Im Schatten des Mörders

Spanien, 1974

Originaltitel:

La noche de los asesinos

Alternativtitel:

Night of the Assassins

Night of the Skull

Sospiri (ITA)

Suspiri (ESP)

Regisseur:

Jesús Franco

Inhalt

In einer stürmischen Nacht wird Lord Archibald Marian (Ángel Menéndez) von einem geheimnisvollen Killer mit Totenkopfmaske lebendig begraben und segnet das Zeitliche. Sein Testament ist für seine Hinterbliebenen eine Überraschung, denn im Falle seines gewaltsamen Todes ist es hinfällig, stattdessen tritt ein zweites in Kraft – in diesem hinterlässt er alles seiner unehelichen Tochter Rita (Lina Romay), der Rest der Bagage bekommt nichts. Diese Hinterlassenschaft gibt Rätsel auf, denn eigentlich hatte er mit Rita, die er in einer weinseligen Nacht mit einer Sklavin zeugte, nichts am Hut, vielmehr wurde diese von ihm und seiner Frau regelmäßig durchgeprügelt.

 

Auch der Killer mit der Totenkopfmaske verhält sich ungewöhnlich, denn obwohl – abgesehen von Rita – niemand etwas zu gewinnen hat, mordet er weiter. Inspektor Bore (Vícente Roca) und Major Oliver Brooks (Alberto Dalbés) von Scotland Yard ermitteln, und letzterer treibt noch ein weiteres Testament auf, das nun von Anwalt Pimperton (Jesús Franco) verlesen wird: diesmal erben alle außer Rita. Und der Killer macht weiter.

Review

Für Produzent Arturo Marcos drehte Jess Franco im November 1973 diesen Grusel-Krimi, der durchaus ungewöhnlich aus Francos Filmographie heraussticht. Ein Gothic-Giallo mit dunklen Bildern, viel Kamerabewegung, schnellen Schnittfolgen, angesiedelt im 19. Jahrhundert und einem düsteren Score von Carlo Savina, da hat man das Gefühl, eigentlich einen italienischen Film zu sehen.

 

Dann ist da allerdings die verwirrende Story, und schon ist man wieder bei Franco. Im eigens verfassten Drehbuch warf er das Theaterstück „The Cat and the Canary“ mit Edgar Allan Poe-Motiven und Edgar Wallace „Im Banne des Unheimlichen“ in einen Whodunnit-Topf und verhaspelt sich dabei nicht wenig. Zu früh gibt er dem Zuschauer Hinweise auf die Auflösung, und selten ist das Ganze logisch. Protagonisten wissen Dinge zu einem Zeitpunkt, die eigentlich erst später herauskommen sollten. Und was ist mit Testament No 3? Okay, der erste Lord war ein falscher Lord, und somit sind dessen Testamente hinfällig. Verstanden. Aber warum sollte dann das frühere Testament des echten Lords von Belang sein, wo doch niemand weiß, ob dieser wirklich tot ist? Egal, Spannung und Atmosphäre schadet das nicht.

 

Ganze drei Wochen drehte Franco an IM SCHATTEN DES MÖRDERS, und da die Darsteller für vier Wochen verpflichtet waren, begann er sogleich einen weiteren Film zu drehen. Leider wurde dieser nie fertig. Zum ersten Mal drehte Franco hier mit Antonio Mayans, welcher später ein guter Freund und Dauergast in seinen Filmen wurde. Dan van Husen dürfte seine damalige Freundin Swan Heinze mitbringen, die eigentlich Medizinstudentin war und später einen Zahnarzt heiratete. Sie lebt heute in der Schweiz. Weiterhin ins Auge fallen natürlich William Berger, Luis Barboo und Yelena Samarina, sowie Evelyne Scott. Insgesamt ist IM SCHATTEN DES MÖRDERS sehr gut besetzt. Die hohe Personenzahl macht es aber manchmal schwierig, dem Ganzen zu folgen.

 

Beim zweiten Mord fällt eines sofort ins Auge. Der Killer fesselt Lady Marian, gespielt von Maribel Hidalgo, an einen Felsen, wo die aufkommende Flut sie ertränken soll. Doch nach nur wenigen kurzen Bewegungen wird die Betroffene plötzlich unbeweglich, obwohl das Meerwasser noch weit davon entfernt ist, sie zu ersäufen. Wie Franco-Chronist Stephen Thrower herausfand, gibt es dafür einen Grund. Maribel Hidalgo litt offenbar an niedrigem Blutdruck, wurde plötzlich ohnmächtig und musste medizinisch versorgt werden. Anscheinend hat es ihre Ohnmacht in den fertigen Film geschafft. Ebenfalls zu sehen sind ein paar schattenhafte Silhouetten an der Wand hinter William Berger, wenn dieser seine Frau ertränkt. Francos Mähne ist dabei unverkennbar.

 

Nicht auf deutsche Leinwände geschafft hat es dagegen IM SCHATTEN DES MÖRDERS, hier waren dem Film nur Veröffentlichungen auf VHS und DVD beschieden. Schade eigentlich, denn trotz seiner Story-Lücken stelle ich mir IM SCHATTEN DES MÖRDERS sehr atmosphärisch auf großer Leinwand vor. Wem andere Franco-Filme zu transuselig sind, wird über das hier vorherrschende Tempo überrascht sein.

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