Kampf der Giganten

Italien, 1962

Originaltitel:

Ursus gladiatore ribelle

Alternativtitel:

Ursus el Gladiador (ESP)

Ursus le rebelle (FRA)

Rebel Gladiators (GBR)

Ursus el gladiador rebelde (MEX)

Deutsche Erstaufführung:

29. November 1963

Inhalt

Nachdem Marcus Aurelius seinen letzten Atemzug tat, übertrug er mit diesem Luftausstoß die Macht über Rom an seinen Sohn, Commodus, der jedoch die Lehren des Friedens, die sein philosophischer Vater pflegte, nicht anerkennt. Commodus ist ein Freund des Schwertes und mit dem gehärteten Stahl will er die umliegenden Barbarenvölker vernichten. Aus dieser verhassten Minderheit kommt Ursus, ein Mann, gesegnet mit der Kraft von 100 Löwen. Doch der Hoffnungsträger der Barbaren ist mittlerweile zum christlichen Glauben bekehrt, welcher ihm das Ausüben von Gewalt verbietet.

 

Welche Chancen hat Rom, um sich seines Tyrannen zu entledigen?

Review

„Mein Vater hat es zwar verstanden schöne Worte zu machen, aber es gibt nur eine Sprache die diese Barbaren verstehen, die der Gewalt.“ (Commodus)

 

Das Zitat bringt es noch schneller auf den Punkt als der (ohnehin auf das Nötigste reduzierte) Rundumschlag, der innert der Auftaktsphase prompt in die Offensive geht. Rom wird (wie soll es auch anders sein?) von einem Tyrannen unterjocht, aber die Unterdrückten tüfteln bereits fleißig an dessen Entmachtung. Eine Konstellation, die der Regisseur, Domenico Paolella, für den Einsatz eines Vier-Säulen-Systems, bestehend aus dem Senator (Emilius Leto), dem Caesaren (Commodus), dem Prätorianer (Septimus) und dem Helden (Ursus), nutzt. Diese mit Intrigen und Verrat gefütterte Ansammlung humaner und inhumaner Filmcharaktere soll (auch wenn ihnen das nicht immer gelingen mag) für erregende, tragische und retardierende Momente sorgen.

 

Als Triebfeder dient ihnen, der von Commodus ignorierte väterliche Wunsch, endlich Frieden zu schaffen. Der Sohn des weisen Marc Aurel schert sich nämlich einen Scheißdreck um Sterbebettversprechungen, er steht vielmehr auf Gladiatorenkämpfe, mischt dort kräftig mit und will einhergehend die barbarischen Völker wie die Markomannen eliminieren. Bei einem seiner Feldzüge gegen das unzivilisierte Gesocks begegnet ihm allerdings Ursus, der die Legion auch postwendend mit Baumstämmen und Felsbrocken traktiert. Diese frühe Zusammenkunft der beiden Filmkontrahenten ist zugleich das Treffen der Kraftpakete Sergio Ciani und Dan Vadis, die wie ihre muskelbepackten Kollegen Ed Fury, Brad Harris, Mark Forest, Peter Lupus, Reg Park und Co. zu unerschütterlichen Bestandteilen der Pepla-Front avancierten. Stählerne Körper in denen übermenschliche Kräfte den Befehl zum Ausbruch herbeisehnen, um nach erfolgter Freigabe Rom aus den Angeln zu heben. Dass es in solchen Situationen äußerst tölpelhaft zu Sache ging, kann (mich zumindest) immer wieder begeistern, denn das simple Erfolgsrezept ist stets fruchtend: je ernster sich der Film und seine Darsteller nehmen, desto eindringlicher wirken die Kraftpräsentationen, welche die Pappmaché zum tonnenschweren Gewicht erklären.

