Das Geheimnis des Doktor Z

Frankreich | Spanien, 1966

Originaltitel:

Miss Muerte

Alternativtitel:

Dans les griffes du maniaque (FRA)

Le diabolique docteur Z (FRA)

El diabólico doctor Z (MEX)

The Diabolical Dr. Z (USA)

The Diabolical Dr. Z

Miss Death

Miss Death and Dr. Z in the Grip of the Maniac

Deutsche Erstaufführung:

09. September 1966

Regisseur:

Jesús Franco

Inhalt

Der geniale Wissenschaftler Doktor Zarowski (Antonio Jiménez Escribano) hat in jahrelanger Arbeit eine gefährliche Technik entwickelt. In Umkehrreaktionen kann er operativ Einfluss auf den menschlichen Charakter vornehmen und diese nach seinem Willen funktionieren und handeln lassen. Als er versucht, diese Entdeckung auf dem Kongress der Neurologen vorzustellen, stempelt man ihn mit Empörung als Scharlatan ab. Daraufhin erleidet der bereits in die Jahre gekommene Wissenschaftler vor Aufregung einen tödlichen Herzinfarkt. Seine Tochter Irma (Mabel Karr) schwört beim Tode ihres Vaters Rache an den Verantwortlichen zu nehmen und seine Arbeit mit allen erdenklichen Mitteln fortzuführen. In der schönen Nachtclub-Tänzerin Nadia (Estella Blain) findet sie das geeignete Instrument zur Durchführung des teuflischen Vermächtnisses des Doktor Z. So lässt der erste Mord nicht lange auf sich warten...

Autor

Prisma

Review

Dieser von Jess Franco inszenierte Schwarzweißfilm aus dem Produktionsjahr 1966 stellt sich bereits nach wenigen Minuten, aber insbesondere im Vergleich zu den eigenen Werken des spanischen Regisseurs, als erstaunliche Überraschung heraus. Eine alte Festung, Unwetter, Blitze und Donner, dunkle Katakomben, Gittertüren und der Ausbruch eines zum Tode verurteilten Psychopathen und Sadisten aus diesem Gefängnis; diese Sequenz fördert die Aufmerksamkeit und Spannung und man darf doch sehr gespannt auf den weiteren Verlauf sein. Es wird hier sehr deutlich, dass Jess Franco durchaus ein gutes Gespür für Atmosphäre und solide Inszenierungen hatte, was im Laufe der Jahre allerdings zugunsten seiner eigenen Dutzendware weniger zum Vorschein kommen sollte.

 

Die Geschichte des mad scientist dient in "Das Geheimnis des Dr. Z" eher als Einführung in eine Geschichte, die dann streckenweise wieder sehr typisch für ihn wirkt und vom Prinzip her an das Konzept des 1970 entstandenen "Sie tötete in Ekstase" erinnert, allerdings nur weitläufig. Die eingeschlagene Marschrichtung deutet schließlich mit allen Finessen auf eine Art Gruselkrimi hin, der einen guten Unterhaltungswert verspricht. Die attraktiven Hauptdarstellerinnen demonstrieren in "Das Geheimnis des Dr. Z" bereits diskret Jess Francos später zu inflationär eingesetzte Vorlieben, wenn auch nicht im exponiertesten Sinne. Gezügelt und in schwarzweiß, das könnte einigen Interessierten vielleicht neu sein.

 

Ein weiteres Novum fällt bei den Darstellern auf, da man es hier, außer mit Howard Vernon, noch nicht mit der üblichen Jess Franco Stammbesetzung zu tun bekommt, was sonst ja stets für eine gewisse Verlässlichkeit sorgte, in diesem Flick aber auch eine gelungene Abwechslung darstellt. Die attraktive Mabel Karr erscheint zunächst unscheinbar in ihrer Rolle der Tochter des Doktors. Irma steht in vollkommener Verpflichtung und Abhängigkeit zu ihrem Vater, und selbst der Tod kann diese Situation kaum ändern. Die argentinische Schauspielerin und damalige Ehefrau von Fernando Rey, bietet dem Zuschauer sehr glaubhaft eine teuflische Metamorphose an, sodass sie in der Wahl ihrer Mittel nicht kleinlich sein wird. Mithilfe der Erfindung ihres Vaters zwingt sie ihre Opfer dazu, sich ihrem Willen zu beugen. Eiskalt und unerbittlich agiert diese Frau, die ebenso nur ein Werkzeug des "Doktor Z" darstellt, wenn man auch ihre Motivation insgesamt kaum nachvollziehen kann.

