Amok Train - Fahrt ins Nichts

Kroatien | Italien | USA, 1989

Originaltitel:

Beyond the Door III

Alternativtitel:

Evil Train (FRA)

Death Train (GBR)

Il Treno (ITA)

Regisseur:

Jeff Kwitny

Drehbuch:

Sheila Goldberg

Inhalt

Amerikanische Studenten auf Bildungsfahrt ins serbische Hinterland. Sie ahnen nicht, dass des Teufels auserwählte Jungfrau unter ihnen weilt. Nur um Haaresbreite entkommen die jungen Leute einem primitiven satanischen Kult. Sie flüchten sich auf einen Zug und geraten vom Regen in die Traufe. An dieser Stelle überlasse ich demütigst dem Covertext der Dragon-DVD das markige Wort: "Keine irdische Macht kann die Todesfahrt des AMOK TRAIN stoppen. Die Schmerzensschreie der Passagiere vermischen sich mit dem infernalischen Getöse berstenden Metalls. Und der Zug wird nicht eher stoppen, bis das grausame Ritual vorüber ist..." Ey yo!

Review

AMOK TRAIN ist nicht nur ein extrem kruder, sondern auch ein ziemlich unfassbarer Film. Kreuzt munter einen "Satan sucht Amerikas Super-Jungfrau"-Plot mit dem Katastrophenfilm und garniert seinen URLAUB IN DER HÖLLE auf Schienen mit einigen grobschlächtigen, aber spratzigen Splattereien, die die Indizierung in Germany förmlich herbeigebettelt haben.

Da die studentische Reisegruppe, die nichts ahnend des Teufels jungfräuliches Fuck Interest in ihrer Mitte hat, im vom Satan persönlich gesteuerten AMOK TRAIN durchs serbische Hinterland jagt, kommen wir so in den Genuß einiger nicht alltäglicher und höchst spektakulärer Ableben. "Cremated alive im Heizkessel", "Impaled by a Bahnschranke", "Gezweiteilt between two Waggons" und "Runaway Train Decapitation" würde unsere lokale Goregrind-Truppe diese Death Metal-Songs wohl nennen.

 

Produziert für wenig Geld im ehemaligen Jugoslawien hat das Ganze der von mir geschätzte Ovidio G. Assonitis, der unter dem markigen Pseudonym Oliver Hell(!)man Knaller wie PARTY DES SCHRECKENS, TENTACOLI oder das völlig Over-the-Edge deibelnde EXORZIST-Rip-Off VOM SATAN GEZEUGT gedreht hat. Die Regie hat er dem jungen Amerikaner Jeff Kwitny überlassen, der danach aber nicht mehr nennenswert in Erscheinung getreten ist. Die Cast besteht durch die Bank aus Namenlosen. Das jedes dumme Vorurteil aufgreifende Drehbuch wähnt auf dem Balkan zwar nicht wie nowadays HOSTEL's Eli Roth nur arglistige Schlampen und perverse Folterknechte, dafür aber rückständige Teufelsanbeter und feist aussehendes, der Inzucht verdächtiges Bauernvolk. Sicherlich kein schmeichelhaftes Bild, was amerikanische Drehbuchautoren (oder besser Autorinnen, denn AMOK TRAIN schrieb doch tatsächlich eine Frau) vom serbischen Hinterland haben, aber es erfüllt in diesem Fall ebenso seinen (Spielfilm-)Zweck wie die Mären, die uns vorgaukeln, dass in Texas nur kannibalistische Hinterwäldler mit Kettensägen und Menschenhautmasken hausen und die Deutschen allesamt Nazis sind. Regen wir uns nicht künstlich auf, sondern genießen lieber die Höllenfahrt des AMOK TRAIN. Und die ist fürwahr ein Fest des schlechten Geschmacks.

 

Keine Frage, es wird cheesy und manchmal - etwa wenn der Teufelszug aus den Weichen springt und begleitet von tosenden Wagner-Klängen durch Wald und Wiese, über Stock und Stein rast, um zwei auf einem Boot (!!!) flüchtenden Studenten ebenfalls der ohnehin schon eindrucksvollen Body Count-Statistik zuzuführen - schreit halt auch mal der blanke Trash laut "Hail Satan!".

 

Freillich sieht der AMOK TRAIN nicht nach gehobener italienischer Genrekunst a la Argento, Fulci oder Avati aus; sondern eben nach billiger; und trotzdem macht der Film keine Gefangenen.

Von Anfang an wird das Gaspedal voll durchgetreten. Man prescht rasant wie sein führerloser Titelgeber durch einen action-, leichen- und absurditätenreichen Plot und gibt weder den Beteiligten auf noch vor dem Bildschirm auch nur eine Minute zum Durchatmen. Wenn etwa His Satanic Majesty in der deutschen Synchronisation mit der Helium-Stimme von Papa Schlumpf fiese Sachen zu unserer Heldin sagt, erreicht die unfreiwillige Komik bisweilen einen schmerzhaften Siedepunkt. Aber es wird auch düster-brackig wie in den finsteren Szenen im primitiven Waldlager der serbischen Teufelsanbeter. Und immer wieder darf der Bluthund frohlocken, weil im, auf und durch den AMOK TRAIN viele Passagiere nicht am Stück durch den Film kommen.

 

Fazit: Der AMOK TRAIN gönnt sich keine Leerfahrt, sondern rast wie besessen durch seine abstruse Handlung. Das ist trashig, das ist billig, das ist unfreiwillig komisch. Bisweilen aber auch schön düster, brackig und vor allem blutig. Das kommt also dabei heraus, wenn auf einer schwarzen Messe im Modelleisenbahnladen groben Unfug mit Gekröse kreuzt... Hail, Satan!

Links

OFDb

IMDb

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