 

„Was soll das? Das ist weder ein Gladiator noch ein Mann, sondern nichts weiter als ein aufgeblasener Maiskolben.“ (Commodus)

 

Tja, Ursus hat seinen Weg zum Christentum gefunden, was ihm das Ausüben von Gewalt nun mal nicht gestattet. Da lässt er sich halt bis zu einem bestimmten Punkt gegenwehrlos auf die Fresse hauen. Allerdings kann ihm der Glaube nicht seine stärkste Waffe nehmen – seine Mimik, die der Prämisse unterliegt: Gestern erst aus der Anstalt geflüchtet und heute schon auf der Showbühne. Ich habe selten so dämliche Gesichtszüge registrieren können wie die von Dan „Ursus“ Vadis. Ob der damalige Kinozuschauer es ebenso erfasst hat, lasse ich dahingestellt, denn Vadis handelt im Stile der klassischen weiblichen Sexbomben und setzt nicht auf das Oberstübchen, sondern auf seine Oberweite, die er über die gesamte Spielzeit blank zur Schau trägt und infolgedessen zumindest die Kinobesucherinnen von seinem talentfreien Schauspiel ablenken konnte.

 

Sergio Ciani hat es in der Rolle des Commodus nicht so einfach mit der Muskelschau, da der Herrscher von Rom Etikette beweisen muss, trotzdem nutzt Domenico Paolella jede (manchmal peinlichst erzwungene) Gelegenheit, um Cianis Muskelspiel freizulegen, damit er im Gladiatorenkampf auf den Putz hauen und anschließend seine Wunden von der Sonne heilen lassen kann. Diese sowie weitere Kämpfe wurden einer durchschnittlichen Choreografie unterzogen, da die Schwertschwinger teilweise unbeholfen agieren. Sie sind ein kleiner Bestandteil einer kostengünstigen Inszenierung, dessen finaler Aufmarsch jedoch vergleichsweise protzend zur Sache geht, da er eine recht stolze Anzahl von Statisten und Komparsen in römischer Kampftracht liefert. 

 

Die deutsche Synchronisation wurde im Aventin-Filmstudio aufgenommen. Klar, die ist richtig gut geworden, aber warum nennen die Sprecher/innen den Ursus eigentlich immer Drusus? Schließlich haben die Italiener explizit nach einem eindringlichen Namen - U R S U S - gesucht, der dem Kollegen Herkules Konkurrenz machen sollte. Ihre Inspiration zu dieser Taufe zogen sie übrigens aus „Quo Vadis“, sprich aus Buddy Baers Darbietung des - und das sollte jetzt jeder wissen - Ursus.

 

Die neun offiziellen „italienischen“ (teilweise auch Gemeinschaftsproduktionen mit anderen Ländern wie Frankreich, Spanien oder Tunesien) Filme der Ursus-Reihe wurden in Deutschland unter den folgenden Titeln vermarktet:

 

„Ursus, Rächer der Sklaven“
„Herkules, der Held von Karthago“
„Höllenschlacht der Tataren“
„Ursus im Tal der Löwen“
„Kampf der Giganten“
„Ursus der Unbesiegbare“
„Ursus und die Sklavin des Teufels“
„Die Stunde der harten Männer“
„Die unbesiegbaren Drei“

 

Der 1960 gedrehte „Ursus im Reich der Amazonen“ („La regina delle amazzoni“) gehört nicht zum Ursus-Kosmos, da der täuschende Stempel vom deutschen Verleih aufgedrückt wurde. Diesbezüglich sind die Italiener allerdings auch keine Chorknaben, da die Filme „Höllenschlacht der Tataren“ und „Ursus und die Sklavin des Teufels“ ebenfalls zu Vermarktungszwecken „verUrsust“ wurden. Diese Filme bieten keine Caesaren, Gladiatoren, Prätorianer sowie sonstigen römischen Prunk, sondern Kirgisen, Tscherkessen und Tataren. Eigentlich hätten sie ebenfalls nichts in der Liste zu suchen.

 

Fazit: „Kampf der Giganten“ ist zwar kein sonderlich fesselndes, aber ein zweifelsohne unterhaltsam inszeniertes Peplum-Vehikel und: dass muss man fett unterstreichen, ein echter „Ursus“.

Filmplakate

Links

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IMDb

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