Symptoms l'incubo dei sensi (ITA)
Síntomas (ESP)
The Blood Virgin
Anne (Lorna Heilbron) begibt sich zu ihrer Freundin Helen (Angela Pleasence) in deren Landhaus, um dieser Gesellschaft zu leisten. Helen hat eine Krise hinter sich und klagt über extreme Sinneswahrnehmungen, insbesondere ein außergewöhnliches Gehör. Anne will ihrer Freundin helfen, doch sie spürt nicht die drohende Gefahr. Helen scheint auf dem Dachboden über ihrem Zimmer ein Geheimnis zu hüten, zudem scheint vor Anne bereits eine weitere Frau, Cora (Marie-Paule Mallieux), bei Anne gewesen zu sein – doch Cora ist verschwunden. Der Landschaftsarbeiter Brady (Peter Vaughan), welcher im Gesindehaus an der Rückseite des Gebäudes lebt, weiß offenbar mehr.
Dies wird ein kurzer Text, denn je mehr man über die Story und die Inhalte dieses Films verrät, desto mehr wird dessen Genuss geschmälert. Die frühen Filme von José Ramón Larraz haben alle einen starken Bezug zu England, wurden dort gedreht, und die Erzählweise ist sehr stark von Einflüssen britischer Genre-Beiträge geprägt. Was nicht bedeutet, dass Larraz keinen eigenen Stil hätte, das wäre sehr weit von der Wahrheit entfernt.
1974 war ein wichtiges Jahr für Larraz, denn er schuf mit „Vampyres“, „Emma, puertas oscuras“ und „Symptoms“ gleich drei seiner besten Filme. „Symptoms“ schaffte es gar in den offiziellen Wettbewerb nach Cannes, und das verwundert keineswegs. Trotz deutlicher Horroreinflüsse (Larraz folgt hier mit leicht verändertem Timing der Struktur von Hitchcocks „Psycho“) ist „Symptoms“ das Psychogramm einer Frau in einer psychischen Krise. Diese wird hervorragend dargestellt von Donald Pleasence‘ Tochter Angela, deren Schauspielkarriere (fast) bis heute anhält. Für den Part der Helen war ursprünglich Jean Seberg bereits gecastet, doch aufgrund von Problemen mit einer Arbeitserlaubnis für England entscheid sich Larraz dann bei einem Casting für Angela. In den weiteren zwei Hauptrollen sind Lorna Heilbron und Peter Vaughan zu sehen, beide waren sehr sorgfältig vom Regisseur persönlich ausgewählt. Vaughan starb im Jahr 2016, nachdem er zuletzt in einigen Folgen der Serie „Game of Thrones“ zu sehen war.
Larraz beweist in „Symptoms“ erneut sein Gespür für Spannungsaufbau. Diesen erreicht er mithilfe seiner Charakterisierung der Hauptfiguren, Gewaltausbrüche erscheinen plötzlich aber selten und sind gerade deshalb umso effektiver. Was dem Filmfan sofort, schon während der ersten Bilder, ins Auge fallen wird, ist die superbe Fotografie des Films. Der Kameramann Trevor Wrenn fängt schöne herbstliche Bilder ein, die sehr wichtig und symbolisch für die Gemütsverfassung der Hauptprotagonistin sind. Umso mehr verwunderte es mich, dass Wrenns Filmkarriere bereits 1975 aufzuhören schien. In diesem Jahr drehte er mit „Erotic Inferno“ seine erste Regiearbeit, und damit endet seine Filmographie. Leider war ihm das Filmgeschäft nicht lukrativ genug, und so gründete Wrenn eine eigene Firma für Werbespots. Als er diese Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen nicht fortsetzen konnte, nahm er einen Kurs in Kreatives Schreiben und ist nun als Buchautor tätig, schrieb Romane wie „Artos“, „Daddy“ oder „Love Hurts.“
„Symptoms“ war eine Co-Produktion zwischen Großbritannien und Belgien, einige Quellen fügen Spanien hinzu, allerdings findet sich hierzu keine Produktionsfirma. Tatsächlich wurde „Symptoms“, abgesehen von den schönen Außenlocations, in den Pinewood-Studios gedreht, als ausschließlicher Geldgeber ist allerdings nur ein gewisser Jean L. Dupuis genannt. Das ist dubios, denn Dupuis war der Gründer eines Magazins, für das Larraz als junger Mann Comics gezeichnet hat, ist allerdings bereits 1952 verstorben. Egal. „Symptoms“ ist ein wunderbarer, stimmungsvoller Psycho-Thriller, den man gesehen haben muss.
„Symptoms“ wurde wie gesagt 1974 im Wettbewerb in Cannes gezeigt und erfuhr 1976 reguläre Kinoaufführungen in den USA und Frankreich. Danach wurde es still. Ende der 80er Jahre gab es eine Aufführung im TV in Großbritannien, doch die Originalnegative galten lange Zeit als verschollen.
Erst 2016 wurde „Symptoms“ nach Wiederentdeckung der Negative erstmalig für den Heimkino-Mark veröffentlicht. Eine Restauration erfolgte durch das königliche Filmarchiv Belgien. Die 2k-Restauration wurde von BFI als Nummer 32 der BFI Reihe "Flipside" mit einem guten Bonusmaterial-Paket veröffentlicht. Als da wäre:
Weiterhin gehört ein 18-seitiges Booklet dazu. Die Veröffentlichung ist eine Doppel-Disc, Inhalt von Blu-ray und DVD sind identisch. Vorhanden ist der englische Originalton.
In den USA erschien „Symptoms“ in einer limitierten Edition von Mondo Macabro. Die Blu-ray ist identisch mit der BFI-Veröffentlichung, inklusive allen Bonusmaterials. Der Mondo Macabro liegt allerdings noch die Interview-DVD „Larraz on Larraz“ bei. Dabei handelt es sich um ein zweistündiges Interview, welches Ende der Neunziger des letzten Jahrhunderts geführt wurde. Auszüge dieses Interviews sind auch in der Eurotika-Folge über Larraz zu sehen. Das Booklet weicht von der BFI-veröffentlichung ab.
Diese Special Edition ist zum Zeitpunkt, an dem ich dies hier schreibe, fast ausverkauft. Die Einzel-Blu-ray, die im regulären Handel erhältlich ist, beinhaltet weder Booklet noch die Extra-DVD.
Eine deutsche Veröffentlichung gibt es nicht.