Samson - Befreier der Versklavten

Frankreich | Italien, 1962

Originaltitel:

La furia di Ercole

Alternativtitel:

Rocha, el hijo de Sansón (ESP)

Hercule se déchaîne (FRA)

La fureur d'Hercule (FRA)

La furia de Hércules (MEX)

Fury of Samson (USA)

Samson (USA)

The Fury of Hercules (USA)

Deutsche Erstaufführung:

11. Januar 1963

Inhalt

Nach vielen Jahren der Abwesenheit kehrt Samson an den Ort seiner Wiege zurück. Der Heimkehrer begreift schnell, dass die guten alten Zeiten der Vergangenheit angehören, denn das Reich Arpad hat einen Wandel zum Negativen durchlaufen. Der (von Samson und dem Volk geschätzte) König ist tot, und auf dem Thron hat seine Tochter, Knidia, Platz genommen. Die neue Herrscherin freut sich über die Rückkehr Samsons und richtet ihm zu Ehren ein berauschendes Fest aus. Die Ausgelassenheit ist allerdings von kurzer Dauer, denn inmitten von Wein, Weib und Gesang vereitelt Samson einen Mordanschlag auf die Königin. Der Initiator ist Knidias Berater, Menistos, ein heimtückischer Tyrann, der die alleinige Herrschaft über Arpad anstrebt. Wird Samson seiner alten Heimat wieder zu Gerechtigkeit und Harmonie verhelfen? Fragen wir die Götter!

Review

„Ich bin Samson!“
„Wer bist du?“
„Samson, der Sohn des Heras!“

 

Eigentlich funktioniert der Name Herkules in Deutschland als eine Art Pepla-Django, denn wer auch immer in der cineastischen „Italo-Antike“ auf Tournee war, um die „Götterwelten“ zu kitten, der Name Herkules war ihm beinahe gewiss. Demzufolge breitet sich eine gewisse Verblüffung darüber aus, dass der deutsche Verleih aus dem Herkules der Originalversion einen Samson transformieren ließ, wie es bei „La Furia di Ercole“ der Fall ist. Prinzipiell lässt sich diese Namenspielerei natürlich als irrerelevant deklarieren, denn egal ob Samson, Herkules oder Maciste, sie alle besaßen eine beispiellose Dynamik, um den Voras von Griechenland nach Zypern zu bugsieren. Folglich ließen diese unbezwingbaren Kraftpakete (synchron zu ihren halsbrecherischen Missionen) keine Gelegenheit aus, um ihre übermenschlichen Fähigkeiten zu präsentieren. Daraus resultierten Konstellationen, die energisch an den Pforten zur Peinlichkeit klopften und dem Publikum eine überwiegend willkommene Bierlaune bescher(t)en. Als ein gutes Beispiel für derartigen Unfug erweist sich „Samson – Befreier der Versklavten“, dessen Regisseur, Gianfranco Parolini, man als einen Mann vom Fach suggerieren darf, da er bereits in der Anfangsphase seiner Regiekarriere mit fünf Peplum-Streichen auf sich aufmerksam machte. Auch wenn ich mit diesem Genre nicht  gerade per du bin, so besitzt der Horizont trotzdem ausreichend Potential, um zu  propagieren, dass Parolinis „Goliath - Der Kampf der Makkabäer“ und „Die letzten Stunden von Pompeji“ die leidlichen Bestandteile einer antiken Gurkentruppe sind. „Samson – Befreier der Versklavten“ hebt sich jedoch von diesem Fundus ab und verfügt über eine deutlich werbewirksamere Güteklasse.

 

„Was die Bevölkerung denkt, interessiert mich nicht. Das Volk ist ein Haufen feiges Gesindel, das nur die Sprache der Gewalt versteht.“ (Menistos)

 

Samson kehrt, so wie es später einige IW-Antihelden nacheifern, in seine alte Heimat zurück. Sein Geburtsort hat einen Wandel zum Bösen erlebt, die Menschen leben in einer Tyrannei und müssen sich täglichen Malträtierungen unterziehen. Der Grund für dieses Leid ist Menistos, der Berater der Königin, der die alleinige Macht im Reich anstrebt und wortgetreu über Leichen geht. Ein stereotyper Bösewicht, der dem Helden und dessen Schutzbefohlenen den Kampf um die Zukunft des Landes ansagt. Wie man bereits aus dieser Handlungsskizze erahnen kann, präsentiert sich „Samson – Befreier der Versklavten“ als ein durchweg klischeebeladenes Peplum-Konstrukt, das keine offenen Rätsel und zudem null Projektionsfläche für mögliche Charakterstudien seitens des Rezipienten bietet. Folglich nehmen die Darsteller auf den in Stein gemeißelten Positionen Platz und handeln jederzeit so, wie man es schlussendlich von ihnen erwartet. Kein Problem, denn Parolini gelingt es auch ohne Tiefgründigkeiten ein unterhaltsames und relativ spannendes Gesamtprodukt zu transportieren, bei dem auch der unfreiwillige Humor (s)ein lauschiges Plätzchen erhält, denn Samson verschiebt tonnenschwere Steinklötze, prügelt sich mit einem Typen im Affenkostüm, dirigiert Elefanten, die im Kerker Sonderwache schieben, schleppt einen Stofflöwen in die Arena etc.

 

Ungeachtet dieser Aktionen, dient der äußerst sympathische Bursche (Samson) dem Rezipienten als Bezugsperson, da sie (die Rezipienten) überwiegend mit dem gleichen Wissenstand ausstattet sind wie die zentrale Filmfigur. Es ist demnach kein Problem sich in der Rolle des Heimkehrers wieder zu finden und an seinem Kampf gegen Intrigen und Machtgeilheit sowie für Freiheit und Gerechtigkeit teilzunehmen. Ergo folgt der Film einer simplen Strategie, die dem Rezipienten ein Identifikationsangebot offeriert, welches dieser nicht ablehnen kann, da ihm die Komplizenschaft mit dem Protagonisten nahezu aufgezwungen wird. Parallel zu dieser Beziehung spielt sich der von Offensichtlichkeit gezeichnete Handlungsablauf deutlich in den Hintergrund, da dem Rezipienten schlussendlich keine besonderen kognitiven Fähigkeiten abverlangt werden.

 

Besetzungstechnisch thront Brad Harris nicht über allem, denn diese Ehrung darf nur Serge Gainsbourg für sich beanspruchen, der in der Antagonistenrolle (Menistos) mit (s)einem feinen Zusammenspiel von Mimik und Gestik einige Boni und Knuffel einfahren kann. Ungeachtet seiner filmischen Aktivitäten, assimiliere ich Serge mit dem Nimbus eines Punk-Rockers, ein rebellischer Typ, der mit gezielter Provokationssystematik dem gesellschaftlichen Regelwerk x-malig den Mittelfinger zeigte.

 

Fazit: Eine farbenfrohe Sause, die mit liebevoll kreierten Kostümen, ansprechenden Kulissen, etwas Spannung und unfreiwilligem Humor auffährt. Wer dem Genre generell etwas abgewinnen kann und auf ein weiteres „Schäferstündchen“ lauert, der kann „Samson – Befreier der Versklavten“ bedenkenlos in seine Sichtungsliste übertragen.

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