Der Winter zieht in die Stadt. Es ist kalt, die Straßen glitzern vor Nässe, und die Damen drücken sich in die Hauseingänge um Schutz vor dem frostigen Wind zu finden. In einer dunklen Seitengasse steht eine Gruppe Männer und Frauen vor einer angegammelten Tür, schweigend ins Gespräch vertieft. Bei Kommissar Belli läuten die Alarmglocken: Eine Gruppe Halbstarker, die sich bereit macht ein Kino zu stürmen? Oder sollte das, Schreck lass nach, etwa die angeforderte Unterstützung für seinen Kampf gegen das organisierte Verbrechen sein?

Nun, Kommissar Belli kam zwar nicht persönlich vorbei, aber auf der Leinwand ließ er sich immerhin zweimal blicken, um den Gangstern Italiens zu zeigen wo der Hammer hängt, sehr zur Freude der angereisten Filmfans. 3 Tage Polizei- und Gangsterfilme im Kommkino in Nürnberg, und im Vorfeld stellte sich schon verschiedentlich die Frage, ob das denn nicht irgendwann langweilig werden würde. Ich darf die Antwort vorwegnehmen: Von Langeweile keine Spur! Ich hätte selber nie gedacht, dass die Bandbreite so groß ist, dass so viele vollkommen unterschiedlich gestaltete Geschichten innerhalb eines Genres erzählt werden können. Aber der Reihe nach …

Es begann, wie Filmfestivals meistens so beginnen: Menschen, die gemeinsame Interessen haben,  treffen sich zwei- oder dreimal im Jahr, um zusammen eine schöne Zeit zu haben. Im Fall des Norimberga Violenta-Festivals hieß das, bekannte und vertraute Gesichter endlich einmal wiederzusehen, ein paar neue Gesichter kennenzulernen, und sich in angenehmer Atmosphäre über Kino, das Leben und den ganzen Rest auszutauschen. Eine familiäre Atmosphäre, die das gesamte Wochenende über anhielt und wahrscheinlich alle ansteckte. Das Kommkino ist halt eine wunderbare Location, und bietet einfach genau den richtigen Rahmen für eine solche Veranstaltung.

Nach einem etwas hektischem Abendessen beim Türken ging es um 21:15 pünktlich los mit Fernando di Leos Knaller DER MAFIABOSS – SIE TÖTEN WIE SCHAKALE, einem meiner persönlichen Highlights dieser drei Tage. Luca Canali, ein kleiner und unbedeutender Zuhälter in Mailand, bekommt es mit zwei Profikillern des amerikanischen Syndikats zu tun, die ihn exemplarisch umlegen sollen, damit die Leute in Mailand wissen, dass mit dem Syndikat nicht zu spaßen ist. Immerhin geht es um die Lappalie von verschwundenen 30 Millionen Lire. Doch Canali ist nur ein Bauernopfer, eigentlich hat jemand ganz anderes das Geld an sich genommen, und als Canali das herausbekommt, und als auch seine Frau und sein Kind in die Schusslinie geraten, da wehrt sich dieser kleine Gauner mit Zähnen und Klauen – wie ein Schakal. Ein dynamischer Film, der immer nach vorne geht, nie zurück schaut, immer voll auf die Zwölf. Mario Adorf gibt alles und geht seinen blutigen Weg durch ein leider etwas rotstichiges Mailand wie im Jahr zuvor bereits Gastone Moschin als Ugo Piazza – mit dem Kopf durch die Wand (richtiger: Die Windschutzscheibe). Trotz, oder wahrscheinlich eher wegen, einiger leichter Handlungskürzungen (die deutsche Kinofassung ist leicht geschnitten und bietet daher ein sehr kompaktes Actionerlebnis) ein straffer Film. Wie eine Kopfnuss mit der Stirn …

