Die letzten Zwei vom Rio Bravo

Deutschland | Italien | Spanien, 1964

Originaltitel:

Le pistole non discutono

Alternativtitel:

30,000 fördömda dollars (SWE)

As Pistolas não Discutem (BRA)

Bullets Don't Argue (USA)

Bullets Don't Lie

Colt et dollars (BEL)

De siste 2 fra Rio Bravo (NOR)

Guns Don't Talk

Las pistolas no discuten (ESP)

Mon colt fait la loi (FRA)

Pistols Don't Argue (USA)

Revolveri odlucuju (YUG)

Deutsche Erstaufführung:

23. Oktober 1964

Regisseur:

Mario Caiano

Inhalt

Bei einem Banküberfall erschießen die Brüder George (Ángel Aranda) und Billy Clayton (Horst Frank) zwei der Mitarbeiter, da sie zuvor von ihnen erkannt wurden. Parallel zu den brutalen Geschehen findet die Hochzeit des Sheriffs der Stadt, Pat Garrett (Rod Cameron), statt, der sie Hochzeitsgesellschaft kurzerhand stehen lässt, um die Verfolgung aufzunehmen. Bereits wenig später kann Garrett die beiden Flüchtigen stellen und begibt sich auf den Weg zurück, der allerdings alles andere als einfach werden wird, da insbesondere Billy ein Vabanque-Spiel daraus macht. Außerdem erfährt der berüchtigte mexikanische Bandit Santero (Mimmo Palmara) von der Beute in Höhe von $ 30.000, die er mit seiner Gefolgschaft an sich bringen will. Werden die drei Männer ihren Zielort jemals wieder erreichen..?

Autor

Prisma

Review

Geschichten aus dem wilden Westen müssen nicht immer traditionell mit Pistolenkugeln eingeleitet werden, sondern können wie hier auch ganz andere Töne einschlagen. Zunächst nimmt man Hochzeitsgeläut und die feierlichen Ehegelübde des Protagonisten und Sheriffs des kleinen Nestes wahr, welches jedoch schon wenig später von gefährlichen und skrupellosen Banditen heimgesucht wird - so scheint es jedenfalls. Die Feierlaune der Hochzeitsgesellschaft läuft nach diesen tödlichen Schüssen in der ansässigen Bank gegen null, und die Regie legt den Grundstein für eine mit tödlichen Gefahren gespickte Geschichte, die klassisch von Gut gegen Böse dominiert wird, wenngleich beide Seiten versuchen, den Dritten im Bunde zur jeweiligen Gegenseite zu verführen, bis das größere Übel auftaucht. Ein Banküberfall, eine Flucht und eine Verfolgungsjagd - fertig ist der Stoff aus dem die staubigen gemacht Alpträume sind. Dass der Protagonist seine Hochzeitsnacht gegen eine gefährliche Verfolgungsjagd eintauschen muss, macht die Gangster noch verabscheuungswürdiger, außerdem geht von Rod Cameron eine beinahe väterliche Aura aus, die im Idealfall für Recht und Ordnung sorgen soll. DIE LETZTEN ZWEI VOM RIO BRAVO wird trotz merklichem europäischen Flair dem Italowestern zugeschrieben, da die meisten Charakteristika hier augenscheinlich vorhanden sind. Produktionen eines solchen Strickmusters verfügen meistens über genau so viele Seelen, wie es Produktionspartner gibt, da jeder seine Wünsche, Vorstellungen und das persönliche Gusto des heimischen Marktes durchsetzen, beziehungsweise etablieren möchte, wobei Regisseur Mario Caiano nachgesagt wird, hier ein groß angelegtes Kopierwerk in Gang gesetzt zu haben, welches sich reichlich an den Tugenden aber auch Fehlern der Konkurrenz orientiert haben soll.

