Dynamit in grüner Seide

Deutschland | Italien, 1968

Originaltitel:

Dynamit in grüner Seide

Alternativtitel:

Il più grande colpo della malavita americana (ITA)

Los Ángeles, hora 14:30 (ESP)

Death and Diamonds (USA)

Dynamite in Green Silk

G-Man Jerry Cotton - Dynamit in grüner Seide

Deutsche Erstaufführung:

23. Februar 1968

Regisseur:

Harald Reinl

Inhalt

Bei einem bewaffneten Raubüberfall auf eine Giftgasfabrik in Los Angeles erbeutet eine Bande von Gangstern chemische Stoffe, mit denen sie einen der größten Diamantendiebstähle der amerikanischen Geschichte planen. Der Polizei fällt ein Mann in die Hände, der zur Bande gehört, jedoch tödlich verletzt wurde. Seine letzten Worte geben einen entscheidenden Hinweis, mit welchem Gegner man es überhaupt zu tun hat. Nach einem intensiven Briefing schleust das FBI daraufhin seinen besten Mann bei der Verbrecherorganisation ein. Dafür nimmt Jerry Cotton (George Nader) die Identität eines Spezialisten für elektronische Alarmanlagen an. Nach einigen Ermittlungen bringt Jerry Cotton den Namen des großen Bosses in Erfahrung, doch ab diesem Zeitpunkt wird es für ihn lebensgefährlich...

Autor

Prisma

Review

Der wohlklingende Titel dieses bereits sechsten Beitrags der Reihe rund um den Groschenroman-Agenten Jerry Cotton verspricht wie üblich Action und Tempo. In diesem Zusammenhang kommt das Publikum mit Harald Reinl erwartungsgemäß sehr schnell und effektiv auf seine Kosten, und es bleibt zu betonen, dass es sich bei ihm wohl um den verdientesten Macher der achtteiligen Reihe handelt. Ursprünglich war Alfred Vohrer für die Regie dieses Films vorgesehen, doch aus terminlichen Gründen übernahm sein Kollege Reinl die Spielleitung, der wiederum für den Wallace-Film "Der Hund von Blackwood-Castle" vorgesehen war und durch Alfred Vohrer ersetzt wurde. Harald Reinls Cotton-Debüt stellt den Grundstein einer erfolgreichen Schaffensperiode für dieses Format dar, denn es folgten noch zwei weitere, sehr unterhaltsame Beiträge, die ihre Vorgänger in mancherlei Hinsicht übertrumpfen können. Der Einstieg in die Story geschieht rasant und unmissverständlich, sodass sich das Publikum erneut auf äußerst rücksichtslose Verbrecher gefasst machen darf, die das Szenario ordentlich aufmischen würden, wenn dort nicht der beste Agent des FBI wäre. George Nader ist hier bereits zum sechsten Mal in der Titelrolle zu sehen und glücklicherweise zeigen sich keine Abnutzungserscheinungen, sondern er wirkt unter Reinls Führung eher zusätzlich gefordert. Die Geschichte rund um den geplanten Juwelenraub klingt zunächst mehr als herkömmlich, allerdings sorgen zahlreiche Verstrickungen für sehr spannende Strecken in allerbester Cotton-Manier, damit die Suche nach dem großen Hintermann gut bei Laune halten kann. Ein entscheidender Hinweis veranlasst das FBI, Jerry Cotton bei einer berüchtigten Gangster-Organisation einzuschleusen. Diese Rolle muss - hier im Schnelldurchlauf - zunächst einmal perfekt choreografiert werden, damit kein Verdacht aufkommt, der das Unternehmen gefährden könnte.

