Viva Cangaceiro

Italien | Spanien, 1969

Originaltitel:

Viva Cangaceiro

Alternativtitel:

O’Cangaceiro (Spanien)

The Magnificent Bandits (GB/USA)

Deutsche Erstaufführung:

23. Juni 1970

Regisseur:

Giovanni Fago

Inhalt

Brasilien, Anfang des 20. Jahrhunderts: Espedito (Tomas Milian) überlebt als Einziger ein Massaker der Regierung in seinem Dorf, ein Racheakt für die Beherbergung von Cangaceiros (brasilianischen Banditen). Dabei werden sein Vater und seine (gestohlene) Kuh getötet, wobei ihn Letzteres mehr zu bekümmern scheint. Gefunden wird er von einem Eremiten, der ihm einredet, er sei eine Reinkarnation des Erlösers. Espedito glaubt ihm und nennt sich fortan auch so. Espedito gründet eine eigene Bande von Cangaceiros und verteilt sein Diebesgut an die Armen.

 

Im Auftrag einer Ölfirma stellt der Holländer Vincenzo Helfen (Ugo Pagliai) Ölvorkommen an der Küste Bahias fest, dass seine Firma zusammen mit der brasilianischen Regierung ausbeuten will. Doch das Gebiet befindet sich fest in der Hand der Cangaceiros. Helfen schlägt dem grausamen Gouverneur Branco (Eduardo Fajardo) vor, einen Deal mit Espedito zu machen, dem Helfen bereits begegnet ist und der ihm zu vertrauen scheint.

 

Bei einem Treffen im Haus des Gouverneurs lässt sich Espedito auf den Deal ein, im Austausch gegen Amnestie für ihn und seine Männer, eine eigene Hazienda, die sein Garten Eden werden soll, und die Zusicherung, dass keine weiteren Massaker an der Bevölkerung angeordnet würden. Dafür beseitigt Espedito die übrigen Cangaceiro-Banden in Bahia.

 

Doch Gouverneur Branco betrügt ihn, die Hazienda ist eine Bruchbude im Sumpfland, und anstatt die Bevölkerung an der Bohrstelle zu evakuieren, findet ein weiteres Massaker statt. Und obwohl Espedito sich in seiner Hazienda zunächst seinem Schicksal gefügt hat, engagiert Branco ein paar amerikanische Mafiosi, um Espedito töten zu lassen, als Beweis will er seinen Kopf. Helfen entdeckt aber sein Gewissen und warnt ihn.

Review

Giovanni Fagos dritte Regiearbeit nach „Django der Bastard“ (der mit Gianni Garko, nicht der mit Anthony Steffen) und „Django – Melodie in Blei“ wird meist als Western kategorisiert. Zwar befinden wir uns in Brasilien, stilistisch befinden wir uns aber zumindest teilweise in einem klassischen Italo-Western. Schließlich ist auch Rossatis „Django – Il grande ritorno“ irgendwie ein Western.

 

Der Film beginnt mit einem Betrug und endet mit einem Betrug. Die Regierung sind Betrüger.

 

Der Held, nach eigener Definition ein Erlöser, wenn nicht gar DER Erlöser, nach Definition der Regierung „Il pazzo“, der Verrückte.

 

Tomas Milian, nicht zum ersten Mal in der Rolle eines armen, analphabetischen Revolutionärs, macht es uns als Espedito aber diesmal nicht leicht, denn Espedito erscheint oftmals sehr eigennützig, allzu leichtgläubig, geht zu willig auf das Angebot eines Mannes ein, der immerhin sein Dorf hat niedermetzeln lassen. Aber gerade das macht die Figur so interessant, dass sie nicht ganz so leicht zugänglich ist.

 

Ugo Pagliani als Vincenzo Helfen, ein Mann, der Espeditos Vertrauen erringt, weil er so grundehrlich erscheint, aber er hat einen Auftrag zu erfüllen. Erst später entscheidet er sich, das Richtige zu tun.

 

Eduardo Fajardo spielt den Gouverneur Branco mit einer denkwürdigen beiläufigen Bösartigkeit. Branco ist nicht grausam, weil er etwa Spaß daran hätte, für ihn sind arme Menschen sind einfach nichts wert, und wenn es für ein Problem Massenmord die billigere Lösung ist, dann ist das eben so. Dann gibt man Frau und Kindern einen Kuss und tut, was getan werden muss, verheimlicht es auch gar nicht erst. Und dann erst sein Motiv, für die gewünschte Ermordung Espeditos ein paar aus den USA ausgewiesene Mafiosi zu engagieren. Espeditos Tod könne er nicht selbst in die Hand nehmen, schließlich habe der seine Amnestie schriftlich von ihm erhalten. Aber ein Dorf samt Bewohnern dem Erdboden gleichmachen? Kein Problem.

 

Riz Ortolani liefert einen passenden Soundtrack, variiert mit schnellen brasilianischen Themen, während uns die ruhigeren Momente wieder eher in den Italo-Western führen.

 

Gedreht wurde in Brasilien, nicht in Almeria, lediglich in einer Szene, in der zerfallenen Kapelle mit dem Eremiten, sieht mir das Panorama im Hintergrund verdächtig nach dem gleichen See aus, den man zum Beispiel vier Jahre später in Giovanni Fagos „In den Händen des Entführers“ zu sehen bekommt.

 

Ein Manko des Films: wir bekommen von Massakern und Toten zu hören, die wir wohl aus Kostengründen meist nicht zu sehen bekommen.

 

Für Milian-Fans ist dieser Film aber ein absolutes Muss.

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