Du stirbst um 6 in Tetuan

Deutschland | Italien, 1967

Originaltitel:

La lunga sfida

Alternativtitel:

Aventureiro de Marrocos (BRA)

Alerte à la drogue (FRA)

Deutsche Erstaufführung:

25. April 1969

Inhalt

"Ich möchte von Ihnen 25 kg feinstes, von jeder Beimischung freies Heroin. Lieferbar Frei Schiff, dass das Heroin außerhalb der 3 Meilen Zone an Bord nehmen wird. Bei Lieferung erhalten Sie von uns 1 Million US $ in kleinen Scheinen. Unser Angebot gilt bis zum kommenden Montag. Am Montag Nachmittag ankert unser Schiff in den Gewässern vor Tetuán"

 

Ein in London ansässiger Drogenbaron möchte die gepfefferten Preise seines bisherigen Lieferanten, dem Bandenchef Blal (Charaibi Ben Bensalem), nicht mehr bezahlen und heuert aus diesem Grund den Drogenschmuggler Paynes (Luigi Pistilli) an, da dieser ihm insgesamt 25 kg des reinsten Stoffs zu weitaus günstigeren Konditionen liefern soll. Als Entlohnung wird Paynes im Gegenzug für seine Dienste das Angebot einer kleinen Aufwandsentschädigung i.H.v. 1 Million $ unterbreitet. Angesichts dieses lukrativen Angebots willigt Paynes dem Geschäft prompt zu und begibt sich auf dem direkten Weg ins sonnige Marokko, um dort mit seinem Lieferanten Ali ein entsprechendes Geschäftsmeeting abzuhalten. Nach zähen Verhandlungen steht der endgültige Deal dann irgendwann fest: Paynes zahlt Ali letztendlich 25.000 $ für die eingeforderte Menge Stoff, trägt dafür aber nach Erhalt der Lieferung das alleinige Risiko für den weiteren Transport nach Tetuán.

 

"Bestens, das Heroin hätten wir. Mal sehen wie wir es nach Tetuán schmuggeln..."

 

Doch schnell muss Paynes zu seinem Entsetzen feststellen, dass sich der Schmuggel der frisch erworbene Masse an Heroin nach Tetuán doch gar nicht so einfach gestaltet wie ursprünglich erwartet, da die komplette Wegstrecke durch zahlreiche Polizeisperren und Kontrollstellen blockiert wurde. Aber durch Zufall entdeckt er den unbescholtenen Ingenieur Patrick Gordon (George Ardisson), der aufgrund seines lokalen Bekanntheitsgrads und freundschaftlicher Beziehungen zu einzelnen Beamten mit einem freundlichen Gruß ungehindert durch die Polizeisperren gewunken wird.

 

Und schon kurz darauf wird Ingenieur Gordon die schmerzliche Nachricht über den vermeintlichen Tod seines Sohnes Eric (Marco Stefanelli) durch die Polizei verkündet, da dessen Schlauchboot am Strand führerlos aufgefunden wurde und jegliche Suchaktionen nach dem kleinen Jungen erfolglos blieben.

 

Schmerzgeplagt und voller Trauer versucht Gordon bei einem einsamen Spaziergang am Strand etwas abzuschalten, als er plötzlich einen kleinen Jungen erblickt, der das unverkennbare Shirt seines verschollenen Sohnes Eric am Leib trägt. Dieser lockt den Ingenieur daraufhin in ein großflächiges, mit Weißwäsche bestücktes, Wäscheleinen-Feld inmitten einer riesigen Wiese, wo er bereits von dem schmierigen Paynes sehnsüchtig erwartet wird. Dieser fackelt auch nicht lange und eröffnet dem Ingenieur sogleich die nächste Hiobsbiotschaft:

 

Sein Sohn Eric weilt zwar noch unter den Lebenden, befindet sich aber in der Gewalt der schonungslosen Drogenschmuggler. Paynes erwartet daher von Gordon, dass dieser ihm das Heroin sicher durch die Polizeisperren nach Tetuán transportiert und erst nach der erfolgreichen Übergabe am Strand könne er im Gegenzug seinen Sohn wieder unversehrt in die Arme schließen.

 

Da Gordon keine andere Wahl hat, stimmt er widerwillig zu und vertraut sich anschließend seinem besten Freund Gert Schneider (Sieghardt Rupp) an. Ein paar Tage später erhält Gordon dann einen unerwarteten Brief:

 

"Lieber Paps, mir geht's gut. Sei Morgen früh halb 11 mit Deinem Auto, und zwar mit dem Jeep, auf dem Platz vor dem Medina. Du musst den Jeep auf dem Marktplatz abstellen und weg gehen. Um 11 holst Du den Jeep wieder ab. Du wirst 2 Taschen finden. Diese Taschen musst Du durch die Sperren bringen und zwar nach Tetuán. Dort fährst Du die Pakete an den Strand. Dein Dich liebender Sohn Eric."