Die wenigsten hatten größere Erwartungen an den nächsten Film TESTAMENT IN BLEI von Carlo Lizzani. Zu wenig war bekannt über den Streifen, zu amerikanisch klangen Stab, Besetzung und Inhalt. In der kurzen Pause nach DER MAFIABOSS wurde vielmals diskutiert wie schlecht der sein soll, und in Anbetracht der späten Zeit überlegten einige, ob man sich den überhaupt antun soll. Aber welch Überraschung, der Film rockt durchaus! Kein typischer Mafiathriller italienischer Herkunft, sondern eher ein klassischer Gangsterfilm US-amerikanischen Zuschnitts: Die Brüder Joe und Richie Gallo wollen nicht mehr die armen Würstchen in der Organisation des großen Falco sein, sie wollen selber an den Speck. Sie wollen die Big Men sein, so würde Tommy Judo in DER TODESKUSS von 1947 es sagen, und Joe ist dessen größter Fan (sowohl der Filmfigur als auch des Films). Also beginnen die beiden mit ihren Leuten einen Gangsterkrieg, an dessen Ende Joe für10 Jahre ins Kittchen wandert. Dort lernt er den Schwarzen Willy kennen und die beiden freunden sich an. Wieder draußen kommt es zur afro-italienischen Brüderschaft, und die alteingesessenen Herren der Mafia müssen zu rigiden Mitteln greifen um dieser Bedrohung Herr zu werden.

Nach einem starken Anfang treten im Lauf der Zeit leider ein paar Hänger auf, und das letzte Drittel kommt dann erzählerisch ernsthaft in Schwierigkeiten. Die Sache mit der italienischen Föderation ist etwas merkwürdig, aber die National Italian American Foundation, gegründet 1975, existiert tatsächlich, und sie ist anscheinend auch heute noch das Sprachrohr für Italiener in den USA. Sachen gibt’s … Aber im Großen und Ganzen war TESTAMENT IN BLEI überraschend gut:  Der Versuch, in einer Organisation nach oben zu kommen, der so gar nicht von Erfolg gekrönt ist, vergleichbar vielleicht ein wenig mit Filmen wie FEUERTANZ (ebenfalls von Carlo Lizzani, wen wundert’s …).

Was mich sehr beeindruckt hat sind die Bilder von New York im Jahre 1973. Mein Gott, wie man kann nur in solchem Schmutz leben? Jeder der da groß geworden ist muss unweigerlich raus wollen, muss an die Spitze wollen, egal ob er Donald Trump oder Joe Gallo heißt (wobei die Unterschiede zwischen den beiden, abgesehen von der Frisur, ja nun eher gering sind). Die Bilder wirken dunkel und dreckig, wodurch eine hohe Street Credibility entsteht. TESTAMENT ist so ganz anders als der geleckte DER PATE, und dabei nie so übertrieben wie etwa BLACK CAESAR, sondern immer knallhart realistisch, stilistisch vergleichbar vielleicht mit den frühen Filmen Martin Scorseses. Die starke Stimmung und die eindrückliche Bilder untermalen das stellenweise harte Drama sehr gut. Kein Überflieger, aber sehenswert.

Der zweite Tag begann unendlich müde. So müde, dass ich zugeben muss, meiner Chronistenaufgabe nicht ganz gewachsen gewesen zu sein, und beim ersten Film, Mino Guerrinis GANGSTER STERBEN ZWEIMAL, des Öfteren eingeschlafen zu sein. Gar zu unentschieden empfand ich die Story um den großen Überfall, den genialen Heist mit philosophischem Unterbau. Die erste Hälfte wirkte allenfalls eher langatmig und mit einer unsauberen Figurenzeichnung versehen, was aber sehr wohl meinen Schläfereien geschuldet sein kann. Wer da was macht, wo die Figuren herkommen, wer sie sind – das wurde zumindest mir nicht klar. Anderen ging es genauso, vielleicht haben die auch geschlafen, ich weiß aber, dass mindestens ein Zuschauer den Film als persönlichen Höhepunkt des Festivals ansah. Was bedeutet, dass ich wohl mehr geschlafen habe als ich zugeben mag …

