The Long Hair of Death

Italien, 1964

Originaltitel:

I lunghi capelli della morte

Alternativtitel:

A Máscara do Demônio (BRA)

La sorcière sanglante (FRA)

Inhalt

Ende des 15. Jahrhunderts: Auf dem Schloss der Humboldts wird Adele Karnstein der Hexerei angeklagt und verurteilt. Ein Gottesurteil in einem Ring von Feuer soll darüber entscheiden, ob Adele lebt oder stirbt, aber sie hat keine Chance den Flammen zu entkommen. Während ihre jüngere Tochter Lisabeth Karnstein dabei zusehen soll, gibt es noch eine ältere Tochter, die Adele mit einem anderen Mann gezeugt hat, und die bisher niemand im Schloss zuvor gesehen hat. Diese – Helen Rochefort (Barbara Steele) – will bei Graf Humboldt (Giuliano Raffaeli) um Gnade oder Aufschub der Strafe bitten, doch der Graf nutzt die Gelegenheit, um Helen zu missbrauchen.

 

Als diese den Betrug bemerkt und hört, wie draußen ihre Mutter das gesamte Dorf und die Schlossbewohner verflucht, droht sie, den Grafen des Ehebruchs zu beschuldigen, worauf die Todesstrafe steht. So wird auch Helen getötet, und der Graf bleibt der Einzige, der Helens Aussehen kannte – fast, denn da ist noch die Bedienstete Grumalda, die Helen bestatten lässt und künftig auf dem Schloss für die Erziehung der jüngeren Tochter Lisabeth verantwortlich ist.

 

Als Lisabeth (Halina Zalewska) erwachsen ist, beginnt sich der labile bis bösartige Sohn des Grafen Kurt (George Ardisson) für Lisabeth zu interessieren. Hauptsächlich deshalb, weil Lisabeth ihn angewidert zurückweist, denn umso mehr will er sie – vorzugsweise gegen ihren Willen – besitzen. Und wie die angebliche Hexe Adele vor ihrem Flammentod prophezeit hat, bricht zum Ende des ausgehenden Jahres im Dorf die Pest aus. Nachdem es Kurt gelungen ist, Lisabeth mithilfe seines Vaters zur gemeinsamen Hochzeit zu zwingen, schlägt in Helens Grab ein Blitz ein. Die Tote erwacht wieder zum Leben, um endlich ihre Rache an den Humboldts zu vollstrecken.

Review

Nach „Das Schloss des Grauens“ (La vergine di Norimberga, 1963) und „Castle of Blood“ (Danza macabra, 1964) drehte Antonio Margheriti seinen dritten Beitrag zum Italian Gothic Horror, meinen persönlichen Favoriten.

 

Was die Handlung betrifft, so ist das Ganze manchmal ein wenig verworren, was nicht zuletzt auch auf das englische Dubbing zurückzuführen ist, wenn auch nicht allein. Wo das Dubbing für Verwirrung sorgt, ist einmal die Figur Helens, die man der Einfachheit halber in Helen Karnstein umgetauft hat. Das macht es aber nicht einfacher, denn sie hat nun mal einen anderen Vater und Nachnamen, so steht es auch auf ihrem Grabstein. Deshalb kennt niemand im Schloss ihr Aussehen, da sie im Gegensatz zu Lisabeth nie dort lebte. Weitere Verwirrung besteht bezüglich des Titels, denn was hat das Ganze mit „Langen Haaren des Todes“ zu tun? Einen Kontext findet man in den langen Haaren, die im späteren Verlauf Kurt, gespielt von George Ardisson, überall als Spuren von Lisabeths Anwesenheit findet, die er getötet zu haben glaubt, von der aber jeder ihn zu überzeugen versucht, sie gesehen zu haben. Nur er kann sie nichtfinden. Der wichtigere Kontext im Zusammenhang mit den Haaren, wurde aber vom Dubbing verschluckt: beim Fest zum Anlass der besiegten Pest will man symbolisch eine mannsgroße Puppe verbrennen, und diese Puppe trägt Haare von jedem der von der Pest verschonten Dorfbewohner.

 

Es gibt allerdings weitere Hürden in der Story zu meistern, für die nicht das Dubbing verantwortlich ist. Aber das sind unwichtige Kleinigkeiten, denn letztendlich ist das Szenario von Ernesto Gastaldi, Margheriti selbst und Tonino Valerii unglaublich fesselnd und reich an Wendungen und Symbolik. Besonders interessant ist das Verhältnis zwischen Kurt, Lisabeth und der von den Toten zurückgekehrten Helen. Kurt muss seine Frau Lisabeth zum Vollzug ihrer ehelichen Pflichten zwingen, und genau das gefällt ihm. Dann taucht die von den Toten zurück gekehrte Helen auf, doch anscheinend kann sie sich an nichts erinnern! Sie nennt sich Mary, beginnt eine Affäre mit Kurt und dieser will daraufhin seine Frau ermorden, mit Marys/Helens Hilfe. Lisabeth wiederum gefällt es gar nicht, plötzlich von Kurt zurückgewiesen und vorgeführt zu werden und will plötzlich um ihre Ehe kämpfen, bzw. droht Kurt damit, ihn wegen Ehebruchs anklagen zu lassen, sollte er es wagen, sie zu betrügen. Für ihn hätte das die Todesstrafe zur Folge.

 

Was die kaum versteckten Hintergrundkontexte des Drehbuchs betrifft, so findet man viele der im Italian Gothic Horror „verborgenen“ Motive: erzwungener Sex, Masochismus, Nekrophilie, und auch das bereits in „Castle of Blood“ verwendete Motiv eines Protagonisten, der sich angesichts übernatürlicher Erscheinungen allmählich in steigender Paranoia und in drohendem Wahnsinn verliert. Im Gegensatz zu dem Journalisten Alan in Margheritis „Castle of Blood“ war Baron Kurt in „The Long Hair of Death“ allerdings nie so wirklich eine stabile Geistesgröße. Mehr möchte ich über den Inhalt nicht mehr verraten, und ja, da ist noch viel mehr. Es gelingt der Story, den Zuschauer immer wieder mit ihren Wendungen zu überraschen.

 

Was die Umsetzung betrifft, so ist „I lunghi capelli della morte“ der wohl bildgewaltigste Gothic Horror von Margheriti. Die S/W-Bilder von Riccardo Pallottini reichen von gewagten Licht und Schatten-Experimenten bis hin zu fast schon expressionistischen Experimenten. Die Musik von Carlo Savina stimmig in jeder Minute – natürlich klingt alles ein ziemlich ähnlich wie in Savinas anderen Arbeiten im Bereich des Gothic Horrors, aber das macht nichts, denn es ist schließlich genau das, was man erwartet. Die Hauptdarsteller sind allesamt überzeugend. Unterbrochen wird dieser Gesamteindruck lediglich von ein paar offensichtlich unkonzentrierten Komparsen.

 

Was man vielleicht hätte weglassen sollen, sind Kurts Monologe/Gedankengänge während der Finalszene, die stören die wunderschönen Bilder und die Dramatik dieses Szenarios. Aber selbst damit kann man leben, und man sollte diesen Film keinesfalls verpassen – „The Long Hair of Death“ hat so viel zu geben.

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