 

Nach ein paar anfänglichen Turbulenzen können Gordon und Gert die Ware am nächsten Tag endlich übernehmen und starten den nervenaufreibenden Transport in Richtung Tetuán. Bei Gordon macht sich nach und nach immer mehr Panik breit und der Angstschweiß beginnt in Strömen zu fließen....

 

Doch was bis dato noch niemand ahnt: Drogenboss Blal hat die linke Tour Paynes hinter seinem Rücken bereits von Beginn an mitbekommen und das Geschehen seitdem fest im Auge behalten. Da er über die Aktion natürlich alles andere als begeistert ist, schwärzt er Paynes bei den Bullen an, knüpft sich daraufhin den Lieferanten Ali zur Brust und verpasst diesem eine ausgiebige und grausame Elektro-Folter-Therapie. Diese verläuft erfolgreich und Ali plaudert schmerzgeplagt den Plan über Paynes Schmuggel-Tour im Gordon-Express aus. Ab diesem Zeitpunkt mischt Blal dann in dem wilden Treiben auch noch munter mit.

 

"In Europa gibt's ein Sprichwort: Man ist schneller zwischen Hammer und Amboss, als einem lieb ist. Der Mann der Deinen jungen gefangen hält, will Dich als Gepäckträger nutzen, dass ist klar. Und vielleicht ist da ein anderer Mann, der Dich mit aller Gewalt daran hindern will. Ist doch ganz einfach, oder?"

 

Nachdem zwei entsandte Gorillas mit ihrer Mission erfolglos bleiben, fährt Blal härtere Geschütze bei der Jagd nach Gordon und dem weißen Gold auf und hetzt dem ahnungslosen Ingenieur neben einem mit Maschinenpistolen bewaffneten Helikopter-Geschwader auch noch den blonden Todesengel Ursula (Lisa Halvorsen) auf den Hals.

 

Wird Gordon diesen Wahnsinn heil überstehen und seinen Sohn wieder lebend in die Arme schließen können?

Review

Diese äußerst vorzügliche Filmperle gehört zu den sehr frühen Vertretern der ernsteren und kompromissloseren Gangsterfilmen aus Italien und weist sowohl thematisch, als auch atmosphärisch Parallelen zu den ähnlich gelagerten Italo-Western dieser Era auf. Leider lassen sich im Netz fast keinerlei Hintergrundinfos zu diesem wohl leider sehr unbekannten Film aufstöbern... (Als weitere Vertreter dieser löblichen Entwicklung können u.a. auch “Der Bastard”, “Die Banditen von Mailand”, “Mord auf der Via Veneto”, “Hölle vor dem Tod” oder “Heißes Spiel für harte Männer” dazu gezählt werden).

 

Regisseur Nino Zanchin präsentiert mit seinem Spielfilmdebut eine solide Inszenierung eines harten europäischen Kriminalfilms mit exotischen Flair und kann damit auch überzeugen. Hinzu gesellen sich ein paar actionreiche Szenen und eine handvoll Gewaltspitzen, die in ihrer Darstellung für die damalige Zeit aber gar nicht mal so ohne waren.

 

Die Darsteller liefern im Großen und Ganzen eine recht solide Darbietung ab, wobei “the one and only” Luigi Pistilli mit Abstand die beste schauspielerische Performance an den Tag legt und in seiner Rolle als schmieriger und hinterhältiger Drogenschmuggler durchaus glänzen kann.

 

Musikalisch wird hier auch nichts anbrennen gelassen, denn der Titeltrack von Riz Ortolani “Something in a Flower” entpuppt sich gleich beim ersten Hören als ein fantastischer Orwurm, den man so schnell nicht wieder aus den Gehörgängen bekommt. Zuguterletzt sei noch kurz auf die sehr gute dt. Synchronisation hingewiesen, die glücklicherweise mit der notwendigen Ernsthaftigkeit eingesprochen wurde und nicht einmal den Ansatz einer Albernheit bietet.

 

Fazit: Ein prächtiger Italo Crime Feger aus der frühen Dekade des italienischen Gangsterfilms.

Veröffentlichungen

Neben der deutschen VHS Fassung mit einer Laufzeit von 77:32 min scheinen auch noch eine längere französische Fassung mit einer Laufzeit von 85 min. und die italienische Originalfassung mit 89 min. Laufzeit zu existieren.

Links

OFDb

IMDb

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