Caligula - The Music

Komponist:

Bruno Nicolai

Erscheinungsart:

Vinyl

Erscheinungsjahr

1980
  • Disc 1
    Side 1
    We are one (Caligula love theme)

     

    Side 2
    We are one (Caligula love theme – Dance Version)

     

    Disc 2
    Side 1
    Wood sequence
    Caligula & Ennia
    Caligula’s dance
    Drusilla’s bedroom
    Isis pool
    Livia/Proculus wedding
    Casesonia’s dance

     

    Side 2
    Drusilla’s death – Main theme
    Orgy on ship
    Orgy n ship – Part II
    Battle of Britain
    Play/Stadium
    Caligula’s death
    Reprise

Sandalenfilme tönen ja oft blechern-martialisch. Die Trompeten und Hörner schmettern was das Zeug hält, und dazu marschiert die Blechbüchsenarmee dass es nur so eine wahre Freude ist. Und genauso wenig wie ich Peplums mag, kann ich mit dieser griechisch-römischen Version von Brass-Musik (welch Wortspiel) etwas anfangen. CALIGULA von Tinto Brass (da isses wieder) ist anders. Hier kämpfen keine muskelbepackten Sklaven gegen ihre Unterdrücker, und entsprechend ist auch die Musik … anders. Vorherrschend sind zum einen mittelalterlich-rhythmisch angehauchte Klänge, zum anderen werden verschiedene Stücke aus Balletten von Aram Chatschaturjan und Serge Prokofieff verwendet. Aber der Reihe nach …

 

Zuerst einmal ist das Album ein Doppelalbum, bestehend aus einer ausgekoppelten Single sowie dem eigentlich Score. Die Single liegt im 12-inch-Format als erste Platte bei (mit 33 1/3 Umdrehungen!), die zweite Platte ist dann eben der Soundtrack.

 

Dieser Soundtrack beginnt lieblich mit Flöten. Bilder von Elfen und Feen die auf der Wiese tollen ziehen durch den Kopf, und während idyllisch-familiäre Atmosphäre aufkommt entspannt sich der Hörer zunehmend. Doch offensichtlich ist dies ein Traum, wird aus der Pastorale doch urplötzlich und innerhalb weniger böser Taktstriche ein Horrorszenario, so wie man einen schönen Traum hat der von einer Sekunde auf die andere zum Alptraum wird. Das Idyll verwandelt sich geschickt zu Prokoffiefs Tanz der Ritter aus dem Ballett Romeo und Julia, und am Hörer ziehen grausame Soldatenheere vorbei die Tod und Verderben bringen. Ein furioser Einstieg!

 

Die beiden nachfolgenden Stücke Caligula & Ennia und Caligulas Dance zaubern mit Harfen, Bassflöten und Pauken mittelalterlich-feierliche Stimmung, die problemlos zwischen Loreena McKennitt und Wardruna angesiedelt sein könnte und zielsicher zum Höhepunkt des Albums führen: Isis Pool. Eine entspannte und dabei doch spannungsgeladene Atmosphäre umhüllt den Zuhörer und schmeichelt ihm mit der Illusion nackter Nymphen in einem geheimnisvollen Becken, die sich zart windend um ihn versammeln um dem Gott der Liebe zu huldigen. Fremd und sinister klingend, und dabei gleichzeitig verführerisch und warm. Musik, die problemlos jeden Giallo veredeln würde und ungeheures Suchtpotential hat.

 

Die erste Seite schließt mit der Musik aus der Hochzeit von Livia und Proculus sowie mit Caesonias Tanz, und beide Male verzaubern die Klänge zwischen Orient und romantisiertem Mittelalter, zwischen Erotik und einem Zug von Jungfern, und ziehen den Hörer nochmals in eine ferne Traumwelt.

 

Die zweite Seite beginnt klassisch und hochdramatisch mit dem Hauptthema um Drusilla, einer Variation von Aram Chatschaturjan Ballett Spartacus, das zwischen Drama und Tragik wechselt und den Tod der geliebten Schwester perfekt in Szene setzt. Vielleicht ein wenig zu süßlich, aber auch der Geruch von Verwesung ist schließlich süßlich und dabei doch unerträglich, die eigenartige Todesstimmung dieser Szenen wird somit erstklassig illustriert. Auch der folgende Beginn der Orgie ist klassisch-romantisch gehalten (eigenartigerweise Dornröschen von Prokofieff), wird aber schnell von einer absurd-skurrilen Melodie mit atonalem Charakter abgelöst, die so auch in jeden Film mit Totò passen würde. Oder zu PROVIDENZA. Nun gut, es werden ja auch surreale Vorgänge untermalt, dann darf auch die Musik surreal sein …

 

Im Film ebenfalls surreal ist die Schlacht um England, die musikalisch wiederum angemittelaltert daherkommt (das Stück heißt Spartan War und ist von einem gewissen John Leach, der in erster Linie als Komponist von Librarymusik in Erscheinung getreten ist) und den Irrwitz der Episode hervorragend untermalt. Das folgende Play/Stadium ist wieder eine unauffällige Eigenkomposition von Bruno Nicolai, die dann den Kreis zu Prokofieffs Romeo und Julia schließt: Düstere und dramatische Töne untermalen Caligulas Tod und zeichnen das dunkelsüße Bild der Titelmusik weiter. Abgeschlossen wird die Seite dann mit einer kurzen Reprise des Spartacus-Themas von Chatschaturjan, die den Hörer in eine unheilvolle und zerstörte Welt entlässt. Und ihn fast zwingt wieder von vorne zu beginnen, um den Zauber und die Erotik des Beginns noch einmal zu erleben.

 

Mir persönlich gefällt die medievale Stimmung der ersten Seite besser als die fast reine Klassik der zweiten Seite, aber das ist Geschmackssache. Das Gesamtpaket des eigentlichen Soundtracks steht dem Film jedenfalls kaum nach, wobei zu erwähnen ist, dass im Film noch einiges mehr an Musik verwendet wird als auf dem Soundtrack enthalten ist, nämlich aus allen drei erwähnten Balletten noch weitere Stücke.

Und während ich dies schreibe läuft, der Vollständigkeit halber, die erste Platte des Albums: Auf Seite 2 We are one, die Disco-Version von Chatschaturjans Spartacus! Nun ja, ääh, mmh, also … Wird so sicher kein zweites Mal auf meinem Plattenteller landen, das kann ich versprechen. Aber wer auf Disco steht darf hier durchaus mal ein Ohr riskieren … Und auf Seite 1 das gleiche Lied, diesmal als Ballade. Hätte so in jeden Moore-Bond gepasst und wäre dann bestimmt ein Hit geworden. Ich bin sicher, wenn ich das Stück einem Bond-Fan vorspiele mit der Frage nach dem Film, bekommt der arme Mensch graue Haare beim Grübeln. Vergleichbar wären etwa DER SPION DER MICH LIEBTE (bzw. Nobody does it better) oder MOONRAKER - Ups, der Film ist ja aus dem gleichen Jahr. Sowas …

 

Erscheinen ist das ganze im Februar 1980, kam allerdings erst im November 1980 in die Läden. Als Mail-Order konnte man die Veröffentlichung dann im November 1981 erwerben, da kam nämlich die R-Rated-Version des Films in die Kinos. So, und ich gebe mir jetzt die erste Seite nochmal. Und dann gleich nochmal …

Autor:

Maulwurf

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Caligula

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