Count Dracula's Great Love

Spanien, 1973

Originaltitel:

El gran amor del conde Drácula

Alternativtitel:

Le grand amour du comte Dracula (FRA)

I diabolici amori di nosferatu (ITA)

Cemetery Girls (USA)

Dracula's Great Love (USA)

Cemetery Tramps

Count Dracula's Virgin Lovers

The Great Love of Count Dracula

Vampire Play Girls

Regisseur:

Javier Aguirre

Inhalt

Das Pärchen Marlene und Imre (Ingrid Garbo und Víctor Alcázar) reisen zusammen mit Marlenes Klosterschulfreundinnen Senta, Karen und Elke (Rosanna Yanni, Haydée Politoff und Mirta Miller) mit der Kutsche durch die transsylvanischen Alpen als ihr Gefährt ein Wagenrad verliert, das einen Abhang hinunter in den Wald rollt. Während Imre und Marlene sich auf die Suche begeben, bleiben ihre drei Freundinnen – noch von Imres Erzählung der schauerlichen Geschichte eines nahegelegenen ehemaligen Sanatoriums und des ebenfalls aus der Gegend stammenden Vampirs Dracula verängstigt – zurück. Plötzlich scheuen die Pferde und verletzen den Kutscher tödlich.

 

Nachdem das Wagenrad nicht auffindbar ist und Imre sich ohnehin außerstande sähe, es ohne Hilfe des Kutschers zu montieren, tritt man den Fußmarsch zum Sanatorium an, dass man leer stehend glaubt. Doch der neue Käufer des Gebäudes Dr. Wendell Marlow (Paul Naschy) öffnet ihnen die Pforte und lädt sie ein, eine Woche zu bleiben, vorher sei eine Benachrichtigung um Hilfe aus der nächstgelegenen Ortschaft ohnehin nicht möglich. Senta fühlt sich zu dem recht sonderbar anmutenden und nach isolation suchenden Arzt hingezogen, doch schließlich ist es Karen, der es eher unbeabsichtigt gelingt, sein Interesse an ihr zu wecken.

 

In der Bibliothek des Doktors finden sie das Tagebuch Dr. Van Helsings, der in der Vergangenheit feststellen musste, dass es unmöglich sei, Dracula zu töten. Man könne nur seine menschliche Gestalt vernichten, während sein vampirisches Wesen jederzeit durch das freiwillige Opfer einer Frau die ihn liebt, in neuer Gestalt zum Leben erweckt werden könne. Zudem hoffe Dracula so, seine Tochter von den Toten wiedererwecken zu können. Lebt Dracula also noch und befindet sich womöglich ganz in der Nähe? Die mit durchschnittener Kehle und mit Vampirzähnen bewährte Erscheinung eines durch das Sanatorium irrenden Untoten scheint darauf hinzudeuten.

Review

Während ich den Film nach früherer Sichtung einer schlechten US-Kopie, gekürzt und im falschen Bildformat nicht zu bewerten gewagt hätte (Gott, war mir langweilig), bietet die HD-Veröffentlichung von Vinegar Syndrome Überraschendes: der Film ist wundervoll.

 

