Lorna… the Exorcist

Frankreich, 1974

Originaltitel:

Lorna, l'exorciste

Alternativtitel:

Les possédées du démon (FRA)

Sexy diabolic story (ITA)

Lorna... the Exorcist (USA)

Regisseur:

Jesús Franco

Inhalt

Vor 19 Jahren hat Patrick Mariel (Guy Delorme) einen Pakt mit der geheimnisvollen Lorna Green (Pamela Stanford) geschlossen. Sie verspricht ihm Erfolg, Reichtum und ein Kind. Doch genau dieses Kind verlangt Lorna als Gegenleistung. Am 18. Geburtstag seiner Tochter Linda (Lina Romay) meldet sich Lorna bei Patrick und fordert ihren Tribut. Der inzwischen tatsächlich erfolgreich gewordene Geschäftsmann weigert sich, doch alles ist längst vorherbestimmt und ein Happy End nicht vorgesehen.

Review

Jess Francos „Lorna, L’exorciste“ gehört zu in den interessantesten Filmen in seiner Filmographie, doch zuvor mal wieder eine kleine Warnung an Nicht-Franco-Fans, die das wohl sehr anders sehen würden. Ofdb und IMDb benennen diesen Film unter dem Titel „Les possédées du diable“, doch tatsächlich ist dies ein Zweittitel. Registrierung und Erstaufführung fanden in Frankreich unter dem Titel „Lorna, L’exorciste“ statt.

 

Francos Angewohnheit Namen und Story-Inhalte wiederzuverwenden sind bekannt, und auch wenn es sicher weitere Interpretationsmöglichkeiten gibt, sehe ich diesen Film als Quasi-Fortsetzung von „Necronomicon – Geträumte Sünden“ (Dt. 1968). Stellen wir uns vor, die Lorna Green in „Necronomicon – Geträumte Sünden“ war ein Succubus, der unter Gedächtnisschwund litt, weil sie sich in einen sterblichen verliebte. Sie besitzt übernatürliche Kräfte, die sie eher unbewusst anwendet, hat Macht über Menschen, sie dient einem geheimnisvollen Meister, der möglicherweise Satan persönlich ist. Der Sterbliche plant jedoch nichts Gutes mit Lorna, und so rammt sie ihm ein Messer in den Nacken und kehrt schließlich heim – zu ihrem Meister und ihrer eigentlichen Bestimmung.

 

In „Lorna, L’exorciste“ ist Lorna Green ein Succubus, der sich seiner Bestimmung und Kräfte voll und ganz bewusst ist. Sie begegnet dem Sterblichen Patrick und erkennt zugleich, dass dieser ihren Untergang herbeiführen wird. Und so macht sie ihm ein Angebot, sichert sich quasi eine Erbin ihrer Fähigkeiten, eine indirekte Tochter. Mutterschaft und Inzest sind harte Themen in diesem Film, zudem sehr wichtige. Der Succubus ist unfruchtbar, und so übernimmt sie – nach Patricks Einwilligung in den Pakt – die Kontrolle über die Gebärmutter von dessen Frau Marianne (Jacqueline Laurent). Lorna bestimmt, wann diese ein Kind gebären wird, ebenso wie sie darüber bestimmt, wann kleine Taschenkrebse aus Mariannes Mumu krabbeln, als Patrick sich 19 Jahre später weigert, den Pakt zu erfüllen.

 

Die Taschenkrebs-Sequenz(en) ist/sind nur eine von drei schockierenden Szenen. Desweiteren gibt es ein maternes Ritual, in dem Lorna ihre Fähigkeiten an ihre Tochter in einem ebenso symbolischen wie inzestuösen Ritual weitergibt. Schließlich kehrt der nichtsahnende Patrick heim zu seiner Tochter, und als diese da so breitbeinig auf dem Bett liegt und seine Hand auf ihre Brust legt, will der Papa doch tatsächlich…aber das Ende von „Necronomicon“ wiederholt sich. Apropos breitbeinig, „Lorna, L’exorciste“ enthält – rein theoretisch – keine Hardcore-Szenen, allerdings so einige tiefe Einsichten in Lina Romays und Pamela Stanfords Intimbereich. Und apropos Lina Romay, die sieht hier wirklich zum Anbeißen aus.

 

Getragen wird „„Lorna, L’exorciste“ von seiner stimmungsvollen Umsetzung, zu der beispielsweise eine 9-minütige Eingangssequenz gehört, in der eine Art Cunnilingus (Romay und Stanford) ohne Cunnilingus gezeigt wird, untermalt von einem wehmütigen Musiktrack von André Benichou. Eine wundervolle Szene, die für Nicht-Franco-Fans allerdings wohl Anlass genug ist, den Film noch vor Ende dieser 9 Minuten abzuschalten. Aber wer versteht schon Nicht-Franco-Fans? Seltsame Leute, der Fremde nebenan.

 

„Lorna, L’exorciste“ entstand im April 1974 als Produktion von Robert de Nesles Comptoir Français du Film Production (CFFP). Gedreht wurde in Südfrankreich, als Blickfang diente der teils eröffnete, teils noch im Bau befindliche Casino- und Hotelkomplex La Grande-Motte im Département Hérault. Innenszenen entstanden in Hotelzimmern. Es zeigt sich mal wieder Francos Stärke, dass er mit einem wirklich lachhaften Budget diesen so atmosphärischen Film kreieren konnte. Aber nochmal zurück zu wiederverwendeten Ideen. In der Klinik von Dr. Ungenannt (Jess Franco) befindet sich eine seltsam gekleidete Patientin (Strapse, Hemdchen, keine Unterwäsche, gespielt von Catherine Lafferière), die sich nicht an ihre frühere Identität erinnert, nur, dass sie einer Frau namens Lorna gehört. Sehnsüchtig erwartet sie deren Rückkehr, und ´“Vampyros Lesbos“ lässt grüßen, spätestens wenn Ramon Ardíd als Klinikhelfer anscheinend das gleiche Brillenungetüm trägt, wie Morpho ein paar Jahre zuvor.

 

Neben André Benichou, der hier tatsächlich ein neue Tracks beigesteuert hat, ist Robert de Nesle als Komponist angegeben. Ich habe da so meine Zweifel. Die Musik ist sehr unterschiedlich und nicht immer passend, und neben Benichous Stücken hat hier sicher Gérard Kikoine beim Endschnitt Archivtracks unbekannter Herkunft reingeschnitten.

 

Und bevor ich es vergesse, auch Lorna hat hier einen Morpho, der aber Maurizio heißt und von Howard Vernon gespielt wird, in zwei kurzen Szenen. In einer davon darf er Hauptdarsteller Guy Delorme mit einer Muschel mit fiesen Spitzen verkloppen, die er wie einen Schlagring verwendet. Nach den Taschenkrebsen der zweite Missbrauch von Meeresfrüchten in diesem Film.

Veröffentlichungen

Empfehlenswerte Ausgaben sind hier die alte DVD von Mondo Macabro oder die französische Blu-ray von Le Chat qui Fume. Letztere entstand aus einer Abtastung von zwei 35mm-Kopien und verfügt sowohl über den französischen Ton (wahlweise mit engl. Untertiteln) als auch die englischsprachige Synchro. Leider sind die umfangreichen Interviews im Bonusmaterial nicht englisch untertitelt.

Filmplakate

Links

OFDb
IMDb

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