Der Heist selber war klasse, schnell und atemlos geschnitten, und dass danach alles in die Binsen geht ist eine Weisheit des Genres. Aber was war das mit dem Schluss? Hat Michelangelo Antonioni da die Regie übernommen? Ein Mann und eine Frau fahren in einem Sportwagen in die verschneit-vernebelten Berge. Sie philosophiert über eine Fliege welche die Badewanne hinaufklettern will, er erzählt von seiner verkorksten Jugend, und am Ende zerschießt er die Diamanten. Insgesamt der Versuch, einen Gangsterfilm mit philosophischer Stoßrichtung zu verknüddeln, was für mich nur bedingt funktioniert. Durch die stark rotstichige Kopie ließ sich die tolle Optik des Films nur erahnen, und von daher habe ich den Film eher zwiespältig aufgenommen. Scusate …

Nach einer kurzen Pause kam dann allerdings einer DER Höhepunkte des Wochenendes auf die Leinwand, und da war mit Schlafen nichts mehr drin: DIE KLETTE von Romolo Guerrieri. Was ich bei der Erstsichtung auf DVD nur recht nett fand, hat mich bereits im Kino ziemlich geflasht, und mit ein wenig Abstand dann zu ebendieser Meinung gebracht, ein echtes Highlight gesehen zu haben. Kommissar Belli, der in einen Mord auf der Via Veneto hineingezogen wird, und dann in einem Sumpf von Verbrechen den Boden verliert (“Ich mag keine Leichen. Aber sie sind mein Job. Ein Scheißjob …“), das ist ein echter Noir-Krimi wie er im Buche steht. Machen wir doch mal den Raymond Chandler-Check: Handlung? Verworren. Figuren? Viel zu viele mit viel zu vielen Namen. Tote? Einige. Erotische Frauen? Reichlich vorhanden (aber alle etwas dürr). Hard-boiled Detektiv mit coolen Sprüchen? Vorhanden! Ergebnis: Schwärzer, im Sinne von Noir, geht es nicht mehr. Franco Nero macht seine Sache als italienischer Philip Marlowe erstklassig, und die Synchro haut einige Perlen raus, ohne dabei aber gleich klamaukig zu werden (“Ganoven nennen mich: Die Klette. Dabei meinen sie: Das Schwein. Mir ist es gleich.“). Dass die Handlung ab der Hälfte nicht mehr nachvollziehbar war ist geschenkt. Es geht um die Stimmung, um das Stochern eines einzelnen korrupten Bullen im Morast des Verbrechens. Dazu optische Spielereien vom Feinsten, und insgesamt einfach ein Krimi klassischen Ursprungs. Auch das Rätsel, dass ich ein anderes Ende kannte, hat sich mittlerweile gelöst: Die DVD-Veröffentlichung von NEW hat den Vorspann und das Ende der deutschen Kinofassung als alternative Versionen beigelegt, was vor allem am Ende erheblich knalliger rüberkommt als die italienische Version (James Brown sei Dank). Und der Loop über das Ende einer Hauptperson ist in dieser deutschen Kinofassung tatsächlich genauso drin wie er in Nürnberg zu sehen war – mehrfach. Kind schielt nicht, Kind muss so gucken ...


Nach diesem Reißer gab es eine angenehm lange Pause, und die Veranstalter hatten in einem gemütlichen Lokal in der Nähe reichlich Plätze reserviert, so dass bei Sauerbraten, Schnitzel und Bier einer dieser speziellen Momente der Nürnberger Festivals entstand, an den man sich noch lange zurückerinnern wird. Ohne zeitlichen Druck essen, gemütlich noch einen Espresso trinken um sich für die kommende Nachtschicht einzustimmen, und dann zurücklehnen und Kommissar Belli (einem anderen als im vorherigen Film) zuschauen wie er in den Straßen von Genua Rabatz macht, denn: TOTE ZEUGEN SINGEN NICHT. In der Hafenstadt wollen die neuen Leute aus Marseille die alten Strukturen übernehmen, und das geht natürlich nur unter extremen Einsatz von Gewalt. Um das zu verhindern schmiedet Kommissar Belli eine Allianz mit den bisherigen Machthabern des Syndikats, aber die Franzosen sind härter, brutaler, schneller. Und es sieht ganz so aus, als ob der bisherige Don sein eigenes Spiel spielen möchte, in welches Belli nicht eingeweiht ist.

