The Riffs II - Flucht aus der Bronx

Italien, 1983

Originaltitel:

Fuga dal Bronx

Alternativtitel:

Fuga del Bronx (ESP)

Les guerriers du Bronx 2 (FRA)

A Batalha de Bronx (POR)

Escape from the Bronx (USA)

Bronx Warriors 2

Escape 2000

Deutsche Erstaufführung:

16. September 1983

Inhalt

Die Bronx, der Schmelztiegel der Gewalt, soll plattgewalzt werden. Der Grund: die „General Construction Company“ plant den Bau eines luxuriösen Baukomplexes. Jede/r der dem Räumkommando in die Quere kommt, wird mit Flammenwerfern in die ewigen Jagdgründe geschickt. Unter den Opfern befinden sich auch Trashs Eltern. Der Anführer der Riffs will Rache und verbündet sich mit Strike (der wie alle „Bronx-Ratten“ in der Kanalisation abhängt) um den Präsidenten der „General Construction Company“ zu entführen. Gibt es eine Chance das Bronx-Massaker zu beenden?

Review

Wer oder Was sind eigentlich Asoziale?

 

Eine unserer zahlreichen, negativen Präferenzen ist: dass wir unseren Mitmenschen gern den „Titel“ Asozial zuschustern. Aber machen wir uns aufgrund dieser Vorurteilbehafteten und unüberlegten Aussage (der jegliche Sozialkompetenz fehlt) nicht selbst zu einem Asozialen? Das Feld ist demnach weit gefächert, Armut, soziales Fehlverhalten und (angesprochene) soziale Inkompetenz zählen zu den Paten der (von der Gesellschaft gezeugten) Gemeinschaftsschädlinge. Dass die eigentlichen Probleme der betroffenen Menschen und deren Ursachen ignoriert werden, zeugt von einem Denken, dass der NS-Zeit zuzuordnen ist. Schließlich wurden in den deutschen Konzentrationslagern ca. zwei Drittel der nichtjüdischen, deutschen Insassen mit dem schwarzen Asozialen-Winkel gekennzeichnet. Eine Tatsache, die den StdF (Stab des Stellvertreters des Führers) zu der Frage bewegte, wer denn nun diese Asozialen seien? Eine eindeutige Antwort konnte nicht gefunden werden, sodass man irgendwann nicht mehr nachhakte. Die „Asozialen“ blieben nicht eindeutig definierbare Volksschädlinge und somit Gemeinschaftsunfähig. Die Dehnbarkeit des Begriffs „Asozial“ stagnierte infolgedessen als Allzweckdiagnose, die unsere Lernresistenz bis zum heutigen Tage - und vermutlich auch zukünftig - bestätigt. Weit ausgeholt, aber in Verbindung mit dem italienischen Genrekino, im Speziellem den Endzeitfilmen wie z. B. „Rush“ oder „Riffs 2“, ein interessantes Thema. Angelehnt an den Genozid fällt eine selbsternannte Herrenrasse über die Sozialfälle in einem Ghetto her, um diese auszumerzen. Reichlich Zündstoff um die „Schwarte krachen zu lassen“. Castellari, übernehmen Sie!

 

„VERLASSEN SIE DIE BRONX!“

 

Nachdem Trash (im Finale von „Riffs 1“) das Schlachtfeld als einsamer Sieger verließ, steckt er bei „Riffs 2“ erneut im Kampfgetümmel. Da seine „Kollegen“ (Blade und Co.) im Vorgänger das Zeitliche segneten, ist Trash (mehr oder weniger) auf sich allein gestellt. Der härteste Konkurrent des schwarzlockigen Muskelpakets ist (Henry Silva als) Floyd Wrangler, der seinem Vorgänger (Vic Morrow) in nichts nachsteht und zahlreiche menschenverachtende wie volksverhetzende Antidogmen „rausballert“. Die Gründe für seine „Himmlerischen“ Verbalattacken sammeln sich in der Kanalisation: die letzten Gangmitglieder der Bronx: Die Rollers, die Iron Man sowie einige Paradiesvögel, die dem „Christopher Street Day“ entsprungen sein könnten.

 

„Was sagen die von der Einsatzzentrale?“ (Footsoldier)
„Das ist mir scheißegal. Ich mache sowieso was ich will.“ (Wrangler)

 

Trotz vieler bekannter Gesichter, unter denen auch das von Pornostar Moana Pozzi zu erspähen ist, rückt keiner der Darsteller in den Mittelpunkt. Die eigentlichen Stars in der Bronx sind nämlich Bambule, Remmidemmi und Fratzengeballer. Enzo geht mit viel Karacho zu Werke, denn wo man auch hinsieht - es knallt, brennt oder qualmt. Was die Story anbelangt, so muss man nicht extra die prognostizierende Glaskugel zurate ziehen um zu erkennen, dass dieses Minimum an Handlung im Hintergrund agiert. Dessen ungeachtet kann man „Riffs 2“ jedoch nicht absprechen, dass ab und an zumindest leicht kritische Stimmen das Wort ergreifen. Hier spiele ich weniger auf die „Speisewürzen“ Skrupellosigkeit und Korruption an, sondern auf die Deportationen im „Dritten Reich“. Die „Desinfactation Annihilation Squad“ (kurz „DAS“) kommt in ihrer Vorgangsweise der Waffen-SS nahe. Die rebellierenden Bronx-Bewohner kann man hingegen mit den Partisanen gleichstellen. Einige dieser Vögel tragen übrigens Revolvergürtel, so dass sich ein klein wenig IW-Flair in der ohnehin bleihaltigen Luft verbreitet. Und was ist mit Trash, dem Antihelden der Bronx? Mark Gregory mag nicht mit schauspielerischen Qualitäten gesegnet sein, aber er ist nun mal ein überaus sympathischer Typ.

 

„Mark Gre-go-ry, you are the love of my life,
Mark Gre-go-ry, i'd let you shag my wife,
Mark Gre-go-ry, I want curly hair too!“
(Inspired by the David Luiz chant. Credits to all FC Chelsea Supporters)

 

Bei den Fachleuten und Kritikern ist die erste „Riffs-Fortsetzung“ natürlich gnadenlos durchgefallen. Während des Durchstöberns diverser Filmlexika „sprangen“ mich diesbezüglich zwei Kurzkritiken auf eine extrem aggressive Weise an. Wer hinter den nahezu brillanten Wortgebilden steckt, sollte nicht schwierig zu erraten sein:

 

„Ein nur an niedere Instinkte appellierendes Filmwerk“

„Formal drittklassiges Gewaltkino, noch brutaler als der erste Teil. – Wir raten ab.“

 

Ich sehe das ein „klein wenig“ anders. „The Riffs 2 - Flucht aus der Bronx“ kann zwar nicht die Klasse des Vorgängers erreichen, aber Castellaris gut inszenierte Action, seine sympathischen Pro- und Antagonisten sowie der tolle Score von Francesco De Masi machen den Film zu einem Klassiker des italienischen Genrekinos. Somit verabschiede ich mich von den Riffs-Hassern vom (Film)dienst, mit den Worten eines „Kammerjägers“ der „Desinfactation Annihilation Squad“:

 

„Einfach auslöschen, das Gesindel.“

 

In diesem Sinne:

I should be so lucky
lucky, lucky, lucky
I should be so lucky...
(Kylie Minogue)

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