Wie kommt ein so reizendes Mädchen zu diesem Gewerbe?

Deutschland | Italien, 1970

Originaltitel:

Wie kommt ein so reizendes Mädchen zu diesem Gewerbe?

Alternativtitel:

¿Cómo una linda chica como tú entra en este negocio? (COL)

Dove vai senza mutandine? (ITA)

How Did a Nice Girl Like You Get Into This Business? (USA)

How Did a Nice Girl Like You... (USA)

The Naughty Cheerleader (USA)

Mir hat es immer Spaß gemacht

Deutsche Erstaufführung:

15. Januar 1970

Regisseur:

Will Tremper

Drehbuch:

Will Tremper

Inhalt

Die attraktive 16-jährige Lynn Keefe (Barbi Benton) macht mit ihrem leichtfertigen und naiven Gehabe eine komplette Kleinstadt in Pennsylvania verrückt. Dabei ist sie sich ihrer Wirkung auf die ansässige Männerwelt durchaus bewusst. Als sie eines Tages den etwas älteren Nick ( Clyde Ventura) kennenlernt, verliebt sie sich Hals über Kopf und träumt von einer gemeinsamen Zukunft. Nach einem bizarren Liebesabenteuer wird Lynn von ihm schwanger und erwartet, dass er sie heiratet. Doch Nick sucht das Weite und lässt Lynn einfach sitzen. Schon bald beschließt sie, aus dem provinziellen Kleinbürgertum auszubrechen und begibt sich in der Hoffnung den Richtigen zu treffen auf eine Reise ins Überall und Nirgends. Doch Lynn kommt schon bald auf dem Boden der Tatsachen an und lernt die wahren Gesichter vieler Männer kennen, bis sie sich im Endeffekt folgendes vorhalten lassen muss: »Wie kommt ein so reizendes Mädchen zu diesem Gewerbe?«

Autor

Prisma

Review

Will Tremper brachte es in seinem dem Vernehmen nach turbulenten Schaffen auf fünf Filme, die größtenteils gute Kritiken bekamen, aber wirtschaftlich gesehen nicht als zufriedenstellend bezeichnet werden müssen. Das Dilemma des Will Tremper besteht vielleicht darin, dass der durchaus visionäre Regisseur und inoffizielle Vorreiter des Neuen Deutschen Films deutlich vor seiner Zeit inszenierte, diese aber noch nicht reif für seine unkonventionellen Beiträge war. Auch "Wie kommt ein so reizendes Mädchen zu diesem Gewerbe" wurde zum Misserfolg, der mit einem Produktionsbudget von rund 2½ Millionen D-Mark sogar zum wohl größten Flop von Horst Wendlandts Rialto Film werden sollte. Da der Film in den Kinos schlecht anlief, wurde er im Rahmen einer möglichen Schadensbegrenzung in "Mir hat es immer Spaß gemacht" umbenannt und um etwa 15 Minuten gekürzt, was allerdings auch nichts mehr helfen sollte. Beim Anschauen des Films drängen sich Quervergleiche zu Trempers 1966 entstandenem "Playgirl" auf, in welchem er seiner unerfahrenen Hauptdarstellerin quasi die alleinige Macht gab, und es neben ihr keine anderen Götter, geschweige denn Göttinnen geben durfte. Dennoch zeigen sich natürlich bedeutende Unterschiede bei der Handlung und Struktur der Geschichte, außerdem ist ein näheres Heranrücken an den herkömmlichen deutschen Film zu beobachten, sodass sich erstmals und insgesamt gesehen keine Besonderheiten herauskristallisieren. Aber der komplette Film wurde nicht optimal angepackt, wie Tremper selbst einräumte: "Barbi-Darling erwies sich als ein Naturtalent, das, ähnlich wie die Renzi, ihrer Rolle hemmungslos gerecht wurde, von einem Bett ins andere springend, aber nie auch nur einen Busen zeigend. Ich Trottel. Als der Film im Januar 1970 in München anlief, hatte Rolf Thiele in diesem »Sonnen-Kino« in der Sonnenstraße gerade seine Sex-Schnulze KOMM NUR MEIN LIEBSTES VÖGELEIN herausgebracht. In unserem Film aber gab's nicht die Spur von nacktem Fleisch zu sehen. Dafür veröffentlichte Hugh Heffner im PLAYBOY zwölf Seiten pudelnackte Barbi Benton. Nun ja. Horst Wendlandt erwies sich als »good sport« und meint bis heute: »Aber wir haben uns doll amüsiert, Dicker!«"

 

