mord und Verbrechen einfach genug Abartiges gesehen hat. Auch beim Privatmann Capuano zeigen sich einige Macken im Ansatz, die ihn noch mehr greifbar werden lassen. Des Weiteren ist die Darstellerriege unter anderem mit Silvano Tranquilli und Chris Avram sehr prägnant besetzt, wobei man bei den Damen mit einer schier beispiellosen Besetzung konfrontiert wird. Sylva Koscina, Susan Scott, Annabella Incontrera, Krista Nell, Femi Benussi, wohin soll man nur schauen? Ja, man wünscht sich tatsächlich, dass diese Liste unendlich sein würde. Alle Damen unterscheiden sich hauptsächlich in ihrem Äußeren, denn sie sehen im luxuriösen Leben nur noch wenige Möglichkeiten, sich einen Kick zu verschaffen, folglich muss selbstverständlich jeweils ein strapazierfähiger Liebhaber zum Zeitvertreib her. Wegen dieser Tatsache haben alle eines gemeinsam, denn sie werden zu potentiellen Todeskandidatinnen. Alle Darstellerinnen geben ihren zu interpretierenden Charakteren eine besondere Note, insbesondere Annabella Incontrera sticht durch ihre elegante und kühle Erscheinung hervor. Betrachtet man sich die unerbittliche Vorgehensweise des Killers, so ist es beinahe bestürzend, wie viel Schönheit und Verführung hier gezielt zerstört wird und welches Ende einige der Damen in diesem Szenario finden müssen.

 

Die weibliche Hauptrolle be- und entkleidet die wieder einmal umwerfende Sylva Koscina. Nicht nur schön, nackt oder liebestoll, lieferte sie immer sehr packende und glaubhafte Leistungen. In ihrem Repertoire konnte sie die unterschiedlichsten Anforderungen ohnehin spielend abrufen. Das aufmerksame Auge der Kamera hebt ihre aparte Erscheinung vornehmlich mit ausgiebigen Großaufnahmen hervor, oder wahlweise auch in horizontalen Einstellungen. Barbara, die Ehefrau des Kommissars, ist ebenfalls Mitglied der gefährdeten Gruppe von Luxusweibchen, sie wirkt sehr direkt, steht aber auch für den ruhigeren Pol in dieser Konstellation. Ein Genuss, die Wahl-Italienerin in dieser Rolle bewundern zu können. Insgesamt ist "Schön, nackt und liebestoll" ein Giallo, den Freunde des Genres selbstverständlich gesehen haben sollten. Gerade in diesem Bereich wurde es nach einer Schwemme von Beiträgen immer schwerer, das Rad neu zu erfinden und etwaige Wiederholungen zu vermeiden. Es ist aber nicht weiter schlimm, da eine angenehme Verlässlichkeit ausgestrahlt wird. Der rote Faden wird in diesem Szenario nie aus den Augen verloren, dass man als Zuschauer aber Bahnbrechendes aufspüren könnte, bewahrheitet sich eher selten. Charakteristisch hierfür steht das Finale, das in seiner eher holprigen Auflösung zwar einen ordentlichen Paukenschlag setzen wollte, dies aber leider nicht glücken wollte, denn wer sich in der bunten Welt der Gialli etwas auskennt, wird anstelle von Überraschungen leider zu viele eindeutige Hinweise finden. Musikalisch fühlt man sich angenehm bis klassisch begleitet, die Untermalung greift in vielen Szenen sehr gut. Unterm Strich ist dieser Film also nur, oder also doch, ein halber Volltreffer, von dem man ohne größere Erklärungen allerdings sagen kann, dass er auf bestimmte, oder sogar unbestimmte Art und Weise gefällt. Der größte Vorteil bei "Schön, nackt und liebestoll" bleibt deswegen, dass das Ergebnis kaum kurzweiliger hätte ausfallen können, die teilweise beklemmende Atmosphäre sorgt für gute Spannungsmomente und letztlich kann sich Monteros Beitrag angenehm in der Erinnerung festsetzen.

Autor

Prisma

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