Vergeltung am Wichita-Pass

Italien | Spanien, 1965

Originaltitel:

Gli eroi di Fort Worth

Alternativtitel:

L'assaut du Fort Texan (FRA)

El séptimo de caballería (ESP)

Assault on Fort Texan (USA)

Charge of the Seventh Cavalry (USA)

Heroes of Fort Worth (USA)

Deutsche Erstaufführung:

21. Mai 1965

Kamera:

Eloy Mella

Inhalt

Der amerikanische Bürgerkrieg neigt sich dem Ende, doch eine Gruppe von Konföderierten verbergen sich in Texas. Sie wollen nach Mexiko, um dort Kaiser Maximilian um Unterstützung zu bitten. Doch zwei Dinge sind ihnen im Weg: das Fort Worth mit seinen Siedlern und Soldaten und die nahegelegene 7. Kavallerie. So schicken sie Col. Bonnet (Eduardo Fajardo) aus, um den heimischen Apachenhäuptling Wild Horse zu überreden, die Unionssoldaten zu vernichten. Der Überfall der Apachen auf Fort Worth und die Siedler wird ein Erfolg und so wird die 7. Kavallerie unter Col. Maxfield (Umberto Raho) ausgeschickt, um das Fort erneut zu sichern. Unter seinem Kommando befinden sich Offizier Allison (Paul Piaget) und dessen Freund Major „Sugar“ Patterson (Edmund Purdom), der sich eigentlich schon darauf gefreut hatte, seine Zeit nach der unehrenhaften Entlassung aus der Armee zu genießen. Doch widrige Umstände und das Apachenmädchen Amanda (Mónica Randall) verstricken ihn immer wieder in die Ereignisse. Major Allison hat wiederum ein Auge auf die schöne Sängerin Nelly (Ida Galli aka Evelyn Stewart) geworfen, ahnt aber nicht, dass sie eine Spionin und die Tochter des feindlichen Col. Bonnet ist.

Review

In den Jahren 1964/65 entstanden neben den international erfolgreicheren Italowestern in Spanien eine ganze Reihe von Filmen, in denen Unionssoldaten (oder auch Mounties) und Indianer eine wesentliche Rolle spielen, also eher an amerikanischen Vorbildern orientierte Western. Alberto de Martinos 1964 gedrehter (und somit sein erster Western) „Vergeltung am Wichita Pass“ gehört in diese Kategorie. Produziert wurde „Gli eroi di Fort Worth“ (ital. Titel) oder „El séptimo de caballería“ (span. Titel) unter Vermittlung von Eduardo Manzanos Brochero von der italienischen Produzioni Emo Bistolfi und der spanischen Fénix Cooperativa Cinematográfica unter Arturo Marcos. Einflüsse des Italowesterns wird man hier vergeblich suchen.

 

Die Handlungsstränge in „Vergeltung am Wichita Pass“ sind verzwickt und eine ganze Reihe an Protagonisten kämpfen um Dominanz. Titelheld lt. Vorspann ist selbstredend Edmund Purdom. Seine Rolle ist die eines Offiziers, der anscheinend allein durch den Einfluss seines Vaters zum Captain in der Unionsarmee wurde und dies nie wollte. So hat er die vergangenen drei Jahre auch damit verbracht, an seinem Rauswurf zu arbeiten. Wir lernen seine Figur im Armeeknast kennen, nur wenige Stunden vor seiner Entlassung aus der Armee nebst Degradierung zum Sergeant. Sein Co-Part Paul Piaget (Der Rächer von Golden Hill, 1964) bekommt im Vorspann einen gesonderten Credit, dabei ist er unleugbar die zweite Hauptrolle. Und es ist lustig, denn Paul Piaget, dessen Schauspieltalent etwa auf Augenhöhe mit Mickey Hargitay oder Anthony Steffen liegt, überragt den immerhin 1,83 großen Edmund Purdom noch um gefühlte 30 bis 40 cm, und so hat Purdom, obwohl er die komplexere und sympathischere Rolle hat, deutliche Probleme in gemeinsamen Szenen die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf sich zu lenken.

 

Meine sofortige Aufmerksamkeit dagegen hatte die überirdische Schönheit von Ida Galli, auch als Evelyn Stewart bekannt. Weniger bekannt dürfte das in „Vergeltung am Wichita Pass“ verwendete Pseudonym „Priscila Steele“ sein. Alberto de Martino war ein Regisseur, der sich stets (oder meist) die Mühe machte, seinen Hauptcharakteren Background-Problematiken zu verleihen. Und so verliebt sich Col. Allison in die schöne Nelly, welche die Tochter seines Feindes ist. Eher amüsant ist die Liebesgeschichte zwischen Patterson und der Indianerin Amanda. Als er sich als Späher ins Lager der Indianer schleicht, wird er von Amanda entdeckt, die augenblicklich auf ihn steht. Als Nächstes entdeckt ihn Amandas indianischer Bräutigam, dem schlägt sie kurzentschlossen den Schädel ein und folgt Patterson fortan auf Schritt und Tritt. Als weitere Beispiele für Martinos Versuche, seinen Figuren etwas Leben zu verleihen sei Col. Maxfield erwähnt, der von Umberto Raho dargestellt wird. Der kämpft einen aussichtslosen Kampf gegen seine TBC-Erkrankung, den er schließlich verliert. Als Paragraphenreiter Lt. Webb – größtes Hassobjekt der Armee für den unwilligen Patterson – sehen wir mit stoischer Miene Isarco Ravaioli.

 

Doch wie ist „Vergeltung am Wichita Pass“ denn nun so? Altmodisch. Pathetisch. Manchmal unfreiwillig komisch. In anderen Worten, sehr unterhaltsam und durchaus actionreich. Die Filmmusik stammt teils von Manuel Parada, größtenteils aber von Carlo Rustichelli. Dabei ist die Zwischenmusik gut gelungen, das Titelstück allerdings etwas nervig. Mit pompösem Töterööö erklingt ein Stück, dass „Denkste Dir, Denkste Dir, Du Berliner Pflanze“ erstaunlich ähnlich ist, den Text könnte man jedenfalls dazu singen. Hoffentlich kriege ich das je wieder aus dem Kopf. Spaß hatte in jedem Fall eines der Pferde. Während der ersten Minuten des Films sieht man eine Reihe von Kavallerieangriffen, und wenn man das Auge in die Menge schweifen lässt, kann man bei mehreren Gelegenheiten einen vierhufigen Spaßvogel erleben. In vollem Galopp mit weiteren Pferden und Reitern bäumt sich dieses eine stets unvermittelt auf, schmeißt seinen Reiter ab und freut sich. Hat ganze drei Mal geklappt, klar, dass es sich freut. Der Reiter wurde anschließend gefeuert, das Pferd gegessen. Nein, nur Spaß.

 

Doch was hat das Ganze mit Männern in Frauenklamotten zu tun, die gegen Indianer kämpfen? Das findet man beim Ansehen von „Vergeltung am Wichita Pass“ selbst heraus.

Links

OFDb
IMDb

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