Mit Django kam der Tod

Deutschland | Italien, 1967

Originaltitel:

L'uomo, l'orgoglio, la vendetta

Alternativtitel:

Der Mann, der Stolz, die Rache (DDR-Alternativtitel)

El hombre, el orgullo y la venganza (ESP)

L'homme, l'orgueil et la vengeance (FRA)

Pride and Vengeance (USA)

Deutsche Erstaufführung:

11. Oktober 1968

Regisseur:

Luigi Bazzoni

Inhalt

Django (Franco Nero) ist als Soldat bei der mexikanischen Armee stationiert und hat den Auftrag erhalten, auf die streitsüchtige Zigeunerin Conchita (Tina Aumont) aufzupassen. Dieser gelingt es allerdings aus seiner Obhut zu flüchten, worauf Django erstmal degradiert wird und in einer Zelle schmoren darf. Kurze Zeit später, wird er wieder aus seiner Haft entlassen und möchte seinen Fehler wieder gut machen. Daraufhin begibt er sich auf die Suche nach der Ausreisserin, findet sie letztendlich, aber bringt es nicht über's Herz sie auszuliefern, sondern verliebt sich in sie. Als Conchita, welche nebenberuflich als Prostituierte in hohen Kreisen werkelt, mit einem Freier nach Hause kommt, welcher zufällig Django's Vorgesetzter Captain Pepe (Franco Ressel) ist, entbrennt ein Streit mit diesem, woraufhin Pepe getötet wird. Django, welcher nun als Mörder und Deserteur gesucht wird, muss bei Freunden von Conchita, einer Bande von Schmugglern, deren Boss sich auch noch als Conchita's Ehemann Garcia (Klaus Kinski) herausstellt, untertauchen. Das sich die Beiden gegenseitig nicht ausstehen können, ist offensichtlich - allerdings keimt eine derart erbitterte Rivalität zwischen Liebhaber und Noch-Ehemann auf, welche wohl nur mit dem Tod des Anderen auf Eis gelegt werden kann...

Review

Luigi Bazzoni, welcher leider nur bei einer Handvoll abendfüllender Spielfilme Regie führte, inszenierte hier eine freizügige Adaption der ursprünglichen Carmen-Novelle von Prosper Mérimée. Das die deutsche Titelschmiede allerdings einen Django-Film daraus bastelte, ist eine dreiste Irreführung des Zuschauers, denn dessen Erwartungshaltung dürfte dementsprechend hoch sein und die Enttäuschung nach Sichtung dieser dramatischen Love-Story im Western-Gewand ebenso - denn außer Franco Nero, Staub und blauen Bohnen, hat dieser Streifen rein gar nichts mit Corbucci's Meisterwerk gemeinsam. Und so poltert auch die BRD-Synchronisation aus dem Hause Brunnemann/Brandt munter drauf los, haut' hier und da ein paar lustige, aber völlig unpassende Sprüche konträr zur Szenerie raus - anscheinend wurde versucht, die Liebesgeschichte etwas aufzupeppen, denn "Mit Django kam der Tod" ist keinesfalls ein Italowestern im herkömmlichen Sinne, womit auch ab und zu etwas Leerlauf im Storytelling herrscht. Die Vertonung aus der DDR wiederum, hält sich sehr nahe am italienischen Original, außerdem sind in dieser Fassung auch die Szenen in deutscher Sprache enthalten, welche in der BRD wohl aus Straffungsgründen der Schere zum Opfer fallen mussten, um den Film halt etwas spritziger zu machen - ich tendiere zur DDR-Synchro, denn hier wird nichts absichtlich verfälscht und unter dem damaligen Titel "Der Mann, der Stolz, die Rache", welcher ganz einfach den italienischen Originaltitel wortgenau übersetzt, ebenfalls keine falsche Erwartungshaltung beim Zuschauer, in Form von bleigetränkten Schießereien, schüren dürfte.

 

In der Hauptrolle wie gesagt Franco Nero, welcher zu dieser Zeit schon ein gestandener Hauptakteur war und einen Film definitiv allein tragen konnte. Auch hier spielt er wieder fantastisch und durchlebt seine Transformation vom aufstrebenden Soldaten zum blauäugigen Verliebten, bis hin zum Betrogenen - natürlich immer untermalt mit seiner schauspielerischen Klasse. Ihm zur Seite steht Tina Aumont, welche Conchita (im ital. Original aber passenderweise Carmen), Django's Liebste spielt - ihr Charakter dürfte für den Zuschauer schnell zu durchschauen sein, wohl aber nicht für Django und so nimmt die Reise ins Verderben ihren Lauf. Klaus Kinski ist zwar nur zur Nebenrolle degradiert worden, füllt diese aber mit seiner garstig-zynischen Präsenz erstklassig wieder auf. Die restlichen Darsteller haben keinen allzu großen Einfluss auf das Treiben, erledigen ihren Part dennoch solide - also aus darstellerischer Sicht alles im grünen Bereich.

 

Auch die Bilder, welche hervorragend von Luigi's Bruder Camillo Bazzoni mit etlichen Zooms eingefangen wurden, versprühen eine trostlos-trockene Atmosphäre, wo die Liebe einfach keine Chance zum blühen erhält. Da reiht sich der Score von Carlo Rustichelli nahtlos mit ein - also aus handwerklicher Sicht, gibts hier ebenfalls nichts zu beanstanden.

 

Dennoch kommt "Mit Django kam der Tod" etwas schlecht in Tritt - zu sehr wird die Liebesgeschichte ausgewalzt und auch Fräulein Aumont konnte bei mir nicht gerade mit Sympathie punkten - ich empfinde sie sogar als arg fehlbesetzt. Sicher, Bazzoni's Werk dürfte in der Italo-Western-Welt einmalig sein, aber die eigentliche Entwicklung der Geschichte blockiert hier enorm das Voranschreiten des Plots, womit im Endeffekt auch keine Dynamik erzeugt werden kann. Vielleicht wurde hierfür aber auch im Bezug auf den "wilden" Westen einfach die falsche Epoche für diesen Stoff gewählt, denn ehrlich gesagt, empfand ich für die Handlung keinerlei Apperzeption - und ich mag eigentlich abseitige Verfilmungen von herkömmlichen Standards. Als Bazzoni-Fan sehe ich allerdings etwas über diesen Makel hinweg, zu sehr kommt wieder die Detailverliebtheit des ehemaligen Architekten ans Tageslicht und versetzt meine Äuglein immer wieder in wahrhaftiges Verzücken - auch wenn dies, neben dem tollen Schauspiel von Nero und Kinski, Camillo Bazzoni's eindringlichen Bildern, sowie Carlo Rustichelli's zarten Klängen, leider mit die einzigen nennenswerten Positivaspekte von "Mit Django kam der Tod" sind, welche aber dennoch gut über die Schwächen im Plot hinwegtäuschen können.

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