Horror Express

Spanien | Großbritannien, 1972

Originaltitel:

Pánico en el Transiberiano

Alternativtitel:

Terreur dans le Shanghaï-Express (FRA)

El expreso del horror (MEX)

The Possessor (USA)

Panic in the Trans-Siberian Train

Deutsche Erstaufführung:

03. Januar 1974

Regisseur:

Eugenio Martín

Inhalt

Professor Alexander Saxton (Christopher Lee) hat in den Bergen Asiens eine unglaubliche Entdeckung gemacht, ein Millionen Jahre altes Wesen, im Eis eingefroren. Im Transsibirien-Express will er es nach China bringen und von dort weiter nach England. Doch seine Entdeckung hat größeres Ausmaß als selbst er ahnt: sein vermeintliches Missing Link-Geschöpf ist tatsächlich ein Außerirdischer und nach wie vor quicklebendig. Als das Wesen im Zug zu töten beginnt, versuchen er, sein Kollege Dr. Wells (Peter Cushing) und der russische Inspektor Mirov (Julio Pena) es zur Strecke zu bringen. Das wird jedoch schwerer als vermutet, denn das Geschöpf nährt sich vom Wissen seiner Opfer und kann sogar den Körper wechseln. An einer einsamen gelegenen Bahnstation steigt schließlich Kosaken-Hauptmann Kazan (Telly Savalas) zu und versucht das Problem mit roher Gewalt zu lösen. Als Ergebnis bekommen es die Fahrgäste mit Blinden Kosaken-Zombies zu tun.

Review

Unter den vielen Gründen und Motivationen unter dessen Gesichtspunkten ein Filmprojekt entstehen kann, hat „Horror Express“ einen ganz eigenwilligen zu bieten: einen Zug. Dieser existierte aus den im selben- und im Vorjahr unter der Regie von Eugenio Martín entstandenen Produktionen „Matalo“ (El hombre de Río Malo, 1971) und „Viva Pancho Villa“ (Pancho Villa, 1972) mit Telly Savalas. Um diesen Zug wiederverwenden zu können, sollte Martín (später als Co-Autor ungenannt) zusammen mit zwei weiteren Autoren eine Geschichte darum entwickeln. Während Produzent Bernard Gordon bereits in England weilte, um einen Deal mit der britischen Benmar Films zu schließen, entstand so das abenteuerliche Skript zu „Horror Express.“ Dieses bietet einen Mix aus Horror- und Sci-Fi-Elementen, wobei die Kreatur stark an Howard Hawks‘ „Das Ding aus einer anderen Welt“ (The Thing from another World, 1951) angelehnt ist. Die Struktur der Geschichte und der Art der Darstellung der Charaktere erinnert zudem stark an den Katastrophenfilm. Martín selbst betrachtete „Horror Express“ schlicht als Abenteuerfilm.

 

Eine kleine Ergänzung zur Finanzierung. Angesichts der Nennung von Gregorio Sacristán und der britischen Benmar Films wird „Horror Express“ als spanisch-britische Co-Produktion gehandelt. Mit der Nennung von Bernard Gordon war aber eben auch ein amerikanischer Geldgeber involviert. Zudem befolgte man die Auflagen der spanischen Regierung in Bezug auf Co-Produktionen und konnte sich so staatliche Förderung sichern. Nichtsdestotrotz: das Gesamtbudget, nachdem alle ihre Sparkonten geplündert hatten, lag bei geschätzten 300.000 Dollar. Die Anwesenheit von Christopher Lee und Peter Cushing ist natürlich Benmar Films zu verdanken. Telly Savalas wiederum weilte noch immer in Spanien, da er nach „Viva Pancho Villa“ zu einem zweiten Filmauftritt für Granada Films verpflichtet war.

