Die Flusspiraten vom Mississippi

Kroatien | Frankreich | Deutschland | Italien, 1963

Alternativtitel:

Les pirates du Mississippi (FRA)

Agguato sul grande fiume (ITA)

Los cuatreros del Mississippi (ESP)

Pirates of the Mississippi

Manitu vergisst seine Söhne - Tecumseh

Deutsche Erstaufführung:

18. Oktober 1963

Regisseur:

Jürgen Roland

Kamera:

Rolf Kästel

Inhalt

Eine Bande Piraten, die bevorzugt Postschiffe ausplündert, versetzt die Gegend rund um die kleine Stadt Helena in Angst und Schrecken, vor allem weil ihr Anführer Kelly (Horst Frank) mit äußerster Brutalität vorzugehen pflegt. Um den Widerstand der Stadt zu brechen, locken die Piraten den Sheriff von Helena in einen Hinterhalt und ermorden ihn heimtückisch. Die aufgebrachten Bürger der Stadt setzen kurzerhand den Waldläufer James Lively (Hansjörg Felmy) als neuen Sheriff ein, da man es ihm zutraut, die Verbrecher zur Strecke zu bringen. Außerdem unterhält er ein freundschaftliches Verhältnis zum benachbarten Indianerstamm der Cherokees, was eine friedliche Koexistenz gewährleistet, bis Kelly einschreitet. Durch Lügen und Manipulationen bringt er den "Schwarzen Adler" (Tony Kendall) dazu, ihn bei seinem nächsten Raub zu unterstützen, um anschließend Helena zu überfallen. Kann Livley die Katastrophe noch abwenden..?

Autor

Prisma

Review

In einer Phase, in welcher nicht nur zahlreiche Abenteuerfilme mit Western-Einschlag, sondern auch merklich viel bundesdeutschem Flair entstanden, stellte es sich hin und wieder als schwierig heraus, die entsprechenden Beiträge so auszustatten, dass sie sich vom Gros abgrenzen konnten. Jürgen Rolands "Die Flusspiraten vom Mississippi" wurde seinerzeit mit großem Aufwand und dem Vernehmen nach hoher Budgetierung nach dem gleichnamigen Roman von Friedrich Gerstäcker in Jugoslawien gedreht, und es lassen sich weniger Neuerungen als zahlreiche Parallelen zu Artverwandten finden. Im Endeffekt ist es der routiniert und sorgsam arbeitenden Regie zu verdanken, dass der Film seinen Dienst am Interessenten erwartungsgemäß tun kann, allerdings bleibt Rolands farbenfrohe Bearbeitung nicht als Überflieger in Erinnerung. Innerhalb des hohen Unterhaltungswertes finden sich kaum Phasen des Leerlaufs, auch die Darsteller, Bebilderung oder Bauten fabrizieren besondere Eindrücke, was leider von einer von Vorhersehbarkeit geprägten Storyline immer wieder unterwandert wird. Die spannenden Momente definieren sich über eine gute Balance zwischen Action und Brutalität, welcher der Zeit entsprechend allerdings hauptsächlich diskrete Momente eingeräumt werden und sich somit viel im Off, beziehungsweise der Fantasie des Publikums abzuspielen hat. Immer wieder einschießende satirische Momente wirken irritierend und unterm Strich störend, vor allem da man mit ausreichend Säbelrasseln und geschliffenen Dialogen in Wort und Blei unterhalten wird.

 

Die Charaktere und deren Zeichnungen bleiben hauptsächlich oberflächlich bis naiv, sodass selbst Anflüge von Tiefgang wirkungslos im Nichts verhallen. Hauptfiguren wie Hansjörg Felmy oder Horst Frank hätten mehr Schärfe verdient gehabt, insbesondere vor dem nicht gerade unwichtigen Hintergrund, dass sie als erbitterte Gegenspieler aufgebaut werden. Felmy, ein überaus verdienter und interessanter Schauspieler, dessen oft sperrige Art dem Empfinden nach durchaus erfrischend wirken kann, bleibt in der männlichen Hauptrolle unerklärlich blass, wenngleich er doch die nötige Identifikationsfigur heraus arbeiten kann. Dennoch hätte man sich gerade hier ein bisschen mehr Hingabe in diesem geschienten Verlauf gewünscht, um zusätzliche Überraschungsmomente anzubieten. Agiler wirkt sein sympathischer Partner und Hilfs-Sheriff Tom Quincy alias Brad Harris, der in diesem Zeitfenster gut beschäftigt im europäischen Kino war und ohnehin sinnbildlich für markante Action, genügend Drive sowie waghalsige Choreografien steht. Über die Platzierung von Sabine Sinjen lässt sich vielleicht weniger streiten, als über ihre eigentliche Interpretation in diesem Geschehen. So offeriert die Deutsche eine eigenartige Melange aus Slapstick und Emotionen; ein Wechselspiel, welches die Gefahr birgt, einen vollkommen unberührt zurückzulassen. Die interessantere Darbietung auf weiblicher Seite bietet eindeutig Dorothee Parker, wenngleich die hier von Rosemarie Fendel synchronisierte Schauspielerin am Ende recht naiv zurück bleiben muss.

 

Guten Support leisten Dan Vadis und Tony Kendall, doch vor allem Horst Frank kann in seiner Paraderolle als skrupelloser Gangster überzeugen. Wie üblich macht er gewissenlos keine Gefangenen und wird dementsprechend als gefährlicher Kontrahent wahrgenommen, den man nicht unterschätzen sollte. Im Hintergrund agiert der große Unbekannte, für den die sogenannten Flusspiraten ihre kriminellen Dienste tun, doch leider kümmert sich Regisseur Roland nicht weiter um große Überraschungsmomente und kreiert eine Art gläsernes Phantom, dessen Entlarvung erwartungsgemäß vonstatten geht. Erwähnenswert ist der hier betriebene Aufwand, der sich vor allem in vielen Kulissen widerspiegelt. Wenn die Geschichte schwächelt, kann sich das Publikum zumindest an malerischen Landschaftsaufnahmen erfreuen, und am Ende wird ein gut organisierter, vor allem turbulent abgewickelter Showdown geboten, obwohl die Veranstaltung etwas zu abrupt endet und ein paar wichtige Fragen unbeantwortet bleiben. "Die Flusspiraten vom Mississippi", der in Teilen vom italienischen Regisseur Gianfranco Parolini inszeniert wurde, wirkt unterm Strich unterhaltsam und gefällig, sodass die Spieldauer beinahe wie im Flug vergeht. Die auftauchenden dramaturgischen Schwächen sind womöglich auf die beteiligten Produktionsländer zurückzuführen, die üblicherweise ihren Gusto durchzusetzen pflegten. Als Zuschauer kann man sich schließlich die persönlichen Filetstücke selbst heraus suchen und kommt am Ende weniger enttäuscht als zufrieden gestellt über die Zielgrade.

Autor

Prisma

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