 

Mit George Nader ist der treue Fan abermals auf der sicheren Seite, denn er glänzt mit Wortwitz und kann aufgrund seiner unerschöpflich wirkenden Agilität überzeugen. Lediglich seine Film-Mutter Käthe Haack spült den harten FBI-Mann in einem kurzen Intervall etwas ungünstig weich. Ansonsten kann man sich auf actiongeladene und spannende Phasen einstellen, denn Jerry Cotton spricht erfahrungsgemäß nicht nur mit der Schlagfertigkeit seiner Worte, sondern ebenso der seiner Fäuste. Eingeschleust in eine gefährliche und darüber hinaus äußerst misstrauische Bande zeigt sich rapide das nötige Konfliktpotential, um den brisanten Fall auf zusätzliche Touren zu bringen. Da die Regie einen netten Whodunit-Effekt in den Verlauf integriert, offenbaren sich zunächst andere Gegenspieler, unter denen vor allem Carl Möhner herausstechen kann. In derartig angelegten Rollen zeigte der Wiender gerne eines seiner aggressiven und rücksichtslosen Gesichter, was hier sehr effektiv zur Geltung kommt. Um ihn versammeln sich somit übliche Verdächtige von Rolf Eden bis Richard Haller, die versuchen, Jerrys Mission zu unterminieren. Weitere interessante Darbietungen liefern beispielsweise Günther Schramm, Karlheinz Fliege oder Dieter Eppler, die wie etliche andere Darsteller auch für nebulöse Verhältnisse sorgen werden. Bei den Damen sticht insbesondere Marlies Draeger hervor, die von Harald Reinl bemerkenswert in Szene gesetzt wird. Der merklich bewegungsfreudigen Kamera sieht man eine deutliche Affinität für ihr schönes Gesicht an, sodass es hier zu zahlreichen Großaufnahmen kommt, die ihre Mimik zwar dokumentieren, sie aber letztlich nicht entschlüsseln können. Draeger bekommt in der zweiten Hälfte des Films noch ausreichend die Möglichkeit geboten, sich als eines der interessantesten Cotton-Girls zu etablieren, was vielleicht ein wenig zulasten ihrer ebenso attraktiven Kollegin Silvia Solar aus Frankreich geht.

 

Die darstellerische Vielfalt tut diesem zweiten Farb-Beitrag der Reihe sichtlich gut und bügelt einige wenige Längen geschickt aus. Insgesamt hält Harald Reinl sich nicht mit zu ausgiebig ausgebreiteten Veranschaulichungen bezüglich des geplanten Diamantenraubes auf, sodass die Story erst gar nicht in die Verlegenheit kommt, potentielle Phasen der Eintönigkeit florieren zu lassen. Hier helfen beispielsweise verschiedene Set-Wechsel, zahlreiche verdiente Interpreten und damit verbundene charakterliche Ungleichgewichte sowie durch und durch dubios wirkende Figuren, die ihre Masken erfreulicherweise nicht zu schnell ablegen werden. Wie so oft gerät Jerry Cotton in allergrößte Gefahr, da er es zu keinem Zeitpunkt nötig zu haben scheint, die Frage seiner wirklichen Identität zugunsten seiner Prinzipien und der eigenen Sicherheit zu verschleiern. Der treue Fan der Serie ist sich jedoch generell der Tatsache bewusst, dass der FBI-Mann mehr Leben als eine Katze zur Verfügung haben muss, um unbeschadet aus jedem noch so verzwickten Fall herauszukommen. Harald Reinl konnte mit diesem abwechslungsreichen Film eine neue Richtung der Intensität für die Reihe einleiten, da er dem Empfinden nach in vielen Bereichen stringenter und actionlastiger inszenierte, außerdem beim Blick auf die interne Konkurrenz einen teils patenteren Stab zur Verfügung hatte. "Dynamit in grüner Seide" wirkt insgesamt recht ausgewogen, spannend und wesentlich moderner als manche Beiträge der Frühphase, wobei der Unterhaltungswert sich bei keinem Cotton-Film der Serie in Frage stellt. Oftmals gingen laufenden Formaten gerade gegen Ende die Ideen und die Luft aus, und bestenfalls ließ sich nur noch Routine finden, was hier aber erfreulicherweise nicht der Fall ist. Am Ende wartet der Verlauf mit ein paar wirksamen Überraschungen und rasanten Action-Einlagen auf, was die Möglichkeiten deutlich steigern kann, dass sich dieser Beitrag im internen Ranking weiter oben wiederfinden kann. Vielleicht einer der besten Cottons.

Autor

Prisma

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