Django - Ich will ihn tot

Italien | Spanien, 1968

Originaltitel:

Lo voglio morto

Alternativtitel:

Lo quiero muerto (ESP)

Clayton l'implacable (FRA)

Os Ambiciosos Também Morrem (POR)

I Want Him Dead (USA)

Deutsche Erstaufführung:

03. Juli 1970

Regisseur:

Paolo Bianchini

Drehbuch:

Carlos Sarabia

Inhalt

Der Süden zu Zeiten des Bürgerkriegs: Drei Jahre lang hat Clayton (nur in der deutschen Fassung: Django) geschuftet; nur um festzustellen, dass seine hartverdienten Südstaatendollars wertlos geworden sind. Doch kaum zurück in der Stadt erwartet den gebeutelten Cowboy noch mehr Ungemach. Seine Schwester wird von zwei Handlangern des mächtigen Waffenhändlers Mallek vergewaltigt und ermordet. Nur blöd, dass Clayton kurz danach den dummen, kleinen Bruder des Sheriffs in Notwehr erschiessen musste; so dass das „Gesetz“ nun lieber Clayton anstatt der Mörder am Galgen baumeln sehen möchte. Doch Clayton sinnt unerbittlich auf Vergeltung und ahnt nicht, dass vom Erfolg oder Mißerfolg seines privaten Rachefeldzugs nichts Geringeres als das Ende des amerikanischen Bürgerkriegs abhängt...

Review

Djangos, ähem, Claytons Schwester wurde brutal gemeuchelt. Jetzt wird im spanischen Almeria einmal mehr aus der Bibel zitiert: Auge um Auge, Zahn um Zahn.

 

Das Menü der DVD aus dem Hause Koch Media gibt die Marschrichtung von Paolo Bianchinis zweitem Western nach BLUTGERICHT schon vor. Ein Mann befestigt mit drei Steinschlägen das Holzkreuz am Grab seiner ermordeten Schwester. Dazu erklingt Nico Fidencos emotionaler mit melancholischen Summen und Totenglöckchen durchsetzter Gitarrenscore. Die hellen graugrünen Augen des Trauernden drücken Schmerz aus; aber auch Entschlossenheit. Er schleudert den Stein weg und geht zu seinem Pferd. Und wir Zuschauer können schon einmal anfangen, die Minuten zu zählen, bis auch für andere hölzerne Kreuze fällig werden.

 

Oder besser die Sekunden. Bianchinins LO VOGLIO MORTO (so der Originalname von DJANGO – ICH WILL IHN TOT) zählt nämlich zu den weniger zimperlichen Vertretern seiner Zunft. Die Grundstimmung ist durchweg finster. In seinen besten Momenten sogar bedrückend – wie etwa in der einen bleibenden Szene, als Clayton zusammen mit Aloma (gespielt von der aus Leones monumentalen Peplum KOLOSS VON RHODOS bekannten Lea Massari) nahe der Front an einem Feld toter und verwundeter Soldaten vorbeireiten und aus der Ferne Kanonenschläge zu vernehmen sind. Ohne sie tatsächlich zu zeigen, beschwört Bianchini hier auf äußerst simple, aber effektive Weise tatsächlich den Schatten der Bestie Krieg herauf.

 

Das macht Sinn, denn wie übrigens auch in Bianchinis nächsten Western DJANGO SPRICHT KEIN VATERUNSER spielt der amerikanische Sezessionskrieg eine kleine, aber tragende Rolle in LO VOGLIO MORTO; stellt er doch indirekt die zweite Handlungsebene. Die Mörder von Claytons Schwester arbeiten nämlich für den schwerreichen Waffenhändler Mallek, der sich gerne weiter dumm und dämlich am amerikanischen Bürgerkrieg verdienen möchte. Daher sind ihm die sich ankündigenden Friedensgespräche zwischen zweier wichtiger Generäle der Nord- und Südstaaten natürlich ein Dorn im Auge. Damit diese auch todsicher scheitern, schickt er seine Handlanger inklusive der beiden Frauenmörder und ein paar Stangen Dynamit los. Und genau an diesem Punkt kommt wieder unser Racheengel ins Spiel... Keine Frage, der Handlungsstrang mit dem geplanten Attentat ist ein raffinierter Kniff des Drehbuchautors Carlo Sarabia und das Salz in der Suppe dieser klassichen Rachegeschichte. Er gibt dem Film nicht nur zusätzliche Spannung, sondern sorgt auch dafür, dass nicht nur die altbekannte Auge um Auge-Litanei heruntergebetet wird so wie dies schon in unzähligen vor und nach LO VOGLIO MORTO inszenierten Western getan wurde.

 

Federführend in der Vendetta ist hier übrigens Craig Hill, der mir nicht nur wegen der Namensvetterschaft immer wie der ältere, aber uncoolere Bruder von Terence vorkommt. Der gebürtige Kalifornier zählt nicht unbedingt zu meinen Lieblingsracheengeln, aber im Rahmen von Bianchinis knallharter mit einigen sadistischen Einlagen gewürzter Inszenierung macht er seine Sache ganz ordentlich. Mit José Manuel Martín, Andrea Bosic, Andrea Scotti, Frank Brana und José Canalejas bekommt er es auch mit einer wirklich erlesenen „Who is who“-Auswahl unserer liebsten und verkommensten Henchmen zu tun.

 

Ein weiteres Sternchen verdient sich der Film auf filmmusikalischer Seite. Der vor allem durch seine schmissigen Soundtracks zu exploitativen Göttergaben wie NACKT UNTER KANNIBALEN von allen geliebte Nico Fidenco hat um eine melancholische, aber höchst eingängige Melodie herum einen trefflichen Soundtrack gebaut, dessen Anschaffung definitiv auch auf CD lohnt. Die Filmmusik ist diesmal nicht das pompöse, bombastische Drama wie bei anderen Western-Scores, sondern setzt mehr auf ruhige und schwermütige Klänge. Trotzdem hat Fidenco zu jeder Szene die passende Note gefunden; die melancholischen Stimmen- und Gitarrenklänge unterstreichen überaus passend den pessimistischen Grundton des Films. Und im Abspann entlarvt auch das von der Sängerin Lida Lu dargebotene Lied die Dreistigkeit der deutschen Synchronisation. Denn die besingt in dem schönen Stück eindeutig keinen „Django“, sondern einen „Clayton“. (Eine Hörprobe findet ihr in den Links unten.)

 

Fazit: Ein wegweisendes oder epochales Werk darf man bei diesem Western aus der zweiten Reihe freilich nicht erwarten. Allerdings hat Paolo Bianchi Craig Hills um eine spannende Handlungsebene erweiterten Rachefeldzug über weite Strecken derart kompromisslos und düster inszeniert, so dass der geneigte Italowestern-Afficionado, der seine Rachegeschichten am liebsten dreckig und hart serviert bekommt, hier definitiv nicht unzufrieden den Tisch verlassen wird. Weil auch der melancholische Score von Nico Fidenco schön im Gehörgang hängen bleibt, kann der Fan hier bedenkenlos Auge und Ohr riskieren.

Veröffentlichungen

Der Besprechung lag die im Rahmen der Italo-Western-Collection von Koch Media erschienene DVD zugrunde. Der Film ist uncut und liegt sowohl in der deutschen als auch italienischen Tonspur bei gutem Bild vor. Die Extras sind mit Originaltrailer und Bildergalerie diesmal etwas mauer ausgefallen. Dafür findet sich unter den Trailern zu anderen Filmen auch der schmissige Appetitmacher auf UND SARTANA TÖTET SIE ALLE.

Links

OFDb

IMDb

 

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