Der große Vorzug dieses komödiantischen Dramas ist sicherlich die atemberaubende Hauptdarstellerin und Hugh-Heffner-Bunny Barbi Benton, der Will Tremper ähnlich wie seinerzeit Eva Renzi in "Playgirl" einen Künstlernamen gab, außerdem die absolute Prokura, den Film im Alleingang prägend dominieren zu können. Vielmehr erscheint es auch hier so zu sein, dass ein kompletter Film um die attraktive Hauptrolle herumkonstruiert wurde. Barbi Benton schöpft ihre Stärke aus der Unverbrauchtheit und einer natürlich gegebenen Interpretationsgabe, von ihrem Charme und Charisma ganz zu schweigen. Man lässt sich gerne auf die ansprechende Performance der hübschen Lynn ein, die entgegen zum Kern der Geschichte auffällig leichtfüßig wirkt. Hin und wieder ist es kaum zu glauben, dass Lynn gerade erst anfangen soll, ihre ersten amourösen Gehversuche zu wagen, aber insgesamt gesehen hält die Konstruktion aufgrund der lockeren und leichten Eindrücke stand, die spielend vermittelt werden können. Begleitet wird das Gezeigte von Lynns Stimme aus dem Off, die ihre Gedanken dem Zuschauer einerseits nachdenklich-naiv, aber auch frech-verspielt präsentiert, sodass die anvisierte Situationskomik immer wieder greifen kann. Leider ist es so, dass die Geschichte insgesamt zu oberflächlich bleibt, was nicht zu den in Dramatik getränkten Leitlinien der gesamten Chose passen möchte, allerdings ist wohl auch zu betonen, dass Tremper es im Endeffekt doch hinbekommen hat, diese Gratwanderung auszubalancieren. Dass der Film seinerzeit floppte, liegt vermutlich wirklich daran, dass absolut keine handelsüblichen Schauwerte geboten werden. Somit ist "Wie kommt ein so reizendes Mädchen zu diesem Gewerbe" zu weit weg von Produktionen dieser Zeit, die sich in dieser Hinsicht schon einiges mehr getraut haben, aber ebenfalls zu weit entfernt von Will Trempers charakteristischem Inszenierungsstil, dem erstmals der letzte Schliff zu fehlen scheint und trotz alternativer Ansätze zu konventionell und leicht uniform wirkt.

 

Aus diesen Gründen hängt diese Story irgendwie in der Luft, die man zwar zugegebenermaßen charmant und kurzweilig findet, ihr aber unterm Strich unterstellen mag, dass das gewisse Etwas einfach fehlt. Hinter den Kulissen ist dank eines verlässlichen Rialto-Stabs sehr viel Routine zu bemerken, was sich leider nicht weiter in der Besetzungsliste durchschlägt. Für den deutschen Markt wirkt die Präsentation der Darsteller einfach zu unwirsch, da abgesehen von Klaus Kinski nationale Stars fehlen; ein Manko, das von internationaler Seite nicht ausgeglichen werden kann. Dem linearen Aufbau der Geschichte folgend, sieht man die Stars und No-Names der Produktion in kurzen, isolierten Intervallen, die gemessen an der Screentime und Schauspiellaune von Barbi Benton nur wie unbedeutende Gastauftritte anmuten. Will Tremper schafft es in seinem letzten Film leider nicht, sich und seine geistreichen Reisen ins Ungewisse nochmals neu zu erfinden und es ist sehr schade, dass sein Dasein als Regisseur hiermit besiegelt war, denn Leute wie ihn hätte das deutsche Filmgeschäft eigentlich dringend nötig gehabt - gerade angesichts der neu anbrechenden Dekade. Auch wenn der Film durchaus seine Momente zu vermitteln weiß, kurzweilig ist und unterm Strich wirklich Spaß machen kann, bleibt ein Flop leider doch nur ein Flop. In der Retrospektive sollte die Produktion dennoch milde bewertet werden, da Tremper immerhin eine herrliche Bildsprache anbietet und etliche Ambitionen durchschimmern lässt, die bei dieser Umsetzung jedoch weitgehend untergehen. Über allem steht vielleicht auch der Vergleich zu seinen vier vorher gegangenen Filmen, die wesentlich frischer und moderner wirken, als "Wie kommt ein so reizendes Mädchen zu diesem Gewerbe". Außerdem kann man sich hin und wieder des Eindrucks nicht verwehren, dass zahlreiche Ersatzteile aus seinem eigenen Klassiker "Playgirl" auftauchen. Das kommt weniger gut an, denn man kann ein Gefühl oder Flair nur schwer wiederholen. Was bleibt ist der Blick auf einen Film, der aus heutiger Sicht dennoch einfach schön ist, falls man ihm zu viele kritische Blicke erspart.

Autor

Prisma

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