 

Estella Blain (die sich vor 35 Jahren das Leben nahm) ist in der Titelrolle der "Miss Muerte" zu sehen. Die französische Schauspielerin glänzt in der Rolle des willenlosen Werkzeugs. Um zu Gehorchen und um die tödlichen Befehle der Erbin des "Dr. Z" auszuführen, wurde sie mit einer Art Akupunkturgerät bearbeitet, welches eine Gehirnwäsche vornehmen kann. Sie soll nun die Schuldigen, die angeblich für den Tod des Wissenschaftlers verantwortlich sind, verführen und anschließend mit Hilfe ihrer langen, vergifteten Fingernägel töten. Wie gut, dass die vor kurzem noch erotische Tänzerin die passenden Voraussetzungen in Form guten Aussehens für diese Taten mitbringt. Die schöne Estella Blain versprüht hier unheimlich viel Verve und es ist ein Genuss ihr dabei zuzusehen, wie sie versucht ihre Männer in die tödlichen Krallen zu bekommen. Estella Blain und Mabel Karr stellen sich als wirklich hochinteressantes und vielversprechendes Duo heraus, das die anderen Darsteller gnadenlos in die zweite oder dritte Reihe verweist und wie ein Uhrwerk funktioniert.

 

Falls man Affinitäten für Kriminalfilme hat, kann man eigentlich schnell auf den Gedanken kommen, dass dieser Film etwa ganz gut in die "Doktor Mabuse"-Reihe gepasst hätte. Das Werkzeug zum Erlangen der Weltherrschaft ist mit dieser Maschine ja vorhanden, die Thematik muss im Gesamtverlauf allerdings dem Großthema Rache weichen. Jess Francos Beitrag stellt sich insgesamt als sehr gelungen heraus, vor allem fällt die extravagante Bildgestaltung auf, die mit teils unheimlicher und nahezu beunruhigender Musik angereichert wurde. Natürlich werden einige Ideen veranschaulicht, die vor Unwahrscheinlichkeit nur so strotzen, aber die dichte Atmosphäre zieht sich tatsächlich wie ein roter Faden durch diese Angelegenheit. Viele typische Inhalte, die man aus späteren Filmen des Regisseurs zu Genüge kennt, finden schon hier Verwendung, so beispielsweise die Tänzerin mit erotischer Darbietung, starke Frauen im Vordergrund, typische Kamerafahrten oder Kameraperspektiven und ausgiebige Aufnahmen der Landschaft, sowie einige Affronts in Richtung der Logik.

 

Beachtenswert bei diesem Beitrag ist die exzellente Synchronarbeit für die deutsche Version und unterm Strich sind die Dialoge ganz gut ausgefallen. "Miss Muerte" offeriert viele gelungene Passagen und spannende Szenen, sodass ein paar sich hinziehende Sequenzen gar nicht so unangenehm auffallen. So bleibt letztlich zu sagen, dass das Ganze ein wirklich ordentlicher Film geworden ist, der unterhaltsam und geradlinig seinen Lauf bis zu einem vorhersehbaren aber nicht uninteressanten Ende nimmt. Selbst für Franco-Skeptiker besteht hier nicht die große Gefahr eine breit angelegte Enttäuschung zu erleben. Die vielversprechende Eigenwerbung: »Ein Gruselschocker für starke Nerven«, darf hingegen schon wieder etwas relativ angesehen werden, denn Nerven aus Drahtseilen braucht es bei "Das Geheimnis des Dr. Z" sicherlich nicht. Mich hat dieser weitgehend ausgereift wirkende Franco jedoch richtig begeistern können.

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Prisma

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