Die Unversöhnlichen

Italien | Spanien, 1965

Originaltitel:

I tre del Colorado

Alternativtitel:

Massacre à Hudson River (FRA)

La frontière de la haine (FRA)

Rebeldes en Canadá (ESP)

Canadian Wilderness (GBR)

Rebels in Canada (USA)

Revolt in Canada (USA)

Three from Colorado (USA)

Hudson River Massacre (USA)

Wölfe der schwarzen Berge (AUT)

Gnadenlose Killer

Drei aus Colorado

Deutsche Erstaufführung:

12. November 1971

Inhalt

Französischstämmige Trapper, die sich mit Indianern gepaart haben, werden im Kanada des 19. Jahrhunderts von den Engländern gnadenlos ausgebeutet, insbesondere von der Hudson’s Bay Company in Gestalt von James Sullivan (Santiago Rivero). Nachdem die Engländer den offenbar unschuldigen Bruder von Victor de Frois (George Martin) getötet haben, schließt der sich den Trappern unter der Führung von Leo Limoux (Franco Fantasia) an. Die Trapper wollen Sullivan entführen, doch der Versuch misslingt, denn nur dessen Tochter Ann (Giulia Rubini) ist anwesend. Victor soll die Gefangene in einer einsam gelegenen Hütte bewachen, bis die Entführer Antwort von Sullivan erhalten. Sollte diese zu Ungunsten der Trapper ausfallen, soll Victor die Gefangene töten. Doch stattdessen verliebt er sich und gerät in Gewissenskonflikt. Währenddessen werden Victors Gefährten von den Engländern niedergemetzelt, verraten von seiner eifersüchtigen Verlobten Nela (Diana Lorys).

Review

Wer einen Italo-Western erwartet, wird enttäuscht werden. Wer einen Paella-Western mit Blick auf die baldige Erfolgswelle des Eurowestern erwartet, wird ebenfalls nicht glücklich. Das soll aber keineswegs heißen, dass Amando de Ossorios „Die Unversöhnlichen“ schlecht wäre. Vielmehr handelt es sich um einen dieser spanischen Western, die in Kanada angesiedelt sind und auf die ich in letzter Zeit immer häufiger stoße. Scheint nicht wenige davon gegeben zu haben.

 

Im franco-faschistischen Spanien hatte der Held einer vornehmlich spanischen Western-Produktion freilich sympathisch zu sein und für diese Art von Rolle war George Martin bestens geeignet. Er hat ein nettes Gesicht, wirkt ein bisschen naiv und ist wie ein dahinschmelzendes Hundebaby in den Händen von Frauen, die ihm an Willensstärke überlegen sind. Überhaupt hat „Die Unversöhnlichen“ drei interessante Frauenrollen, wobei sich unser Held allerdings für die zunächst ebenso rassistisch wie ihr Vater Sullivan denkende Blondine entscheidet. Diese wird anscheinend gespielt von Giulia Rubini mit blondierten Haaren. Doch Victor ist bereits verlobt, mit der Bardame Nela (Diana Lorys), die Victor allerdings wie Heimchen am Herd nicht in seine Tagespläne einbindet und die deshalb auch zur Eifersucht neigt. Dritte im Bunde ist das rauflustige Trappermädel Soir – dargestellt von Pamela Tudor – welche in der englischsprachigen Fassung zu Swa wurde, weil die Säcke kein Französisch können.

 

Diese Soir ist schon ein Herzchen. Als Victor die Aufgabe bekommt, die entführte Ann Sullivan zu bewachen, erinnert sie den Helden ausdrücklich daran, dass diese die Tochter des Mannes ist, der den Tod seines Bruders zu verantworten hat. In der Originalfassung fordert sie Victor dann explizit dazu auf, Ann in jeder nur erdenklichen Weise zu demütigen und zu misshandeln. Süß. Soir hat weitere schöne Momente, etwa im Catfight mit Diana Lorys und wenn sie sich schließlich allein mit dem Gewehr gegen die heranrückenden Engländer stellt. Ann dagegen ist die (rassistisch angehauchte) Unschuld vom Lande, und als sie versucht, ihrem Entführer in die Arme zweier in der Einsamkeit der Berge lebenden Goldsucher zu entkommen, ist sie umso überraschter, wie die beiden reagieren. Doch noch bevor diese ihr Würfelspiel darum beendet haben, wer als erster über die Blondine drüberdarf, kommt Victor ihr zu Hilfe.

