Schüler lieben hübsche Hasen

Italien, 1975

Originaltitel:

Grazie... nonna

Alternativtitel:

Gracias, abuelita (ESP)

Ah mon petit puceau (FRA)

Obrigado Avó (POR)

Lover Boy (USA)

Thank-you... Granny (USA)

Highschool Kids

Rendevouz der Lust

Deutsche Erstaufführung:

11. April 1980

Regisseur:

Marino Girolami

Inhalt

Im Alter von 60 Jahren hat der Vater des Unternehmers Pino Persiquetti (Enrico Simonetti) noch einmal in Venezuela geheiratet, eine Frau, die die in Pisa lebende Familie Persiquetti nie zu sehen bekommen hat. Nach dem Tod ihres Mannes schickt dessen Witwe Maria Juana (Edwige Fenech) ein Telegramm an die Familie, in dem sie ihren Besuch ankündigt.

 

Pino will seine Stiefmutter nicht sehen, so beauftragt er seinen heranwachsenden Sohn Carletto (Valerio „Giusva“ Fioravanti) seine neue Oma vom Flughafen abzuholen. Nachdem Carletto herausfindet, dass seine neue Großmutter nicht die erwartete alte Schachtel sondern ein ziemlich steiler Zahn Ende Zwanzig ist, nutzt er die Gelegenheit, sich an sie ranzumachen und seine Versuche obendrein von seinem Vater finanzieren zu lassen.

 

Das Ganze fliegt irgendwann auf, und schließlich zieht Maria Juana in das Haus der Persiquettis. Nicht nur Carletto, sondern auch sein älterer Bruder und sein Vater versuchen nun die Gunst der venezolanischen Schönheit zu erlangen. Sehr zum Ärger von Haushälterin Celestina (Valeria Fabrizi), die schon seit Jahren auf den Witwer Pino Persiquetti hofft, nachdem sie auch dessen Kinder großgezogen hat. Außerdem ist da die kleine Marinella, die unsterblich in Carletto verliebt ist.

Review

„Grazie...nonna“ (Danke, Oma) ist ein typischer Vertreter der Commedia Erotica all’Italiana mit einer der wichtigsten Hauptdarstellerinnen dieses Genres, Edwige Fenech. Auch Regisseur Marino Girolami – der hier mal wieder unter dem Pseudonym Franco Martinelli gedreht hat – ist ein häufig anzutreffender Name in diesem Genre.

 

Trotz einiger Anleihen bei Salvatore Samperis „Malizia“ (die Dreier-Konstellation, jüngerer Bruder, älterer Bruder und Vater, die unter demselben Dach um dieselbe Frau buhlen) ist „Grazie...nonna“ natürlich leichter inszeniert als „Malizia“, aufgrund des fehlenden Drama-Anteils und eines abwesenden sozialkritischen Kontexts. Letzteren erwartet hier aber auch niemand.

 

In Sachen Filmfassungen steht man hier mal wieder vor einigen Herausforderungen. Die italienische Kinofassung war mit ca. 95 Minuten noch ungekürzt, die erst fünf Jahre nach seiner Entstehung gezeigte deutsche Kinofassung könnte eventuell ungekürzt gewesen sein. In der 90-minütigen VHS-Fassung von Movie-Star fällt aber eine Szene auf, in der sich der ältere Sohn bei Maria Juana (ja, der Name bietet Stoff für ein paar Marihuana-Wortspiele) für etwas entschuldigt, was wir definitiv nicht gesehen haben. In der qualitativ besseren italienischen TV-Fassung fehlt dafür mindestens der Koitus zwischen dem jungen Carletto und seiner „Oma“. Bei einer Lauflänge von nur 88 Minuten müsste aber noch mehr fehlen.

 

Die VHS von Vision Video-Selection unter dem Titel "Rendezvouz der Lust" hat nur eine Lauflänge von 70 Minuten, komplett indiskutabel. Eine kleine Kuriosität ist der Umgang mit der noch sehr jungen Graziella Mossini, die Carlettos Schulkameradin Marinella spielt. In einer Szene beugt sie sich nach vorn, ihr Pater/Lehrer kommt ins Zimmer und sieht von hinten durch die Strumpfhose ihren Hintern und ihre Beine – da ist sie offensichtlich gedoubelt worden, das sieht man, so ein pralles Hinterteil hat sie nicht. In einer späteren Szene verabreicht ihr eine Krankenschwester eine Spritze in den nackten Hintern, da ist sie nicht gedoubelt worden – versteht das einer?

 

Edwige Fenech sieht gerade in diesem Film absolut hinreißend aus, jedoch in einer (von mehreren ähnlichen Szenen), wo sie sich auszieht, fällt ihr Gesichtsausdruck auf: sie sieht richtig wütend aus! Erst dachte ich, sie hätte sich vor dem Dreh über etwas geärgert, möglicherweise bezieht sich das aber auch auf die bereits erwähnte rätselhafte Entschuldigung des älteren Bruders, also eine fehlende Szene unmittelbar davor. Wer weiß.

 

Filmkomponist Enrico Simonetti ist spielt den Vater der Familie Persiquetti und bekommt das gut hin, hat zusätzlich auch ein flottes musikalisches Hauptthema beigesteuert. Als Regie-Assistenten waren Beppe Cino („Das Haus der blauen Schatten“) und Romano Scandariato beteiligt, Letzterer auch als Co-Drehbuchautor.

 

Kommen wir zum männlichen Hauptdarsteller, Valerio „Giusva“ Fioravanti, den Italo-Western-Fans sicher aus Edoardo Mulargias „Django – Kreuze im blutigen Sand“ oder „Shangos letzter Kampf“ kennen. Fioravanti war – trotz einer recht kurzen Filmographie – ein sehr populärer italienischer Kinderstar, nicht zuletzt durch die Serie „La famiglia Benvenuti“ mit Enrico Maria Salerno. „Der 1975 gedrehte “Grazie...nonna“ war Fioravantis letzter Filmauftritt, erst zwei Jahre später machte er wieder von sich reden, als er (unter anderem) wegen Beteiligung an nicht weniger als 93 Morden vor Gericht gestellt wurde, nicht zuletzt als Mitinitiator des Bombenanschlags im Hauptbahnhof von Bologna, bei dem 85 Menschen starben.

 

Valerio Fioravanti galt zusammen mit seinem älteren Bruder Cristiano als einer der führenden Köpfe der rechtsextremistischen NAR (Nuclei Armati Rivoluzinari) und wurde 1980 zu 8x Lebenslänglich (134 Jahre und acht Monate) verurteilt. Seit April 2009 ist er allerdings wieder auf freiem Fuß. Eine Beteiligung am Bologna-Massaker leugnet er noch heute, Gestanden hat er jedoch - schon damals vor Gericht - vier andere Morde befohlen und an weiteren Vier persönlich beteiligt gewesen zu sein.

 

Ja, lustiger Film, böses Review-Ende, wie krieg ich das jetzt bloß wieder hin? Gar nicht, fürchte ich. Einfach „Schüler lieben hübsche Hasen“ anschauen, Lachen und das Denken einstellen. So habe ich es auch gemacht, das funktioniert immer wieder erstaunlich.

Links

OFDb

IMDb

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