Die amourösen Nächte des Ali Baba

Frankreich | Italien, 1973

Originaltitel:

Le amorose notti di Ali Baba

Alternativtitel:

Rêves lubriques (FRA)

The Amorous Nights of Ali Baba

Inhalt

Ali Baba hüpft durch sämtliche Betten des Kalifats. Seinen Onkel, den mächtigen Kadi, ärgert dies ungemein, hasst er doch die Frauen, und verurteilt in seinen Prozessen immer nur die holde Weiblichkeit zu Strafen. Um Ali Baba auf den rechten Weg zu bringen, lässt er Professor Freuch aus Wien holen, der den Jungen zu einem rechten Studenten der Wissenschaften machen soll. Ali Baba allerdings erfährt schon früh von den Ränken seines Onkels, überfällt den Professor unterwegs, raubt dessen Bücher, demütigt ihn, und hüpft weiter durch die Lotterbetten. Derweil hat eine Tante das Problem, dass ihr Neffe stockschwul ist, und sie ihn zu einem “richtigen“ Mann machen möchte. So mit Frau und Hochzeit und so. Die Zauberin Jakira hilft mit einem Zaubertrank und einem verzauberten Kleid. Dumm nur, dass die auserkorene Braut sich ausgerechnet in Ali Baba verliebt. Und der in die Braut …

Autor

Maulwurf

Review

In der OFDb hat der Flick zwei Bewertungen bekommen: Einmal 10/10, und einmal 8/10. In der IMDb sind zwei Texte zu lesen, die beide etwas von vielen nackten Frauen, bunten Kostümen und mächtig erotischen Szenen fabulieren. Mmh, also entweder habe ich die falsche Fassung in die Finger bekommen, oder man sollte sich nicht auf die Bewertungen der Stevie Wonder-Blindenschule in Castrop-Rauxel verlassen. Fakt ist, dass dieser Film einfach nur Scheiße ist. Also so richtig Scheiße. Müll. Wobei: Ich habe schon erheblich schlimmeres gesehen! Es gab mindestens einen Erwin C. Dietrich-Film, bei dem ich nur dank der Vorspultaste bis zum Ende durchgehalten habe. Dies blieb mir hier erspart …

 

Aber warum schreibe ich so ein subjektives Zeugs, das mit einer Filmbesprechung ja nun erstmal gar nichts zu tun hat? Das möchte ich anhand eines Beispiels erklären: Es gibt da diese Szene, in der Professor Freuch in eine Jauchegrube gestoßen wird, und dann anschließend noch länger mit der Scheiße am Kittel bei einer Gerichtsverhandlung rumläuft, entsetzlich stinkt und von allen nur weggeschubst wird. Zum Brüllen komisch das [/ironie], und diese Szene ist irgendwie symptomatisch für den Film: Der Humor ist auf allerunterstem Niveau, eine Handlung ist höchstens ansatzweise vorhanden, Dekor und Kostüme sind aus dem Fundus zusammengeklaut und nett anzuschauen, und was nett bedeutet, das wissen wir ja wohl alle, und in Summe trifft  jede deutsche oder italienische Sex-Klamotte absolut problemlos ein höheres Humor- und Erotik-Niveau. Die deutsche Synchro ist zwanghaft auf komisch getrimmt, ohne aber in irgendeiner Weise komisch zu sein. Stattdessen unterstreicht sie diesen Quatsch auch noch, und zusammen mit der größtenteils nichtssagenden Dudel-Musik ist die Tonspur zwar kein Totalausfall, aber kurz davor. Wenn nackte Damen ins Bild kommen liegt sofort ein Mann über der Dame, so dass schlussendlich sogar die Schauwerte fehlen. Ich meine, wenn ich eine Erotikkomödie sehen will, dann erwarte ich leichtbekleidete und nackte Frauen, schlüpfrigen Humor und Situationskomik. Sowas wie WENN DIE TOLLEN TANTEN KOMMEN, halt mit Nuditäten, oder die Spät-70er-Filme mit Edwige Fenech oder Gloria Guida. Aber all dies ist hier schlicht und ergreifend nicht vorhanden. Was zur Frage führt, was ich mit einer Erotik-Komödie anfangen soll, die weder erotisch ist noch komisch. Von Zwischendingen wie frivol oder heiter gleich ganz zu schweigen …

 

Mehr lässt sich zum Film inhaltlich nicht sagen, außer einer ernstgemeinten Warnung: Finger weg! Das Teil ist wirklich übel, im Sinne von hochgradig langweilig. Aber möglicherweise liegt es auch nur an der gesehenen Fassung. Vielleicht gibt es eine italienische oder englische Fassung mit ganz viel toll nackten Frauen, leuchtenden Kulissen und rasant-umwerfendem Humor. Die Kommentare in der IMDb lassen dies vermuten. Die gesehene deutsche Fassung ist das jedenfalls nicht! Allerdings scheint die italienische Fassung mit 89 Minuten Laufzeit ganze 9 Minuten länger zu sein scheint als die deutsche Fassung. Ob vielleicht doch …?

 

Damit der Text aber nicht gar zu kurz wird, werfen wir im Schnellverfahren noch einen Blick auf die Beteiligten:

Der verflucht gutaussehende Luis La Torre, der hier als Alan Barker firmiert, gibt den Ali Baba. Ganz ehrlich, mit dem Aussehen hätte er in den 50ern oder 60ern problemlos eine größere Karriere als Womanizer starten können. Aber die 70er waren auch filmisch einfach eine andere Zeit, da blieben ihm nur kleinere Rollen in Filmen wie BLUTIGE MAGIE von Mario Siciliano oder dem starken Terrorfilm WIE TOLLWÜTIGE HUNDE von Mario Imperoli. Die gebürtige Österreicherin Krista Nell als Zauberin Jakira kennt man aus vielen illustren Genre- und Exploitationfilmen wie BLINDMAN oder Alfredo Rizzos THE BLOODSUCKER LEADS THE DANCE. Es waren oft die Filme der dritten oder vierten Reihe in denen sie auftrat, aber Eindruck hat sie meist hinterlassen. Schade, dass sie bereits 1975 starb, ich hätte sie gerne in mehr Filmen gesehen. Und last but not least der Regisseur, Luigi Latini de Marchi, dessen Name schon klingt wie aus einem farbenfrohen Mantel- und Degenfilm, und der in den 60er-Jahren auch einige solche gedreht hat. DAS SCHWERT DER RACHE, DIE RACHE DES SCHWARZEN REBELLEN oder der in Deutschland nicht gelaufene GLI AMORI DI ANGELICA sind die Art Kostümfilm, die er mutmaßlich gut drauf hatte. Nach ALI BABA war dann auch für 9 Jahre Schluss, nur 1975 hat er an Tano Cimarosas Giallo IL VIZIO HA LE CALZE NERE als Drehbuchautor mitgearbeitet. 1983 folgte mit BABETTE noch ein Film von Claudio Perone, bei dem seine Regiemitarbeit nicht einmal mehr erwähnt wurde, und dann verlieren sich die Spuren.

 

Ganz ehrlich, ich liebe das italienische Kino der 60er bis 80er-Jahre. Aber manchmal ist das schon hartes Brot …

Autor

Maulwurf

Links

OFDb
IMDb

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