Mario Lanfranchis Vergeltungsmär in vier Akten pfeift das alte Lied der Rache, welches man bereits in unzähligen anderen Italowestern gehört hat. Wie so oft hat man in der deutschen Fassung den eigentlichen Namen des Revolverhelden (hier: Cash) in „Django“ umgeändert, um einen künstlichen Zusammenhang zum Corbucci-Klassiker herzustellen. Auch dieser Etikettenschwindel ist nichts Ungewöhnliches. Gleichwohl die Geschichte sich auf dem Papier wenig originell liest, hat Lanfranchi mit SENTENZA DI MORTE (bei uns: DJANGO – UNBARMHERZIG WIE DIE SONNE) doch etwas Besonderes daraus gemacht.
Mit diesem Film hat Lanfranchi einen hochatmosphärischen Geheimtipp inszeniert, der nur auf den ersten Blick minimalistisch wirkt, in Wirklichkeit jedoch die Essenz eines ganzen Genres in einer Reihe düsterer und ikonischer Bilder unterbringt. Man darf nicht die Opulenz eines Leone oder Corbucci erwarten, dafür aber Stimmigkeit und Intensität.
Die einzelnen Rache-Episoden greifen geschmeidig ineinander über. Die sengende Wüste, der Pokertisch, Felsen, Geröll, eine abgehalfterte Stadt und zum Schluss der Friedhof. Auf jedem dieser Schauplätze wartet eine von Lanfranchi perfekt in Szene gesetzte und von Antonio (TÖTE, AMIGO) Secchi brillant fotografierte Todesballade auf uns.
Lanfranchis Drehbuch bricht konsequent mit einer herkömmlichen Narration und erzählt seine Geschichte ausschließlich in Form von gleich auf den Punkt kommenden Schlüsselszenarien, in denen Cash, Verzeihung, Django, den Mördern seines Bruders einen nach dem anderen gegenübertritt. Damit hat unser Milch trinkender Racheengel Robin Clarke nicht nur einen, sondern gleich vier Showdowns zu bestreiten und zwar mit zum Teil äußerst markanten Finsterlingen.
Deren charismatischster ist vielleicht Adolfo Celi in der Rolle eines infernalen Predigers. Einem Priester, der nicht nur zur Bibel, sondern öfters auch zum Colt greift – und das selten zum Zwecke der Selbstverteidigung. Doch die weit groteskere Figur spielt sicherlich Tomas Milian; zu sehen als sonnenbebrillter, psychotischer Albino mit einem Fetisch für Gold und blondem Frauenhaar.
Während viele Italowestern das rote FSK 18-Siegel tragen (was heutzutage sicherlich nur noch in ein paar Ausnahmefällen tatsächlich gerechtfertigt ist) hat DJANGO – UNBARMHERZIG WIE DIE SONNE eine etwas irreführende Jugendfreigabe erhalten. Dabei ist Django hier tatsächlich unbarmherzig wie die Sonne und präsentiert sich als völlig humorloser, durchweg düsterer und rauer Vertreter seiner Art.
Neuste Kommentare
Gerald Kuklinski
26. Juli, 2022 | #
Danke für die Info :-)
Stephan
19. Juli, 2022 | #
Bezüglich der deutschen VHS: Keine Ahnung, ob's verschiedene Auflagen gibt, aber meine läuft 105 Minuten (wie die spanische DVD),...
Stephan
19. Juli, 2022 | #
Hallo Gerald,
falls Du von der geplanten Dorado-BD tatsächlich nochmal was hörst, wäre es toll, wenn Du es hier kund tust. Ich hab...
Jan
15. Februar, 2022 | #
@Richard: Ihr wurde aus dem Nichts heraus eine Weltkarriere zu Füßen gelegt, aber sie stand sich selbst im Weg. Guy Hamilton...
Thomas Hortian
21. Januar, 2022 | #
Gerade gesehen, in der neuen deutschen Synchro (die man als passend und deshalb gelungen betrachten kann), hat mir richtig gut gefallen....
Stephan
29. September, 2021 | #
"Adrian Hoven (...), der just in Berlin zusammen mit Schauspieler Michel Lemoine die Aquila Film gegründet hatte."
Mit Aquila hatte...