Doch wo anfangen? Vielleicht beim Bildformat. Widescreen, also diesmal nicht von „Anus Films“ sondern tatsächlich von Janus Films und ausführend von Francisco Lara Prolop produziert, inszenierte Javier Aguirre („Die Stunde der grausamen Leichen“) diese Vampir-Story nach einer Vorlage von Paul Naschy. Während der Zuschauer natürlich automatisch annimmt, Paul Naschy würde selbstverständlich auch die Rolle des Grafen Dracula spielen, führt uns Van Helsings Tagebuch dann vorläufig in die Irre und scheint Raum für andere Möglichkeiten zu geben. Das hätte dann wohl aber die spanischen Kinozuschauer mächtig enttäuscht. Die Rollen der Frauen sind mit für damalige spanische B-Movie Sehgewohnheiten bekannten Namen besetzt und doch international: der in München geborenen aber in Spanien aufgewachsenen Ingrid Garbo, deren Filmkarriere jedoch in Mexiko begann; der in Argentinien als Mirta Jovita Bugni Chatard geborenen Mirta Miller („Die Rebellion der lebenden Leichen“); der ebenfalls in Argentinien geborenen Rosanna Yanni („Rote Lippen – Sadisterotica“ und „Küss mich, Monster“); und natürlich der gebürtigen Parisiènne Haydée Politoff („Interrabang“), und ich käme mir albern vor, jetzt 10 rosa Herzchen hinter diesem Namen zu machen, aber Ihr wisst Bescheid, habt „Interrabang“ gesehen, und hoffentlich mindestens auch „Scacco alla Regina.“ In einer kleinen Rolle als Vampiropfer ist zudem Loreta Tovar („Woodoo – Inferno des Grauens“, „Die Rückkehr der Reitenden Leichen“) dabei.

 

Auf der Vinegar Syndrome Blu-ray befindet sich die längere (knapp 84 Minuten) Euro-Fassung in gleichbleibender Qualität, nur der Ton scheint aus verschiedenen Quellen zusammengesetzt. Einige der Blood Drinking-Sequenzen mit Nippelalarm wirken gar als hätten sie zuvor gar keinen Ton gehabt sondern als wären sie nur mit mal mehr mal weniger dezentem Stöhnen neu hinterlegt worden. Ich denke nicht, dass in irgendeinem Vampirfilm vor 1973 je exzessiver und sinnlicher Blut getrunken wurde. Gerade auch Rosanna Yanni gibt sich deutlich zeigefreudiger als in bisherigen Filmen, lediglich Haydée Politoff ist eher bedeckt. Warum also meine Begeisterung? Im Verlaufe des durchaus eher dialoglastigen Films steigt nicht nur der Blutanteil rapide, vor allem das Ansteigen einer verträumten, fast surreal anmutenden Atmosphäre lässt „Count Dracula’s Great Love“ punkten. Wenn Aguirre sich das Verwenden der Zeitlupe bei Aufnahmen der Vampirinnen (ups, spoiler) von León Klimovsky abgeguckt hat, hat er es dennoch deutlich besser hinbekommen. In den letzten gut zwanzig Minuten kann der Film zudem mit gleich mehreren sehr innovativen Szenarien und Ideen aufwarten. Die Musik von Carmelo A. Bernaola trägt ihr übriges zur Atmosphäre bei.

 

Jetzt fehlt noch ein schöner Abschlusssatz. Und mir ein Kaffee, also Pech gehabt, vielleicht ein andermal.

 

Moment, es gibt eine sehr denkwürdige Schmunzel-Sequenz im Film, die mich sehr belustigt hat. Paul Naschy streift durch den Wald und schaut unheilvoll nach Oben zu einem Vollmond am Nachthimmel - als würde er befürchten, er müsste sich schon wieder einmal in einen Werwolf verwandeln.

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Kommentare (2)

  • Gerald Kuklinski

    Gerald Kuklinski

    04 Dezember 2019 um 18:27 |
    Regisseur Javier Aguirre, der neben "Count Draculas Great Love" auch den Genreklassiker "Die Stunde der grausamen Leichen" (El jorobado de la Morgue, 1973) mit Paul Naschy inszenierte, ist am 04. Dezember 2019 in Madrid verstorben.

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  • Thomas Hortian

    Thomas Hortian

    21 Januar 2022 um 01:26 |
    Gerade gesehen, in der neuen deutschen Synchro (die man als passend und deshalb gelungen betrachten kann), hat mir richtig gut gefallen. Das elegische Naschy-Tempo passt wunderbar und als tragischer Liebhaber in Vampirform taugt Naschy fast noch besser denn als wehmütiger Werwolf.

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