Mosquito - Der Schänder

Schweiz, 1977

Originaltitel:

Mosquito - Der Schänder

Alternativtitel:

Bloodlust: The Black Forest Vampire (USA)

Bloodlust: The Vampire of Nuremberg (USA)

Bloodlust / Blood Lust

Mosquito the Rapist

Mosquito

Deutsche Erstaufführung:

18. März 1977

Regisseur:

Marijan Vajda

Drehbuch:

Marijan Vajda

Inhalt

Weitgehend unauffällig lebt ein junger taubstummer Mann (Werner Pochath) in einer kleinen Wohnung einer namenlosen deutschen Stadt. Seine Nachbarn und Kollegen nehmen ihn als seltsam wahr, doch niemand ahnt, was tatsächlich in diesem introvertierten Menschen, der mitten unter ihnen lebt und arbeitet, vor sich geht. Gezeichnet von traumatischen Erlebnissen in seiner Kindheit begeht er Leichenschändungen und trinkt das Blut von Toten.

Review

So, das nenne ich mal eine knackig kurze Inhaltsangabe. Marija Vajda macht es einem diesbezüglich auch nicht leicht, denn er hat sein Drehbuch – unter dem Pseudonym Mario D’Alcala – über einen wahren und seinerzeit gar nicht lange zurückliegenden Fall geschrieben. Aus vermutlich rechtlichen Bedenken benannte er aber weder Orte noch Figuren. Auch ich werde mich vorsichtig äußern, denn der einstige „Vampir“ lebt heute mitten unter uns.

 

Regisseur Marjan Vajda wurde 1920 in Zagreb geboren. Zwischen 1951 und 1963 hat er an die 80 Regiecredits in seinem Heimatland, zumeist scheint es sich dabei um Dokumentarfilme zu handeln. Dann zwischen 1963 und 1977 nichts. Oder doch? Sein Sohn Marijan David Vajda erwähnt Genrefilme, unter anderem einen Mafiafilm, dazu kann ich aber im Internet so rein gar nichts finden. Auf jeden Fall finden sich unter dem o. g. Pseudonym Mario D’Alcala zwei Sexfilme in Regie, produziert mit der Schweizer Firma Monarex, welche auch 1976 „Mosquito – Der Schänder“ - durch Chris Nebe - finanziert hat.

 

Worum geht es also? Es geht um die Geschichte des sogenannten „Vampirs von Nürnberg.“ Dieser Mann – dessen Name ich hier nicht nenne, und man wird in Presseartikeln zudem immer wieder auf völlig abweichende Namensnennungen stoßen – wurde im Jahr 1932 taub geboren und konnte wohl auch nur bedingt sprechen. Vom Vater misshandelt kam er noch während der Nazizeit in verschiedene Jugendheime. Später, in den sechziger Jahren, verbrachte er wegen kleinerer Delikte immer wieder Zeit in Haft. Die übrige Zeit hielt er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Dann kommt es zu zwei Arten von Verbrechen. In der Umgebung Nürnbergs werden Leichen geschändet. 1972 wird dann ein Liebespaar in Lindelbach (Kreis Nürnberger Land) erschossen. Als der Gerichtsmediziner feststellt, dass der Täter anscheinend das Blut der Opfer getrunken hat, stellt die Polizei eine Verbindung zu den Leichenschändungen her. Der „Vampir“ wird gefasst. Gutachter halten ihn für geisteskrank, der Richter dagegen nicht. Er wird zu zwei Mal lebenslänglich verurteilt und erst 2004 entlassen. Etwa 35 Leichenschändungen und zwei Morde gingen auf sein Konto. Durch das Trinken von Blut habe er geglaubt, sein Gehör wiedererlangen zu können, gab er zu Protokoll.

 

So der Kurzumriss der Ereignisse. Vajda erlaubt sich in „Mosquito – Der Schänder“ Freiheiten und verheddert sich leider darin. Oder? Da bin ich unschlüssig. Alles, was bei diesem ansonsten so sorgfältig inszenierten Film nicht stimmt, könnte auf die Nachbearbeitung zurückgehen. Offenbar gab es Probleme während der Nachbearbeitung, und selbst als Laie erkennt man Fehler. Der Offensichtlichste ist, dass es Dialoge gibt, wo Darsteller nicht die Lippen bewegen. Das geschieht bei dem Mädchen, in das Pochaths Figur verliebt ist ebenso wie bei seinem ersten Besuch bei einer Prostituierten. Der Aufbau des Films orientiert sich strikt nach der Steigerung in den Exzessen des Protagonisten. In Dialogen dagegen werden mitunter Dinge vorweggenommen, die noch gar nicht geschehen sind. Kollegen lesen aus der Zeitung von einem Vampir, noch bevor Pochath begonnen hat, das Blut der Toten zu trinken. In der Realität scheint das Blutrinken gar erst nach der Festnahme des Täters festgestellt worden zu sein. Diese und ähnliche Inkonsistenzen müssen nicht an Vajdas Drehbuch liegen, sondern könnten auch auf einen ungeduldigen Dubbing-Regisseur zurückzuführen sein. Darüber hinaus finde ich auch die Filmmusik ziemlich übel.

 

Aber das macht nichts. „Mosquito – Der Schänder“ ist ein sehr intensiver Film mit einem starken Werner Pochath. Seine Darstellung und die Art und Weise, wie sein zuhause dargestellt wird, legt zudem den Gedanken nahe, dass „Mosquito – Der Schänder“ durchaus geistiger Pate von Joe D’Amatos „Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf“ (Buio Omega, 1979) oder gar William Lustigs „Maniac“ (1980) gewesen sein könnte.  Zahlreiche schockierende Szenen sind mal mehr mal weniger gelungen, zurückzuführen auf Spezialeffekte, die für den Ausführenden sicherlich komplettes Neuland waren. Einiges davon ist jedoch sehr effektiv. Wer also Spaß an Leichenschändung, Impotenz, Mord und den Brüsten von Karin Hofmann und Marisa Feldy hat, ist hier genau richtig.

 

Marjan Vajda drehte diesen Film zusammen mit seinem Sohn Marijan David Vajda, welcher zu dieser Zeit noch die Filmhochschule besuchte und bei „Mosquito – Der Schänder“ als Regie-Assistent fungierte. Marijan David Vajda hatte sein eigenes Regiedebut 1989 mit „Otto - Der Außerfriesische.“

Veröffentlichungen

„Mosquito – Der Schänder“ erschien im November 2018 in den USA von Mondo Macabro auf Blu-ray. An dem 2k-Transfer gibt es nichts auszusetzen, kommt in sehr schöner Bildqualität daher. Der deutsche Ton ist von der Tonqualität her spitze, die englischen Untertitel ausblendbar. Die englischsprachige Tonspur ist recht leise.

 

Als Bonus gibt es ein englischsprachiges Interview mit Marijan David Vajda und ein deutschsprachiges Interview mit Darstellerin Birgit Zamulo.

Filmplakate

Links

OFDb
IMDb

Kommentare (1)

  • Christian Schulze

    Christian Schulze

    09 Januar 2020 um 12:52 |
    Ich fand die ungewöhnliche Filmmusik gar nicht schlecht und zu dem Film, der ja in einigen Sequenzen fast experimentell wirkt, durchaus passend. Ansonsten ein recht treffendes Review.

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