Dat is enne Poliziottescho!!!! Ein beschnäuzerter Eisenbulle mit dem schönen Namen „Krieg“ jagt böse Drogenhändler in Genua. Und wenn am Ende dabei alles drauf geht, das Gute muss gewinnen! Die Bösen sind richtige echte Schweinehunde, die nicht mal vor dem Mord an Bellis Tochter zurückschrecken, Bellis Vorgesetzter ist nett aber unentschlossen (und irgendwann recht tot), der Boss in Genua ist ein alter Fuchs dessen Tage gezählt sind, und der neue Boss ist ein Drecksack wie er im Buche steht. Nichts Neues im Lande Genua Armata, aber genau die richtige Kost für Poliziottescho-Fans. Vielleicht ein klein wenig zu viel Sentiment, vor allem gegen Ende hin, insgesamt ein bisschen zuviel Rotstich, aber dafür astrein inszenierte Action-Szenen, tolle Schauspieler, spitzen Stimmung, fetzige Musik, und ein Franco Nero als Nervenbündel, der mit Fäusten und Pistole der absolute Platzhirsch im Lande ist. Zusammen mit DER MAFIABOSS und DIE KLETTE einer der persönlichen drei Höhepunkte des Festivals.  Eigenartig allerdings, dass die Plätze bei den beiden ersten Filmen am Samstag eigentlich gut gefüllt waren, sich bei dem hier aber die Ränge gelichtet haben. 

Um am Sonntag nicht wieder alles zu verschlafen, verzichtete ich freiwillig auf den folgenden FEUERSTOSS von Alberto de Martino. Am nächsten Tag erzählten mir einige, dass der Film recht schwach war, andere hielten ihn für besser als gedacht. Angenehmerweise kann man sich auf den Freund und Kollegen Richie Pistilli besser verlassen als auf den müden Maulwurf: 

Zum Abschluss des zweiten Festivaltages ließen dann John Saxon, Stuart Whitman und Martin Landau noch einmal so richtig die Fetzen fliegen, indem sie in Alberto De Martinos FEUERSTOSS das kanadische 'Montréal' beinahe in Schutt und Asche legten. Der Film versprühte zwar ein sehr geringes Italo-Flair, und grimmig dreinschauende Schnauzbartträger suchte man auch vergebens, aber dennoch entpuppte sich der Film auf der großen Leinwand als eine sowohl recht unterhaltsame als auch zugleich kurzweilige Inszenierung, die neben Elementen des amerikanischen Cop Films auch einen gialloesken Whodunit Plot beinhaltete. Kernstück des Ganzen ist eine mehrminütige Autoverfolgungsjagd inmitten des kanadischen Großstadtdschungels, bei der dann auch ordentlich die Motoren aufjaulten und die Reifen quietschten. Eine actionreiche Blechschlacht, die sogar hartgesottenen Altmetallsammlern die Freudentränen in die Augen treibt. Abgerundet wurde das urbane Treiben schließlich mit einer stellenweise politisch unkorrekten Synchro und einer sehr smoothen Filmmusik von Armando Trovajoli, welche die verbliebenen Besucher schließlich auch im Ohr nachhallend geruhsam in die Nacht geleitete.  

