Maciste gegen die Kopfjäger

Italien, 1963

Originaltitel:

Maciste contro i cacciatori di teste

Alternativtitel:

Tarzan chez les coupeurs de têtes (FRA)

Maciste contro i tagliatori di teste (ITA)

El gigante y los cazadores de cabezas (MEX)

Colossus and the Headhunters (USA)

Fury of the Headhunters

Deutsche Erstaufführung:

22. Oktober 1965

Regisseur:

Guido Malatesta

Drehbuch:

Guido Malatesta

Inhalt

Nachdem Maciste während eines Vulkanausbruchs einen Teil der betroffenen Inselbevölkerung evakuieren konnte, treibt der tapfere Recke nun gemeinsam mit Prinz Ariel und seinen Untergebenen per Floß über das Meer - jedenfalls so lang´ bis sie die Insel Urias erreichen und dort postwendend von den Bewohnern verschleppt werden. Deren Führerin, die Königstochter Amoha, bittet Maciste um Hilfe, da ihr Volk von dem Verräter Kermis und den Kopfjägern bedroht wird. Doch Maciste lehnt ab, da er sich seinen Leuten widmen und einen für sie sicheren Lebensraum erkunden will. Während Maciste seine Expedition antritt und sich von der Inselflora begeistern lässt, überfallen die gefürchteten Kopfjäger das Dorf und nehmen Amoha gefangen.

Review

Die Figur, Maciste, erblickte erstmals (1913) in Giovanni Pastrones Stumm- und üppigen Monumentalfilm „Cabiria“ die Welt der Lichtspiele. Eine Phantasiefigur, die ihren Namen dem italienischen Dichter und Politiker, Gabriele D’Annunzio, zu verdanken hat und die in den folgenden 13 Jahren zahlreiche Stummfilmeinsätze erhielt. Dabei versprühte Maciste ein derart prägnantes Flair, das selbst Mussolini dazu motivierte dem Volkshelden nachzueifern und mit freiem Oberkörper vor der Kamera zu posieren oder mit kahler Brust und ohne Fliege durch den Schnee zu rodeln. Trotz seiner Motivationsfähigkeiten verabschiedete sich Duce-Animateur, Maciste, 1927 von der „stummen“ Leinwand und kehrte erst 33 Jahre später als „Der Rächer der Pharaonen“ zurück. Es war die Wiederauferstehung innerhalb eines farbenprächtig erblühenden Sandalone-Genres, das innert seines ersten Lebensjahres mit „Die unglaublichen Abenteuer des Herkules“ einen beispiellosen Hype um den antiken Superhelden auslöste. Demzufolge bekam der Muskelprotz neue Kollegen bzw. Nebenbuhler wie Samson, Goliath, Ursus und Maciste, die zwischen 1958 und 1965 keinen antiken Stein auf dem anderen stehen ließen. In dieser Zeitspanne entstanden u. a. 25 Maciste Produktionen. Neomythologische Filme (wie Vittorio Cottafavi sie taufte), die ihren Helden, Maciste, von keiner Zeitepoche  abhängig machten und ihn quasi als Zeitreisenden zwischen den Kontinenten und sogar zwischen dem Irdischen und der Hölle pendeln ließen. Stets durch die Welten wandernd, um - wie er es in „Maciste, der Rächer der Verdammten“ umschreibt – „den Menschen zu helfen, die in Not und Gefahr sind und nicht Kraft genug haben, um sich selbst zu helfen“. Eines dieser „samariterischen“ Abenteuer ist „Maciste gegen die Kopfjäger“, in dem Maciste aus dem Nichts auftaucht und umgehend im Mittelpunkt einer Stresssituation steht.

  

„Wer bist du?“ (Ariel)
„Das sage ich dir später!“ (Maciste)

 

Genau, für lange Erklärung fehlt nämlich die Zeit. Schließlich lässt auf einem kleinen Eiland ein Vulkan die Erde beben und die Bewohner rotieren, sodass Maciste alle Hände voll zu tun hat, um die Lage in den Griff zu bekommen. Dabei stechen die unterschiedlichen Kostümierungen der Protagonisten besonders ins Auge. Einerseits in Bärenfelle gehüllte Höhlenmenschen, andererseits in bunte Tuniken gehüllte Nichthöhlenmenschen, die kollektiv die Beine in die Arme nehmen, um dem Vulkankoordinator und Rettungsspezialisten, Maciste, in Richtung Strand zu folgen. Ein Pepla-Held, der bereits zum Filmauftakt mit dermaßen viel Stress beladen wird, der hat sich nach erfolgreicher Evakuierungsarbeit seine Verschnaufpause redlich verdient. Folglich präsentiert die Kamera Maciste (der mit den Geretteten per Floß in See sticht) in den Einstellungen Halbnah und Amerikanisch vor Sonnenauf- und Sonnenuntergängen, um dessen makellosen Oberkörper entsprechend zu würdigen. Maciste-Darsteller, Kirk Morris, fühlt sich in solchen Konstellationen natürlich besonders wohl, kann allerdings auch in anderen Situationen als sympathischer Muskelprotz mit Elvistolle überzeugen.

 

Auf haarsträubende Kraftpräsentationen (Wand, Seil, Stahltor, Baumstämme etc.) müssen wir natürlich auch nicht verzichten. Diese Einsätze wirken aufgrund der Mimik, die der „Akrobat Schööön“ transportiert, selbsterklärend besonders eindringlich, sind allerdings ein Schatten dessen was Moana (Corinne Capri) als so genannten Hochzeitstanz anbietet, denn ihr Gezappel ist schon sehr speziell und macht gar der grauenvollen Tanz-Performance von Eurovision Song Contest Siegerin, Netta Barzila, ein wenig Konkurrenz. 

 

Nachdem wir Maciste und den Königssohn, Ariel, bereits in der Aufwärmphase kennen lernen, lässt sich die Exposition bei den weiteren Hauptfiguren deutlich mehr Zeit, sodass der Zuschauer in aller Ruhe auf das Geschehen vorbereitet wird. Diese gemächliche Vorgangsweise stört - mich zumindest - nicht, was ich dem Film allerdings negativ ankreide, ist, dass er das durchaus vorhandene Potential seiner Vorgeschichte (um Machtgier und Verrat) nicht konsequent nutzt, sodass der fertige Film seinen guten Grundvoraussetzungen nur bedingt entspricht und für keine sonderlich prickelnden Wendungen sorgen kann.

 

Fazit: „Maciste gegen die Kopfjäger“ ist eines von sechs Maciste-Abenteuern, die 1962 die Welt der Lichtspiele erblickten. Zudem ist es ein Beitrag, in dem der Held nach getaner Arbeit das Geschehen nicht allein - ei, ei, ei! - Kitsch, Schmalz, Gefühlsdusselei - verlässt. Die Welt der Uria ist dank seiner Hilfe wieder eine gerechte, Maciste wird nicht mehr gebraucht und der selbstlose Heroe macht sich gemeinsam mit der soeben zur Königin ernannten, Amoha, auf den Weg, um weitere Kulturen zu durchwandern, die durch das Hinterzimmer völkischer Anständigkeit von tyrannischen Stiefeln unterwandert wurden, und nun nach seinem Beistand rufen.

Links

OFDb
IMDb

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