Kadmos - Tyrann von Theben

Frankreich | Italien, 1962

Originaltitel:

Arrivano i titani

Alternativtitel:

Los titanes (ESP)

Les titans (FRA)

Sons of Thunder (GBR)

Los hijos del trueno (MEX)

O Filho do Trovão (POR)

My Son, the Hero (USA)

The Titans (USA)

Deutsche Erstaufführung:

05. April 1963

Regisseur:

Duccio Tessari

Inhalt

Als Kadmos, König von Theben, seine Ehefrau ermordet um seine Geliebte Ermione zu heiraten zieht er den Ärger der Götter auf sich, die ihn daraufhin verfluchen. Wenn seine Tochter Antiope sich eines Tages verliebt wird seine Herrschaft zu Ende gehen. Da der Tod seiner Tochter aber gleichzeitig ebenfalls sein Ende bedeuten würde und er sie deswegen nicht ermorden kann sperrt er Antiope in ihren Gemächern ein und hält sie fern von Männern. Aus Zorn auf die Götter macht sich Kadmos zudem selbst zum alleinigen Gott von Theben was Göttervater Zeus mächtig erzürnen lässt. So schickt er den Titan Crios nach Theben um Kadmos in den Hades zu befördern.

Review

"Eine vergnügliche Persiflage auf die Antikfilme der Cinecittà."
(zweitausendeins.de) (1)

 

Zur Produktionszeit von "Arrivano i titani" (Kadmos – Tyrann von Theben) neigte sich der Höhepunkt des Peplum-Genres schön langsam dem Ende zu. Und was einige Jahre später im Westerngenre mit den Barboni-Komödien so hervorragend funktionieren wird versuchte man sich auch 1962 mit einer Genreparodie um einen Hit zu landen. In diesem Regiedebüt von Duccio Tessari bekommt es unser Held Giuliano Gemma als Titan Crios mit allen möglichen Geschöpfen der griechischen Mythologie zu tun. Unter anderem besiegt er eine der Gorgonen, klaut dem Hades seinen Helm der Unsichtbarkeit, kauft einem Zyklopen Blitze ab und muss den Stadtgründer Kadmos in die Unterwelt entführen. Crios ist ein junger, verspielter Held voller Tatendrang, was ja nun auch kein Wunder ist, schließlich verbrachte er nach der Niederlage gegen Zeus gemeinsam mit seinen Brüdern die letzten paar Hundert Jahre angekettet im Tartaros. So schlägt sich unser Held durch diese fantasiegeladene und amüsante mythische Geschichte um am Ende gemeinsam mit seinen Brüdern nicht nur Kadmos und seinem Gefolge eins auf die Mütze zu geben sondern auch noch das Herz dessen Tochter Antiope zu gewinnen.

 

Kadmos, der der Sage nach einst die Stadt Kadmeia gründete, welche eigentlich erst später Theben genannt wurde, wird gespielt vom verdienten Mexikaner Pedro Armendáriz, der hier in einer seiner letzten Rollen zu sehen ist. Im Gegensatz zum mythologischen Kadmos, der nicht als Tyrann bekannt ist, ist er in Tessaris Werk ein herrschsüchtiger, tyrannischer König, der jede Form von Widerstand brutal unterdrückt. Deswegen müssen seine Männer sein Volk geradezu dazu zwingen ihm zuzujubeln (diverse Soldaten: "Ihr sollt jubeln, euer König steht vor euch." - "Jubelt ihr Idioten. Der König ist euer Gott, jubelt ihm zu." - "Verdammt nochmal seit glücklich. Seit glücklich oder ihr könnt was erleben"). Da er sich eines Tages selbst zum alleinigen Gott von Theben erklärt zieht er den Zorn der Götter auf sich, allen voran den des Zeus. Als Zeus eines Tages genug vom selbsternannten Gott Kadmos hat schickt er den Titan Crios auf die Erde um den Tyrannen zu stürzen und in die Unterwelt zu befördern. Damit der gute Crios diese Aufgabe nicht ganz allein bewältigen muss bekommt er im Laufe der Geschichte noch ein paar wackere Weggefährten zur Seite gestellt, die ihn dabei tatkräftig unterstützen.

 

"Wenn es war ist, dass die Götter beschlossen haben mich zu vernichten, dann werd ich sie absetzen. Ich verjage sie aus Theben und zerstöre ihre Tempel und das Volk wird mich anbeten. Ich Kadmos werden der einzige Gott sein." (Kadmos)

 

Zum einen ist da der Stumme Achilles, dem man einst die Zunge abgeschnitten hat und der deshalb prädestiniert ist für den skrupellosen König zu arbeiten. Wer keine Zunge hat kann auch keine Geheimnisse ausplaudern. Daran, dass Achilles vielleicht auch schreiben könnte hat Kadmos womöglich nicht gedacht. Gespielt wird Achilles vom Franzosen Gérard Séty, dessen einziger Ausflug ins italienische Genrekino dies hier gewesen ist. Mit Serge Nubret spielt ein weiterer Franzose an Gemmas Seite. Der erfolgreiche Bodybuilder aus Guadeloupe erringte in den 60'er und 70'er Jahren die Titel des Mr. Europa, Mr. World und Mr. Universe. (2) In "Arrivano i titani" hat er gegen Giuliano Gemma in einem Kampf Mann gegen Mann natürlich keine Chance, da die Listigkeit des Crios der Kraft des Rator am Ende klar überlegen ist. Diese Auseinandersetzung hindert die beiden aber nicht daran später dicke Freunde zu werden. 