 

„Die Unversöhnlichen“ bietet eine ausgewogene Mischung aus guter Story, Action und kleinen Fehlern. Das Massaker an den Trappern dauert allerdings ziemlich lange, denn selbst wenn man nicht nachzählt, handelt es sich auf beiden kämpfenden Seiten um kaum mehr als 20 Mann. Verwirrt hat mich die Inhaltsbeschreibung der deutschen Fassung auf wikipedia. Entweder hat da einer nicht verstanden, was er gesehen hat, oder die deutsche Sprachfassung ist massiv abgewandelt. Leider kenne ich diese nicht, so dass ich dazu nichts sagen kann. „Die Unversöhnlichen“ erfuhr erst 1971 einen späten deutschen Kinostart, in gekürzter Fassung. Auf VHS erschien der Film bei Magic Video unter dem Titel „Gnadenlose Killer“ mit einem sehr irreführenden Frontcover. Eine Aufführung unter dem auf IMDb genannten Titel „Drei aus Colorado“ scheint nicht nachweisbar. In Österreich kursierte der Film auch als „Wölfe der schwarzen Berge“.

 

Es gibt (mindestens) drei Fassungen des Films. Die italienische Kinofassung ist mit einer Lauflänge von 99 Minuten wohl am ehesten so etwas wie der Director‘s Cut. Die spanische Kinofassung wurde auf 89 Minuten heruntergeschnitten und diente als Schablone für eine internationale Verleihfassung durch die französische Eurociné. Marius Lesouer scheint zudem Co-Produzent gewesen zu sein. Diese Version wurde in Deutschland nochmals um ein paar Minuten verkürzt. Insgesamt geben die diversen Titelgebungen von „Die Unversöhnlichen“ Rätsel auf. Drei aus Colorado? Seit wann liegt Colorado in Kanada? Massacre d'Hudson River? Was hat der in Kanada zu suchen, es gibt eine Hudson’s Bay (so wie auch der Name von Sullivans Company im Film) aber keinen Hudson River. Police Monté? Nein. Die Mounties gab es erst NACH der Unabhängigkeit Kanadas, nicht davor. Ihr Look wurde allerdings den berittenen Truppen der Engländer nachempfunden. Egal.

 

Insgesamt empfand ich de Ossorios „Die Unversöhnlichen“ als sehr sehenswert. Die Filmmusik stammt von Carlo Savina, mit Ausnahme des Titelsongs aus der Feder von Daniel White.

 

Die US-Blu-ray von MVD-Classics ist allerdings eine Katastrophe. Auf „Live Action“ aufgebrezelt, Nachtszenen wurden aufgehellt, bis einem schlecht wird.

Links

OFDb
IMDb

Kommentare (3)

  • Grinder

    Grinder

    18 Mai 2020 um 10:20 |
    Hallo Gerald,
    noch eine kleine Zusatzinfo:
    Auf der deutschen Videoausgabe von Magic und All Video unter dem Titel "Gnadenlose Killer" befindet sich eine Neusynchro. Die ursprüngliche deutsche Kinofassung "Die Unversöhnlichen" scheint verschollen.
    Viele Grüße und weiter so mit den Reviews der seltenen Italos :-)

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  • Michael

    Michael

    06 März 2021 um 13:25 |
    Hallo
    Ich hab gestern eine TV-Aufzeichnung (RTL 1992) geschaut, die definitiv mit Stimmen „aus jenen Tagen“ versehen war. Ursula Herwig, Hans-Michael Rehberg, Arnold Marquis.. zumindest da war die Kinofassung also noch im Umlauf.

    Viele Grüße
    Michael

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  • Stephan

    Stephan

    09 März 2021 um 15:16 |
    Hi Michael,
    sehr interessant das mit der TV-Fassung mit Kinosynchro. Falls Du die evtl. im Tausch an mich abgeben würdest, melde Dich bitte...

    Gruß
    Stephan

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