Tutta colpa di Freud

Italien, 2014

Originaltitel:

Tutta colpa di Freud

Alternativtitel:

Blame Freud

Regisseur:

Paolo Genovese

Inhalt

Francesco (Carlo Galliani) ist Therapeut und alleinerziehender Vater von drei erwachsenen Töchtern. Tatsächlich haben seine Sprösslinge eine sehr enge Beziehung zu ihm und fragen ihn regelmäßig um Rat, auch wenn sie nur bedingt auf ihn hören. Sara (Anna Foglietta) ist lesbisch und steht kurz davor ihrer New Yorker Freundin einen Heiratsantrag zu machen. Marta (Vittoria Puccini) hat den Buchladen ihres Großvaters übernommen, auch wenn sie sich nicht sehr für Literatur interessiert und die Männer in Literaturkreisen sich nicht für sie. Emma (Laura Adriani) ist die Jüngste, gerade erst 18 und noch im Studium. Francesco selbst ist seit der Trennung von seiner Frau vor 20 Jahren Single geblieben, doch er interessiert sich brennend für eine Frau mit Hund (Claudia Gerini), welche er gelegentlich auf der Straße sieht, traut sich aber nicht sie anzusprechen.

 

Dann kommt Leben in die Bude. Saras Freundin hat sie nach ihrem Heiratsantrag verlassen, und so kehrt sie nach Rom zurück und eröffnet ihrer Familie, sie wolle es mit Männern versuchen, da ihre Beziehungen zu Frauen eben nicht funktioniert haben. Marta verliebt sich in einen taubstummen Ladendieb, der Librettos aus ihrem Buchladen gestohlen hat, und Emma eröffnet ihrem Vater, dass sie eine Beziehung mit dem 50-jährigen Alessandro (Alessandro Gassmann) hat, der im Begriff sei, seine Frau zu verlassen – welche die Hunde-Lady ist, auf die es Francesco abgesehen hat. Nichtsdestotrotz startet Francesco den Versuch Alessandro zu therapieren, damit dieser zu seiner Frau zurückkehrt und Tochter Emma in Ruhe lässt.

Review

„Tutta colpa di Freud“ ist eine moderne Liebes- und Lebenskomödie, produziert von Medusa Film mit Fördergeldern des Ministeriums für Kultur. Ich verkünde mit Stolz, dass es mir gelungen ist eine Inhaltsangabe von gerade mal zwei Absätzen zu dieser komplexen Story zu schaffen. Doch der harte Teil beginnt jetzt, denn ich finde es total schwer, eine Komödie in eine Text-Review zu packen. Das ist einfach nicht lustig.

 

„Tutta colpa di Freud“ dagegen schon. Um den Film genießen zu können, muss man sich eines zunächst hinter die Ohren schreiben: er ist trotz vieler dramatischer Momente eine leichtherzige Komödie. Wer von der Ausgangssituation und dem Titel her Tiefenpsychologisches erwartet, wird enttäuscht werden. Im Vordergrund steht es, die Charaktere innerhalb des Films glaubhaft zu vermitteln, keineswegs außerhalb, also in der Realität. Die Reaktionen und Verwicklungen von Charakteren und Story funktionieren in ihrem eigenen Universum, in der Realität sehen wir diese nicht, schon gar nicht in dieser geballten Konstellation.

 

Zur Komplexität, die dieser Komödie ausgesprochen gut bekommt, ein Beispiel. Sara macht ihrer Geliebten einen Heiratsantrag und wird sitzen gelassen. In Rom zurück, bittet sie den Therapeuten-Vater und ihre Schwestern um Hilfe dabei, wie man mit Männern umgeht. Niemand glaubt, dass das funktionieren wird, schließlich ist Sara eindeutig lesbisch, aber man gibt sein Bestes. Zunächst hält Francesco einen „tiefenpsychologischen“ Vortrag. Er teilt 95 % der Männer in vier Kategorien ein und erklärt, warum jede dieser Männerarten unbrauchbar für eine funktionierende Beziehung ist. Die Kunst bestehe darin, einen der übrigen 5% für sich zu interessieren. Saras Annäherungsversuche an das männliche Geschlecht sind wirklich lustig, da sie nie zuvor mit einem Mann ausgegangen ist und in ihren lesbischen Beziehungen offenbar die Hosen anhatte. Bei italienischen Männern kommt sie damit nicht gut an. Zudem beginnt sie augenblicklich zu niesen, wenn sie auf eine scharfe Frau trifft. Schließlich geschieht das Unglaubliche: sie verspürt erstmals einen Niesreiz für einen Mann. Nach der ersten Liebesnacht trifft sie allerdings auf dessen Cousine, die ihrerseits von den Männern enttäuscht wurde, und Sara eröffnet, dass sie es künftig nur noch mit Frauen versuchen wolle. Doch auch das endet nicht wie erwartet.

 

Der eigentliche Fokus der Geschichte liegt allerdings eher auf Emma und deren 50-jährigen Lover, den Francesco zurück zu dessen Frau zu therapieren versucht, während er selbst die Ehefrau des Lovers begehrt. Wird er seine eigenen Interessen am Ende über das Wohl seiner Tochter stellen? Nun, es gibt ein Happy End für eigentlich alle…irgendwie. Wenn der Film überhaupt eine Aussage hat, dann wohl die, dass das Leben und vor allem die Liebe ein ständiger Fluss sind und dass Fehltritte andere verletzen können. Klingt banal? Ist es auch, aber sehr amüsant und schön in Szene gesetzt.

 

In der Rolle des Emma-Lovers ist Vittorio Gassmanns Sohn Alessandro zu sehen. Claudia Gerini wird wohl demnächst im von der RAI produzierten Diabolik-Remake zu sehen sein. Die Kinofassung von „Tutta colpa di Freud“, welche ab Januar 2014 sehr erfolgreich in italienischen Kinos gezeigt wurde, hatte eine Lauflänge von etwa 120 Minuten. Im Dezember 2014 wurde eine um 30 Minuten erweiterte Fassung im italienischen TV gezeigt. Blu-ray und DVD aus Italien verfügen über englische Untertitel.

Links

OFDb
IMDb

Bitte Kommentar schreiben

Sie kommentieren als Gast.