Der Sonntag bot dann erstmal Dauerregen – Also richtiges Kinowetter! Neben fallenden Temperaturen hatte dieser letzte Tag dann zugleich ein recht straffes Programm, damit am Abend auch alle pünktlich nach Hause kommen konnten. Also die Pobacken zusammengekniffen, und los ging es, nach einer wunderbaren und stimmigen Trailershow, mit EIN MANN GEHT AUFS GANZE, der allerdings auch Ein Mann geht aufs Halbe hätte heißen können (warum muss schon jeder selbst herausfinden). Die Geschichte um Eleanor, die plötzlich einen Gedächtnisverlust erleidet, sich an die letzten 5 Jahre nicht mehr erinnern kann, und sich gleichzeitig der Angriffe eines glatzköpfigen Fremden erwehren muss, die Geschichte ist zugegebenermaßen ein reiner Giallo. Grundstrukturen einerseits und auch das langsame Erzähltempo andererseits haben weder mit Polizei noch mit Gangstern etwas zu tun. Kam hier überhaupt ein Polizist vor? Wie so oft in Gialli ist die Präsenz der Staatsmacht hier eher zu vernachlässigen gewesen. Dafür lief in sehr schönen Farben und in einer verträumten Atmosphäre ein ruhiger Psychothriller ab, der eigentlich nur an den hölzernen deutschen Dialogen scheiterte, denn sowohl Darsteller (Anne Heywood, Telly Savalas, das wunderschöne Ostende als Handlungsort) wie auch die Bilder konnten ein wohliges Behagen erzeugen. Ein guter Film, aber wahrscheinlich auf dem heimischen Bildschirm und im Originalton etwas überzeugender. 

Eine kurze Pause, und schon erschien auf der Leinwand Antonio Margheritis HÖLLENHUNDE BELLEN ZUM GEBET, der dann im Gegensatz zum vorherigen Film schon eher ein Poliziottescho war: Der alternde Profikiller Marciani kommt von New York nach Italien, um den Mord an seinem Bruder zu rächen. Er stößt auf den Nachwuchsgauner Angelo, den er, weil seine Augen zusehends nachlassen, zum Killer ausbildet. Zumindest technisch, denn die Willenskraft einen Menschen zu töten, die muss Angelo erst noch entwickeln. Viel Zeit dazu hat er allerdings nicht ... Klingt von der Vater-Sohn-Beziehung “Alter Killer und junger Gauner“ her erst mal nach dem 3 Jahre früher entstandenen LA PISTOLA von Michele Lupo, bei dem Lee van Cleef und Tony Lo Bianco versuchten aufzuräumen, es werden aber auch Erinnerungen an DER TOD RITT DIENSTAGS oder an BANDIDOS wach. Hier sind es Yul Brynner (in seiner letzten Rolle) und der Sänger Massimo Ranieri, die in Neapel für Lücken unter den ansässigen Mafiosi sorgen, und dabei reichlich flott und energiegeladen vorgehen. Nach dem sehr ruhigen, manchmal vielleicht etwas zu ruhigen, EIN MANN GEHT AUFS GANZE, steppte hier wieder der Bär und es gab reichlich Action. Mir persönlich hat Yul Brynner ein wenig zu oft diese “In Europa drehen sie ja drollige Filme“-Ausstrahlung gehabt, die mir beim diesjährigen Terza Visione auch bei Kirk Douglas in EIN ACHTBARER MANN aufgefallen ist. Aber wahrscheinlich ist das nur Einbildung, und die HÖLLENHUNDE bellen auf jeden Fall ordentlich. Und laut! An Schlaf war bei der klasse inszenierten Action jedenfalls nicht zu denken … 

So langsam taten die Gesäßmuskel weh vom Marathonsitzen, aber einer ging zum Schluss schon noch. Einer, der belegen konnte dass das Wort vom “Guten Schluss“ keine Floskel ist: EISKALTE TYPEN AUF HEISSEN ÖFEN rasen durch Rom um kleine und große Kriminelle in die Schranken, und alles was einen Rock trägt ins Bett zu weisen. Da mir aber zu diesem Film so gar nichts rechtes einfallen mochte, soll noch einmal der überaus geschätzte Richie Pistilli zu Wort kommen: 

