Ça barde chez les mignonnes (FRA)
Dan chez les gentlemen (BEL)
Eddie Afslører Orient-Banden (DNK)
Golden Horn (GBR)
Hedef İstanbul (TUR)
Les mignonnes (ITA)
Tokyo Batakhaneleri (TUR)
Geheime Informationen der Amerikaner sickern regelmäßig an den bulgarischen Geheimdienst durch, und CIA-Agent Dan Leyton (Eddie Constantine) wird als Chauffeur getarnt in eine Schule für angehende Spioninnen in Istanbul geschickt, um die Quelle des Verrats ausfindig zu machen.
Jess Francos RESIDENCIA PARA ESPÍAS entstand unter schwierigen Produktionsumständen. Ende 1965 hatte Franco mit Eddie Constantine bereits den S/W-Spaß KARTEN AUF DEN TISCH (Cartes sur table, 1966) gedreht, ebenfalls für die spanische Hesperia Films S. A. und Co-Produzent Serge Silberman. RESIDENCIA PARA ESPÍAS entstand in Farbe, vermutlich in Widescreen, auch eine englische Version wurde erstellt, die aber als unauffindbar gilt.
Kurz vor Beginn der Dreharbeiten starb im April 1966 Francos Vater, kurz nach Beendigung des Films seine Mutter. Produzent Serge Silberman stieg kurzfristig aus dem Projekt aus, doch Franco ignorierte das und reiste mit der Crew nach Istanbul. Woher zusätzliche Gelder kamen, ist Anlass von Spekulationen. Franco hatte gerade Karl-Heinz Mannchen kennen gelernt, der in Spanien Gelder für Filmprojekte sammelte, Regisseure und potenzielle Geldgeber zusammenbrachte. Gerüchte besagen, dass Artur Brauner geheimer Geldgeber für RESIDENCIA PARA ESPÍAS wurde, ohne den Film je in Deutschland zu veröffentlichen.
Franco-Chronist Stephen Thrower behauptet wiederum, Mannchen habe gar keinen Geldgeber gewinnen können. Eddie Constantine selbst habe sich schließlich an den Produktionskosten beteiligt. Ich neige zu Theorie 1, allein schon angesichts der Anwesenheit deutscher Darsteller wie Anita Höfer, Otto Stern und Johanna von Koczian, außerdem ist RESIDENCIA PARA ESPÍAS keineswegs eine sparsame Produktion. Die Dreharbeiten fanden von Juni bis August 1966 in Alicante, Portugal, Bulgarien und Istanbul statt, sowie in Madrider Studios. Das klingt keineswegs nach Geldproblemen.
Das Drehbuch zu RESIDENCIA PARA ESPÍAS schrieb Jess Franco nach einem Roman von „Michaël Loggan“, einem Pseudonym, dass die Autoren Charles Exbrayat und Jacques Dubessy für eine Krimireihe um den CIA-Agenten Dan Leyton nutzten. Franco hatte bereits eine Vorlage von Exbrayat für seinen RIFIFI EN LA CIUDAD (1964) genutzt.
Da Franco angesichts seiner persönlichen Familientragödie nicht in guter Stimmung war, ist RESIDENCIA PARA ESPÍAS gegenüber dem gemeinsamen Constantine-Vorgänger KARTEN AUF DEN TISCH ein wenig unausgeglichen und sperrig in seinem Gesamtablauf geraten. Der Film hat eine Handvoll gelungene komödiantische Elemente, ebenso wie Dramatik und einen Hauch von schwankendem Konservatismus. Schwankend deshalb, weil man Agent Dan Leyton alias Eddie Constantine seine moralischen Prinzipien einfach nicht abkauft, da sie offenkundig Stimmungssache sind – mal hü mal hott.
An Ideen fehl es RESIDENCIA PARA ESPÍAS nicht. Die Methode, wie die Spione ihre geheimen Nachrichten rausschmuggeln und weitergeben, ist einzigartig. Und wurde schon jemals ein Schurke brachial mit einem Röntgengerät gerichtet? Überhaupt nutzt Franco die Farbe, um den Todesszenen ein bisschen Blut zu verleihen, ungewöhnlich für einen Eddie Constantine-Film. Dann ist da das Internat, das ausschließlich von hübschen jungen Mädels besucht wird und eine wahre Brutstätte für Spione zu sein scheint.
Herausragende Dartstellungen gibt es von Diana Lorys, die die Ehefrau von Dan Leytons Freund Colonel Spokane (Otto Stern) spielt. Ebenso sehenswert sind die markanten Auftritte der älteren Diven Tota Alba als Internatsleiterin Colonel Pendelton und ihrer Haushälterin, gespielt von Lola Gaos.
Wie die ursprüngliche Fassung des Films mal ausgesehen haben mag, ist schwer zu sagen. Verfügbar ist heutzutage nur ein spanischer VHS-Rip in Vollbild, der einige Ergänzungen aufweist, die in der im Januar 1968 gestarteten Kinofassung nicht vorhanden gewesen sein können. So ist die kurze Szene mit Howard Vernon als Radeck anscheinend erst während der Dreharbeiten zu NECRONOMICON – GETRÄUMTE SÜNDEN (1968) entstanden, der Prolog mit den UN-Heinis erst im Frühjahr 1969.
Für die Musik benennt Stephen Thrower Adolfo Waitzman, während die Credits den Dirigenten Odón Alonso angeben. Als Director of Photography fungierte wie schon bei KARTEN AUF DEN TISCH Antonio Macasoli. In Cameos sind Eddie Constantines Sohn als Botenjunge und auch Jess Franco selbst (als Pianist mal wieder) zu sehen.
RESIDENCIA PARA ESPÍAS war der letzte typische Agentenfilm mit Hoppla-Eddie, und dieser Abgesang rechtfertigt es durchaus, dass man andere, ungewohnte Wege ging. Es fällt auch auf, dass Eddie Constantine hier mitunter recht steif agiert, weil er auf die alte Naht keine Lust mehr hatte.