Castle of the Living Dead

Frankreich | Italien, 1964

Originaltitel:

Il castello dei morti vivi

Alternativtitel:

Le château des morts vivants (FRA)

Terror no Castelo dos Mortos-Vivos (POR)

El castillo de los muertos vivientes (VEN)

Crypt of Horror

Regisseur:

Warren Kiefer

Inhalt

Die Gauklertruppe um den geldgierigen Bruno (Jacques Stany) erhält eine Einladung von Count Drago (Christopher Lee), um für drei Goldstücke auf dessen Schloss ihren Galgenmännchen-Sketch vorzuführen. Doch der Graf hat nichts Gutes für die Komödianten im Sinn, sucht er doch in Wahrheit Versuchsobjekte für seine eigens entwickelte taxidermische Einbalsamierungsmethode.

Review

„Eternal life may be a dream,
but eternal beauty has become reality!“
(Count Drago)

 

Bevor ich näher auf „Il Castello die morti vivi“ eingehe, gäbe es die leidige Frage zu klären, wer diesen Film denn tatsächlich gedreht hat. Es tauchen mehrere Namen auf: Warren Kiefer, Herbert Wise, Luciano Ricci, Lorenzo Sabatini, Michael Reeves und Frederick Muller. Hierzu werden selbst in Büchern von namenhaften Filmautoren Falschinformationen verbreitet, die auf zum Teil auf persönlicher Empfindungsebene, teils aber auch durch widerlegbare Aussagen beteiligter Personen beruhen. Vergessen wir nicht, dass italienische Genredarsteller jener Zeit einen Film nach dem anderen drehten und nicht immer so hundertprozentig genau wussten, wo sie gerade waren oder für welchen Film sie welche Szenen drehten.

 

Ich vertraue da auf Roberto Curti, der wirklich gründlich zu den Produktionsumständen und Gerüchten bezüglich „Il Castello die morti vivi“ recherchiert und seine Schlussfolgerungen in seinem Buch „Italian Gothic Horror Films, 1957-1969“ wiedergegeben hat. Ich fasse kurz zusammen: Regisseur war der US-Amerikaner Warren Kiefer, der das Projekt mit Produzent Paul Maslansky initiierte. Für den Regiecredit verwendete Kiefer das Pseudonym Herbert Wise, welches auf seinen 1. Regieassistenten Luciano Ricci registriert war. Um Fördergelder aus Italien zu ergattern, verbarg sich Warren Kiefer selbst hinter dem Pseudonym Lorenzo Sabatini. Der in den Credits genannte Regieassistent Frederick Muller erschien nicht zu den Dreharbeiten. Der noch sehr junge Michael Reeves wurde in das Projekt eingebunden, nahm augenscheinlich auch ein paar Drehbuchänderungen vor. Seine Mitarbeit beim Drehen selbst wird allerdings von einigen Autoren viel zu hoch eingeschätzt. Reeves bekam sein eigenes Regiedebut nur kurze Zeit später mit „The She Beast“ (1966), ebenfalls ein Maslansky-Projekt.

 

„Il castello dei morti vivi“ wurde Anfang 1964 mit einem Budget von etwa 125.000 Dollar gedreht, nur etwa 6% davon kamen von Maslansky und Kiefer. Als Ersten zog man Christopher Lee an Land, doch auch die übrigen Rollen sind ziemlich gut besetzt. Der Film beginnt ziemlich bitterböse. Ein Erzähler berichtet uns vom Ende des napoleonischen Krieges und kurz darauf sehen wir den Diener des Grafen, Sandro (Mirko Valentin), wie er harmlose Wanderer und flüchtige Soldaten meuchelt. Der Zuschauer weiß also von Anfang an, dass von Sandro und seinem Herrn nichts Gutes zu erwarten ist. Als Nächstes begegnen wir der Gauklertruppe, und wirklich sympathisch sind uns diese Leute erst mal nicht. Der Anführer der Truppe Bruno (Jacques Stany) ist ein egoistischer Suffkopp, seine Halbschwester Laura (Gaia Germani) obliegt es, zwischen ihm und den anderen bei Streitigkeiten zu schlichten. Doch auch Lauras Rolle wird erst im fortschreitenden Film sympathischer. Dann wäre da Suffkopp Nr. 2, Dart (Luciano Pigozzi), der schon kurz nach Beginn einen fast tödlich verlaufenden Streit mit Bruno vom Zaun bricht und flüchtet.

 

Dabei stiehlt er das Pferd des arbeitslos gewordenen Offiziers Eric (Philippe Leroy), der die Truppe fortan begleitet, weil er keine Reitgelegenheit mehr besitzt und scharf auf Laura ist. Ebenfalls zur Gauklertruppe gehören ein taubstummer Riese und der kleinwüchsige Nick (Antonio de Martino). Apropos, lustige Geschichte. Da man in Italien keinen Kleinwüchsigen fand, der ausreichend Englisch konnte, suchte Maslansky bei einem Zirkus in Kanada. Dort wurde er fündig, gleich in zweifacher Hinsicht, denn auf dem Zirkusgelände erspähte er einen großgewachsenen schlacksigen Mann mit einem charakterstarken Gesicht, den er ebenfalls engagierte. Und so kam Donald Sutherland zu seinem ersten Kinofilm, in dem er gleich drei Rollen spielt, etwa den leicht dusseligen und großmäuligen Soldaten und die bucklige Waldhexe.

 

Doch erinnern wir uns nach diesem ausladenden Anfangstext, dass ich kein Freund davon bin, den gesamten Inhalt eines Films in einer Review wiederzugeben. Machen wir also einen Sprung. „Il castello dei morti vivi“ profitiert von interessanten Darstellern, die interessante Figuren spielen, von der professionellen S/W-Fotographie von Aldo Tonti und Luigi Kuveiller und wird musikalisch stimmungsvoll untermalt von Angelo Francesco Lacagnino, dessen Score einen starken Einfluss seines Dirigenten Carlo Savina nicht verleugnen kann. Hauptlocation des Films ist das Castello Orsini-Odescalchi di Bracciano. Man drehte in Englisch, freilich hatte man vor, nachträglich zu Dubben. Bei dieser Gelegenheit kam es zu einem erbosten Christopher Lee, der feststellen musste, dass für das Dubbing weder Szenenablauf noch Dialoge in Schriftform vorlagen, und er selbst konnte sich an seine Textzeilen nicht mehr gut erinnern. ES wurde also improvisiert.

 

Bei allen seinen Pluspunkten hat „Il castello dei morti vivi“ allerdings einen großen Mangel: es fehlt an Spannung, und das lässt einen die 86 Minuten zu lang erscheinen. Originell ist wiederum das Finale, in dem die Hauptarbeit bei der Beseitigung der Bösewichter nicht etwa dem strammen Helden, sondern zwie Nebenfiguren zufällt.

Links

OFDb
IMDb

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