Tödliche Rache

Italien, 1963

Originaltitel:

Una spada nell'ombra

Alternativtitel:

Una espada en la sombra (ESP)

Sword in the Shadows (USA)

Die Rache des Ritters

Deutsche Erstaufführung:

20. Dezember 1963

Regisseur:

Luigi Capuano

Inhalt

Die Familien Della Rocca und Altavilla liegen seit Gedenken im Clinch. Doch nun ist der Tag gekommen, an dem die letzte Messe gelesen wird und die Della Roccas die Altavillas auf deren Domizil gnadenlos abschlachten. Bei aller Freude über den Endsieg versäumen die euphorischen Della Roccas allerdings das Schloss genau zu inspizieren, sodass der Stammhalter der Altavillas, der kleine Fabrizio, mithilfe des Dieners, Fabio, dem Massaker entfliehen kann, um schlussendlich von einem Zigeunerstamm gerettet und in deren Reihen aufgenommen zu werden.

 

Viele Jahre später schlägt der Zigeunerstamm seine Zelte in unmittelbarer Nähe des Anwesens der Della Roccas auf, und Fabrizio, der mittlerweile zu einem stattlichen Mann gereift ist, aber nichts von seiner wahren Identität weiß, stibitzt, von seinem jugendlichen Leichtsinn getrieben, den Della Roccas einige Pferde, womit er den Zorn der Gräfin Ottavia weckt. Während die Gräfin und ihr Adoptivsohn, Braccio, an einer Vergeltung respektive an der Vernichtung der Zigeuner tüfteln, kehrt Ottavias Tochter, Lavinia, aus dem Kloster zurück und - raten Sie mal, was dann passiert - richtig! Sie verliebt sich in Fabrizio…

Review

Spätestens Mitte der 1960er waren der neomythologische Film und dessen ritterliche sowie seeräuberische Ausläufer am Ende ihrer Erfolgstory angelangt. Das Publikum hatte sich an der Antike satt gesehen und in Cinecittà ersetzte man Sandalen und stählerne Klingen durch Cowboyboots und rauchende Colts. Dieser Schlussstrich bedeutete zugleich das Ende von Luigi Capuanos produktivster Filmphase, welche zwischen 1960 und 1965 fünfzehn Historienschinken registrieren lässt.

 

Mittlerweile habe ich es geschafft, den Löwenanteil dieser Regiearbeiten abzuarbeiten. Der gesichtete Stoff konnte mich einerseits zwar nicht euphorisieren, andererseits allerdings auch nicht enttäuschen. So lässt sich beispielsweise resümieren, dass Capuano ein gutes Händchen für Piratenfilme besaß. Dafür zeugen seine Werke „Der Abenteurer von Tortuga“, „Der Löwe von San Marco“ sowie „Tiger der Meere“. Lichtspielerische Piratenfregatten, die wesentlich mehr zu bieten haben, als der überwiegende Output des Genres, da sich Capuanos Regiekollegen nicht wirklich als Experten für den Stoff unter der Totenkopfflagge ausweisen konnten.

 

Weniger wie der der Pirat, der bevorzugt über die Grenzen hinaustritt, besitzen der cineastische Rittersmann wie der geölte Muselmann und manch anderer Heroe der Antike sehr wohl die Züge eines Westerners. Da machen die Charaktere, die innert „Tödliche Rache“ ihr Unwesen treiben, freilich keine Ausnahme. Auch die kleine Geschichte, welche dem Vehikel seine Karosserie liefert, könnte locker dem Westernkino entliehen sein: Zwei verfeindete Familien - das Massaker - der Überlebende - die Rache.

 

Die dabei schaltenden und waltenden wie agierenden und reagierenden Personen sind nach einem stringenten Schema kategorisiert: Gräfin Ottavia Della Rocca, die die Altavillas hasst und sie massakrieren lässt. Hauptmann Mellina, Ottavias rechte Hand. Fabrizio, der Überlebende, dem erst später seine wahre Identität bewusst wird. Lavinia Della Rocca, das love interest, welches zwischen den Della Roccas und Fabrizio steht. Braccio, der Bösewicht, ein zynischer und verlogener Bastard, der an allen Fronten kämpft, um die Alleinherrschaft für sich zu beanspruchen sowie ein Zigeunerstamm, dessen Mitglieder dem verwaisten Fabrizio als Beschützer und spätere Kampfgefährten dienen.   

 

Innerhalb dieser Belegschaft fällt im Besonderen Fabrizio auf, was schlussendlich seinem unüberlegten Handeln, welches ihn in manch bedrohliche Situationen diktiert, geschuldet ist. Fabrizio ist einerseits alles andere als ein Taktiker, andererseits aber auch nicht der mit einer spielerischen Leichtigkeit gesegnete swashbuckler. Fabrizio ist ein Typ, der unbedingt auf die Unterstützung anderer angewiesen ist, ansonsten wäre dieser naive „Held“ hoffnungslos verloren. Sein hartnäckigster Gegenspieler ist der ausgefuchste Braccio, der Bastard, der unter den Altavillas leiden musste und in jungen Jahren von der Gräfin Ottavia Della Rocca „adoptiert“ wurde. Braccio ist das liebend gern zitierte Highlight, das einhergehend für die Bewegung sorgt, die dem Gesamtwerk seine Würze verleiht.

 

„Wo deine Leute lagern, ist mein Land!“ (Braccio)

 

Diese Aussage liefert einen weiteren Bezug zum Westernkino. Die beabsichtigte Provokation, die eine Vernichtung der unerwünschten Zigeuner, die als allegorische Indianer, Siedler oder meinetwegen auch Schafzüchter im Reiche des allegorischen Rinderbarons, Braccio, fungieren, legitimiert. Die Grenzen in denen nur die Della Roccas das Sagen haben, sind eindeutig definiert. Sie umgrenzen einen  Mikrokosmos, der nach der Vernichtung der Altavillas keine Erweiterung erfuhr und erfahren soll, denn die Della Roccas besitzen nicht die Absicht über die frontiers hinauszutreten und konzentrieren sich einzig darauf, ihren ergaunerten Mikrokosmos vor Eindringlingen zu schützen. Die dabei zwangläufig auftretenden Actionmomente beziehungsweise Schwertkämpfe sind übrigens ordentlich choreographiert. Auch in Sachen Ausstattung ist „Tödliche Rache“ nichts vorzuwerfen und wenn: Dann wäre es sekundär, da der Film - wie ich bereits anriss - fortwährend zu unterhalten weiß und es - ungeachtet seiner niedrigen Budgetierung - nicht nötig hat, seinen Fokus auf Schauwerte zu legen.

 

Fazit: Auch wenn ich an den meisten italienischen Historienschinken den buchstäblichen Narren verzehrt habe und sie infolgedessen gern mit einem Sympathiebonus ausstatte, kann ich dem „Ritterfilmchen“, „Tödliche Rache“, auch ohne einen Hinweis auf meine subjektiven Präferenzen, eine Tauglichkeit für den oberen Durchschnittsbereich innert der entsprechenden Genretabelle attestieren, denn das Teil macht tatsächlich Laune.

Links

OFDb
IMDb

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