Und gegen 17:00 war es dann leider auch schon wieder soweit, denn das grandiose Festivalwochenende neigte sich allmählich seinem unausweichlichen Ende zu. Doch bevor sich der Vorhang im Komm-Kinosaal an diesem Sonntag ein letztes Mal schloss, enterten zum Abschluss noch einmal Ray Lovelock, Marc Porel, Adolfo Celi, Silvia Dionisio und Bruno Corazzari die große Leinwand, denn Ruggero Deodatos EISKALTE TYPEN AUF HEIßEN ÖFEN stand als finaler Festivalbeitrag auf dem Programm. Darin verkörpern dann Ray Lovelock und Marc Porel zwei Mitglieder einer verdeckt ermittelnden Spezialeinheit, die das Gesetz liebend gerne selbst in die Hand nehmen und dabei auch keinesfalls Gefangene machen, denn die beiden selbstjustiziellen Ermittler sind keine Cops von Traurigkeit. Dabei gleichen die beiden gnadenlosen Vollstrecker  eher einem selbsternannten Killerkommando, das mit seinen kriminellen Gegnern kurzen Prozess macht, indem sie diesen nicht nur voller Freude ständig in deren Allerwerteste treten, sondern diese daraufhin auch ohne großes Federlesen ins Jenseits befördern. Nebenbei verheizen sie eine ganze Armada an Nobelkarossen, lassen fröhlich die Genicke der bösen Jungs knacken und machen auch vor unschuldigen Blindenhunde nicht halt, so dass ihr Vorgesetzter Adolfo Celi ständig in ärgste Erklärungsnot gegenüber dem zuständigen Ministerium gerät. Die Einzige, der es schlussendlich gelingt die beiden rastlosen Ordnungshüter hart heran zu nehmen, ist niemand geringeres als die reizende Silvia Dionisio. Und natürlich mischt auch der unvergleichliche Bruno Corazzari bei diesem ungesetzlichen Treiben munter mit, wobei er aber die Aussage 'auf dem Zweiten sieht man besser' wohl etwas missverstanden zu haben scheint. EISKALTE TYPEN AUF HEIßEN ÖFEN stellte somit nicht nur einen gebührenden Abschluss des fantastischen Festivalwochenendes dar, sondern entpuppte sich auch als ein erstklassiger Stimmungsgarant, der den verbliebenen Gästen nicht nur eine standesgemäße Unterhaltung bot, sondern auch dem allseits beliebten Ray Lovelock ein letztes Denkmal setzte, da dieser traurigerweise knapp eine Woche nach dem Festival völlig unerwartet von uns ging. Ruhe in Frieden Ray Lovelock (19.06.1950 - † 10.11.2017) 

Nie hätte ich gedacht, dass drei Tage Poliziotteschi so anwechslungsreich sein können: Ein Mafiafilm, ein klassisches Gangster-Bio-Pic, ein Heist-Movie, ein Noir, ein archetypischer Poliziottescho, ein Giallo-artiger Krimi, eine Gangsterballade und ein Buddy-Movie. Sollte sich an diesen drei Tagen jemand gelangweilt haben, so sei ihm stattdessen das demnächst stattfindende Rosamunde Pilcher-Festival in Cornwall empfohlen. Oder natürlich das für das kommenden Frühjahr anvisierte Italowestern-Festival, wiederum im KommKino und präsentiert von Dirty Pictures und Italo-Cinema. Ich glaube, wer diese Tage in Nürnberg erlebte, der hat Erinnerungen an die er noch lange zurückdenken wird: Die schönen Trailershows (immerhin wissen wir jetzt endlich, dass mit Chloroform alles besser geht), die heiteren Verlosungen vor den Filmen, die entspannte und, ich erwähnte es, familiäre Atmosphäre, die so völlig stressfrei ist, die liebgewonnen alten Bekannten und die neuen Freunde, …

Und auch, wenn diese drei Tage so schnell vorbei rasten wie ein polizeigrüner Fiat 127 in voller Fahrt, so haben diese Tage tiefen Eindruck hinterlassen! Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle an alle Verantwortlichen und Ausführenden: Die Veranstalter, die Betreiber des Komm-Kinos, die ehrenamtlichen Vorführer, den Layouter, und an alle hinter den Kulissen, von deren unermüdlicher Arbeit wir Filmfans nichts mitbekommen, und ohne die so ein Festival gar nicht möglich wäre. 

Ich freu mich schon auf’s nächste Mal!!! Arrivederla …

 

MaulwurfRichie Pistilli