 

In die Rolle von Kadmos Tochter schlüpft Jacqueline Sassard, die als arme Antiope nicht nur von ihrem Vater sondern dann auch noch von ihrem Geliebten Crios an die Leine genommen wird. Sassard hat zwar eine ziemlich kurze Filmkarriere vorzuweisen war dabei aber in so einigen großen Filmen zu sehen wie etwa in Florestano Vancinis "Le stagioni del nostro amore" (Jahreszeiten unserer Liebe) oder Claude Chabrols "Les biches" (Zwei Freundinnen). In kleineren Rollen zu bewundern bekommt man noch so bekannte Gesichter wie Fernando Rey, Fernando Sancho und Isarco Ravaioli. Rey sieht herrlich grotesk aus in seiner Maske als Hohepriester. Der blondierte Sancho spielt einen Handlanger von Kadmos und bleibt ohne nennenswerte Szenen und Ravaioli mimt einen sanftmütigen Soldaten, der seinem Partner während der Wache mächtig auf den Sack geht (Ravaioli: "Hörst du wie der Wind säuselt." - Wachmann: "Ich kann Wind nicht ausstehen").

 

"Männer sind hässliche Wesen. Sie sind Fehler, die den Göttern bei der Schöpfung der Menschen passiert sind. Ein Glück, das Göttern auch einmal Fehler passieren." (Emerate)

 

Die Wege von Tessari und Gemma sollten sich nach diesem Peblum noch öfters kreuzen, vor allem arbeiteten sie bei einigen äußerst erfolgreichen Western zusammen. Dazu zählen vor allem die beiden Klassiker "Una pistola per Ringo" (Eine Pistole für Ringo) und dessen Fortsetzung "Il ritorno di Ringo" (Ringo kommt zurück) sowie der Thriller "I bastardi" (Der Bastard), in dem sich Gemma unter anderem mit Klaus Kinski anlegt. "Arrivano i titani" bietet neben einem den ganzen Film hindurch gut gelaunten Giuliano Gemma zusätzlich jede Menge augenzwinkernden Humor sowie Action am laufenden Band. Unter anderem kann man einen turnenden Crios bewundern, der mit Kadmos Männern Katz und Maus spielt sowie einen nervenaufreibenden Stierkampf und eine Endkeilerei bei der nicht nur die Soldaten sondern gleich die halbe Stadt zerlegt wird.

 

Bei "Arrivano i titani" standen Tessari und Co. wohl ein ansehnliches Budget zur Verfügung. So bekommt man sehr schöne und viele unterschiedliche Schauplätze präsentiert. Zudem gibt es wunderbare Kulissen, hier können vor allem die Höhlenszenen überzeugen. Auch die restliche Ausstattung weiß zu gefallen, so wimmelt es nur so von Statisten, darunter jeder Menge hübscher Frauen, sowie unzähligen Pferden. Für den zwar durchaus wirkungsvollen aber nicht sehr einprägsamen Soundtrack zeichnete sich Carlo Rustichelli verantwortlich, der sicherlich schon eindrucksvollere Filmmusiken komponiert hat. Mit dem Cutter Maurizio Lucidi und dem Produktionsmanager Giorgio Cristallini wirkten noch zwei weitere bekannte Namen hinter der Kamera mit. 

 

Duccio Tessari bietet dem Peplum-Liebhaber mit "Kadmos – Tyrann von Theben" ein farbenfrohes und ungemein amüsantes Abenteuer, indem er gemeinsam mit seinem Autorenpartner Ennio de Concini alle möglichen Sagengestalten aus der griechischen Mythologie versammelt und in eine neue Geschichte packt. Giuliano Gemma hat augenscheinlich mächtig Spaß an seiner physisch anspruchsvollen Rolle und Pedro Armendáriz mimt einen richtig schön unsympathischen Bösewicht. Alles in allem ist Kadmos eine wenig anspruchsvolle aber äußerst amüsante und sympathische Abenteuergeschichte, mit dem eigentlich jeder Liebhaber von italienischen Sandalenstreifen etwas für sich entdecken wird.

 

(1) https://www.zweitausendeins.de/filmlexikon/?sucheNach=titel&wert=15859
(2) http://www.imdb.com/name/nm0637704/bio?ref_=nm_ov_bio_sm

Veröffentlichungen

Duccio Tessaris "Kadmos – Tyrann von Theben" wurde bereits im Februar 2016 vom deutschen Label Filmjuwelen veröffentlicht. Die DVD bietet neben einer recht ordentlichen Bild- und Tonqualität die deutsche sowie die französische Tonspur, welche allerdings ohne Untertitel präsentiert wird. Italienisch mit Untertitel sucht man hier leider vergebens allerdings kann man die deutsche Synchronisation als solide bezeichnen weswegen dieser Umstand nicht ganz so Schmerzhaft ist. Als Extras bietet man dem Peplum- Liebhaber neben dem originalen Kinotrailer auch ein Booklet mit interessanten Hintergrundinformationen zum Film und kurzen Infos zu den Hauptdarstellern sowie weitere Trailer zu anderen Filmjuwelen Veröffentlichungen. Präsentiert wird uns der Film in einem Amaray welches in einem von Filmjuwelen bekannten Pappschuber steckt.

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