 

Die Geschichte rund um die sich entfachende Jagd nach der Gerechtigkeit bäumt sich quasi diametral zur eigenen Erwartungshaltung auf, da die Gauner schnell vom Sheriff gestellt werden können, wobei noch längst kein Ende der Angelegenheit in Sicht ist. Hier entwickelt sich eine interessante Eigendynamik - die man auch einfach Sprengstoff nennen könnte - denn das Ungleichgewicht, dass sich aus einem Mann gegen zwei andere ergibt, liefert klassisches Konfliktpotenzial und bringt die Gefahren zutage, die ein solcher Ritt dringend benötigt. Auch die gejagten Verbrecher sind völlig unterschiedlichen Naturells, einer von ihnen ist durch einen Schusswechsel verletzt aber im Kern human, der andere eine provokante Spielernatur ohne Gewissen und Moral, die es mit einkalkuliert, sich unter Umständen auch selbst schaden zu müssen, solange der Profit am Ende stimmt. Rod Cameron, Ángel Aranda und Horst Frank fabrizieren einen soliden Spannungsbogen, wenngleich sich diese Strategie durch eine zu sehr an der Peripherie interessierten Regie abnutzt, sodass es zu spürbaren Längen kommt, die sich aber glücklicherweise zu keiner Endlosschleife entwickeln. Die Tatsache der latenten Gefahr wird durch Horst Franks unübersehbaren Sadismus angeheizt, der sich ganz offensichtlich in den Kopf gesetzt hat, die frische Braut des Sheriffs schnellstmöglich zur Witwe zu machen. Der intervallartige Verlauf setzt auf be- und entschleunigende Phasen, die Schwankungen bei der Intensität aufweisen, vor allem, wenn nervenkitzelnde Personen über die Klinge springen. Rod Cameron wirkt hier vor allem verlässlich und unbestechlich, außerdem moralisch unantastbar, sodass trotz Action-Einlagen ein leicht starrer Gesamteindruck entsteht, aber letztlich kein Zweifel daran, dass er der Gerechtigkeit final zum Sieg verhelfen wird. 

 

Gerade aus diesen genannten Gründen wirkt der Verlauf wie auf Schienen gesetzt, den insbesondere sein Kontrahent Horst Frank zum entgleisen bringen versucht. Angelegt als Musterbeispiel der Ungerechtigkeit und Skrupellosigkeit, reklamiert der Deutsche die spannendsten Phasen kurzerhand für sich, was vor allem aufgeht, weil er in omnipotenten Momenten als gerissener Zocker für Aufregung sorgen kann. Als seinen ungleichen Bruder sieht man den Spanier Ángel Aranda, der eine hin- und hergerissene Person zwischen Gut und Böse sowie Standhaftigkeit und Verführung stichhaltig darstellt. Der Verlauf ist in den Händen dieses ergiebigen Trios recht gut aufgehoben, und auch die restlichen Darsteller erfreuen nicht zuletzt wegen ihrer Bekanntheit, beziehungsweise Überzeugungskraft oder weiblicher Anmut. Die Dänin Vivi Bach wirkt wie so oft noch strahlender als die brennende Sonne des Szenarios - sorgt daher für Optimismus - Kai Fischer, nicht feuerrot, aber fast noch begehrenswerter als üblich, oder Hans Nielsen vielleicht noch präsenter als sonst, obwohl sein Part kurz ausgefallen ist. Auch Mimmo Palmara als schießwütiger Gangster mit großem Appetit Leichen zu sehen macht eine imposante Erscheinung und bringt dem Verlauf den Drive zurück, der ab einem gewissen Zeitpunkt verloren ging. Wenn sich die Geschichte dem wohlverdienten und unausweichlichen Showdown nähert, bleibt es unbestritten, dass Regisseur Caiano etwas Potenzial ungenutzt gelassen und sich allzu häufig auf selbstläuferische Stellschrauben des Genres verlassen hat, was erstaunlicherweise gut funktioniert. Für einen frühen Vertreter des Italowesterns lassen sich zahlreiche Weichenstellungen oder Modellcharaktere ausfindig machen, sodass DIE LETZTEN ZWEI VOM RIO BRAVO hauptsächlich über sehr sehenswerte und unterhaltsame Komponenten verfügt. 

Autor

Prisma

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