 

Doch damit war das Nutzen von Kontakten noch nicht am Ende angelangt. 1971 weilte ein junger Komponist namens John Cacavas in einer Hotellobby, und als sein Begleiter seinen offensichtlich griechisch-stämmigen Namen nannte, schlossen sich plötzlich von hinten ein paar Arme um ihn: Telly Savalas. Weiß vielleicht nicht jeder, aber Savalas war auch leidenschaftlicher – wenn auch kein guter – Musiker und Sänger. Die Beiden wurden Freunde und arbeiteten später auch als Musiker zusammen. Doch zuvor organisierte Savalas, dass Cacavas für „Viva Pancho Villa“ einen Song komponieren durfte. Nur den Song, denn einen Filmkomponisten hatte man für Pancho Villa bereits. Anschließend wurde Cacavas für den kompletten Score von „Horror Express“ verpflichtet. Mit diesem ist der Musiker auch heute noch weitgehend zufrieden, monierte lediglich die eigenwillige Instrumentierung des kleinen Orchesters, das man ihm zur Verfügung gestellt hatte. Die musikalischen Themen von „Horror Express“ kreisen dabei um ein Pfeifen, welches für den Film eine wichtige Rolle spielt, denn dieses ist das erste Indiz dafür, dass die monströse Kreatur das Wissen seiner Opfer absorbiert.

 

Cacavas‘ Geschichte ist schnell und kurz weitererzählt. Nach Soundtracks für europäische Produktionen wie Alan Gibsons „Dracula braucht frisches Blut“ (The Satanic Rites of Dracula, 1973) und (ungenannt) Silvio Narrizanos „Dreckige Wölfe“ (Senza ragione, 1973) kehrte er in die USA zurück. Apropos „Dreckige Wölfe:“ hier wird im Vorspann ein Maurizio Catalano als Filmkomponist genannt, der keinen weiteren Filmcredit aufweisen kann. Möglicherweise existiert der also gar nicht oder war nur einer vom Orchester. Nachdem es Telly Savalas nicht gelang, seinen Freund für den Kojak-Pilotfilm „Der Mordfall Marcus-Nelson“ bei CBS unterzubringen, gelang es ihm nach dessen Komposition für den TV-Film „She cried Murder“ (1973) dann doch, dass Cacavas den Deal für die anschließende Kojak-Serie bekam. Damit hatte der Komponist für die nächsten paar Jahre finanziell ausgesorgt.

 

Zurück zu „Horror Express.“ Wie viele europäische Genrefilme wurde am Set ohne Ton gedreht. Für das anschließende englische Dubbing standen jedoch alle englischsprachigen Darsteller, also Lee, Cushing und Savalas, zur Verfügung und sprachen sich selbst. Peter Cushing befand sich während des Drehs noch in Trauer wegen des Todes seiner Ehefrau, so dass einige Szenen ihm schwer fielen. Überhaupt würde sich die Art der Rollen, die Cushing in den Folgejahren annahm, leicht ins Melancholische und Einsame verändern. Neben seinen drei internationalen Stars verfügt „Horror Express“ über ebenso kraftvolle Auftritte seiner spanischen Co-Stars. Besonders im Gedächtnis bleiben wird dem Zuschauer Alberto de Mendozas Performance als Priester Pujardov und Julio Pena als Inspektor Mirov. Weiblichen Charme verbreiten Silvia Tortosa als leicht lüsterne Gräfin und Helga Liné als schöne Spionin, die ein schreckliches Ende findet. In kleineren Rollen findet man die Charaktergesichter von George Rigaud, Ángel del Pozo, Barta Barri, Vicente Roca und Víctor Israel. Außenaufnahmen entstanden am Gebirgspass von Puerto de Navacerrada, Studioszenen in Madrid.

 

„Horror Express“ ist in seiner Story und dem Mix verschiedener Elemente sicher ein eigenwilliger Film, funktioniert aber auf ganzer Strecke. Charaktere, Spannung, ein bisschen Blut, und nicht zu vergessen die Kosaken-Zombies, sorgen für ein abwechslungsreiches Grusel-Vergnügen. Gesichtet wurde die Blu-ray von Arrow Films, von der auch obige Screenshots stammen. Wie gewohnt hat die Arrow-Scheibe gutes Bonusmaterial, das mir als Quelle für meinen kleinen Text hier diente.

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