Mondo Cannibale 3. Teil - Die blonde Göttin der Kannibalen

Frankreich | Italien | Spanien, 1980

Originaltitel:

Mondo cannibale

Alternativtitel:

L'emprise des cannibales (FRA)

La Dea Cannibale (ITA)

Violência Canibal (POR)

White Cannibal Queen (USA)

The Cannibals

Inferno der Kannibalen

Mondo Kannibalen

Mondo Cannibale 3. Teil: Die blonde Göttin

Deutsche Erstaufführung:

28. November 1980

Inhalt

Professor Taylor reist mit seiner Familie in den Dschungel von Malawi, wo die wilden Kannibalen hausen. Es kommt was kommen muss: Frau Taylor mutiert zum Abendessen, während Herr Taylor fliehen kann, dabei aber linke Hand und Töchterchen zurücklassen muss. Nach erfolgreicher Aufarbeitung des Traumas kehrt er mit einer illuster-angeheiterten Jagdgesellschaft zurück in den Dschungel um Rache zu nehmen. Und welch Wunder, seine Tochter lebt noch und wird als blonde Göttin verehrt. Taylor will sie mitnehmen in die sogenannte Zivilisation, das aber finden die Kannibalen gar nicht knorke.

Autor

Maulwurf

Review

Ich glaube, am meisten beeindruckt hat mich die Szene, wenn Jérôme Foulon als angeheuerter Schlagetot durch den Dschungel läuft, immer auf der Hut vor den in der Nähe lauernden Kannibalen. Er kommt an einen Flusslauf, und dort steht tatsächlich in Großaufnahme ein Baum, in dem sich die Liebenden der vergangenen Jahre mit Initialen verewigt haben. Ist das nicht schön? Werden einem die blutrünstigen Wilden da nicht gleich viel sympathischer?

 

Und wenn besagte Wilde dann auch noch geschminkt sind wie die Pandabären und aussehen wie norwegische Black Metal-Musiker die sich im Wald zu Videoaufnahmen tummeln (und gleichzeitig mit freundlichem Lächeln im Gesicht sehr groovige Easy Listening-Musik trommeln), dann kann doch eigentlich nichts mehr schief gehen. OK, die Jungs sind tatsächlich leicht blutrünstig, was aber auch auf die entsprechenden Inserts aus anderen Filmen zurückzuführen sein könnte (dazu unten mehr).

 

Ich tue mich halt einfach wahnsinnig schwer, die negativen Kritiken zu GÖTTIN DER KANNIBALEN nachzuvollziehen. Der Film ist von vorn bis hinten schräg und sympathisch und lebt immens von seinen liebevollen Details: Al Cliver schaut aus wie der Hund auf den er gekommen ist, und wenn er durch den Wald stiefelt und seine Hand wiederfindet, die ihm vor 10 oder so Jahren abgebissen wurde, und die ausschaut wie frisch aus dem Supermarkt, dann geht einem doch einfach das Herz auf. Wunderbar auch Olivier Mathot und Shirley Knight, die als mondänes Liebespaar händchenhaltend und voller Angst durch den Dschungel streifen wie zwei Homosexuelle auf einer illegalen Demo in Polen.

 

Klar, Abstrusitäten wie Logik oder sinnvolle Szenenanschlüsse sucht man hier vergebens. Ich glaube ich kann mich an keine einzige Szene erinnern die mit Kino im, sagen wir, Hollywood’schen Sinne auch nur entfernt irgendwas zu tun hat. Außer vielleicht dass eine Kamera im Spiel war. Neuzeitliche Erfindungen wie etwa ein Drehbuch oder zumindest eine Storyline sucht man hier vergebens. Dies nur als Warnung für diejenigen, die an Spielfilme die gleichen strengen Maßstäbe anlegen wie etwa an Dokumentarfilme. Alle andere aber dürfen hier eine wunderhübsche kleine Trashperle entdecken, in der noch richtig das Herzblut des Regisseurs zu spüren ist. Doch halt: Ist das wirklich Jess Franco, dessen väterliche Hand überall zu spüren ist? Oder nicht vielmehr die Hand des Produzenten Marius, der nach Fertigstellung des Films Szenen aus einem anderen Film eingeschnitten hat um die lasche Story und die faden Bilder etwas aufzupeppen? Mutmaßlich müsste der mir unbekannte TERREUR CANNIBALE (Produktion hie wie da: Eurociné) hier verwurstet worden sein (was für ein Wortspiel im Zusammenhang mit zwei Kannibalenfilmen). Möglich wäre es, denn bei diesem hat neben Julio Pérez Tabernero auch Olivier Mathot Regie führen dürfen, und die Besetzung besteht unter anderem aus Pamela Stanford, Olivier Mathot, Antonio Mayans und Sabrina Siani. Der Gedanke drängt sich also gerade zu auf, dass TERREUR CANNIBALE und BLONDE GÖTTIN möglicherweise back-to-back gedreht wurden, oder zumindest direkt hintereinander. Francos möglicherweise unmittelbar anschließend entstandener JUNGFRAU UNTER KANNIBALEN wird wahrscheinlich, wie Gerald Kuklinski es dort bereits ausgeführt hat, als Standalone entstanden sein, gar zu groß sind die Unterscheide zwischen den beiden.

 

Was kann ich dazu noch schreiben? Dass das Showdown zwischen Al Cliver und Antonio Mayans Franco-untypisch einigermaßen packend gedreht wurde? Dass Lina Romay bis auf einen kurzen Moment beim Mittagessen vollständig bekleidet bleibt (was bekanntlich ebenfalls Franco-untypisch ist)? Dass ich Antonio Mayans überhaupt nicht erkannt habe, und er mit seiner Schminke wirklich ziemlich finster und eindrucksvoll rüberkommt?

Zusammengefasst ist DIE BLONDE GÖTTIN DER KANNIBALEN einfach ein liebenswerter kleiner Schundfilm zum Liebhaben, nicht mehr und nicht weniger. Möglicherweise hat mich der Film an dem Tag auch nur auf dem richtigen Fuß erwischt, aber mir hat er gefallen. Ich kann ihn nur jedem ans Herz legen der was für Kannibalenfilme mit Pandabären übrig hat. Und er ist um mehrere Dschungellängen besser als der skurril-öde JUNGFRAU UNTER KANNIBALEN.

Autor

Maulwurf

Filmplakate

Links

OFDb
IMDb

 

 

Bitte Kommentar schreiben

Sie kommentieren als Gast.