Die Rückkehr der reitenden Leichen

Spanien, 1973

Originaltitel:

El ataque de los muertos sin ojos

Alternativtitel:

Le retour des morts-vivants (FRA)

La cavalcata dei resuscitati ciechi (ITA)

Attack of the Blind Dead

Mark of the Devil 5

Return of the Blind Dead

The Return of the Evil Dead

Die Auferstehung der reitenden Leichen

Deutsche Erstaufführung:

14. September 1973

Inhalt

500 Jahre nachdem aufgebrachte Dorfbewohner den blutrünstigen Templern des nahegelegenen Klosters Berzano den Garaus machten, veranstaltet das Dorf ein Fest, um diesen Anlass aus ferner Vergangenheit zu feiern. Doch auch die Templer, welche durch den Genuss von Blut und Menschenfleisch unsterblich wurden, wollen ihren Jahrestag. Und so steigen sie aus ihren Gräbern und fallen über das Dorf her.

Review

Nachdem ich auf anderen Internetseiten ellenlange Inhaltsangaben zu „Die Rückkehr der Reitenden Leichen“ gefunden habe, nahm ich mir zum Ziel, meine Inhaltsangabe so kurz wie möglich zu fassen. Done.

 

Nur ein Jahr nach dem internationalen Erfolg von „Die Nacht der reitenden Leichen“ ließ Amando de Ossorio – wieder nach eigenem Drehbuch – erneut die augenlosen Toten aus den Gräbern steigen und inszenierte eine actionreiche und solider besetzte Neuvariation aus dem Thema des Vorgängers. Die Finanzierung bezeichnete de Ossorio einst als schwierig, mit dem Fassungschaos des fertigen Endprodukts scheint es ebenso. Schaut man auf vergangene Releases dieses Films, stößt man auf vertauschte Szenenabfolgen, bekleidete und unbekleidete Sequenzen und Gewalt-Inserts, die irgendwie nachträglich wirken. Überhaupt möchte ich nicht spekulieren, wie die spanische Kinofassung – welche im Oktober 1973 premierte - ausgesehen haben mag. Defintiv nicht so wie heutige spanische Releases, da „Die Rückkehr der Reitenden Leichen“ gegen unzählige Zensurbestimmungen Spaniens verstieß.

 

Überhaupt lehnt sich de Ossorio nach dem Erfolg des Vorgängers politisch weit aus dem Fenster. Dass er etwas gegen das Franco-Regime hatte, ist nicht verwunderlich, da seine erste Regiearbeit „La bandera negra“ (1956) von den Zensoren einkassiert wurde und seine Regiekarriere über viele Jahre hinweg zum Stocken brachte. Die spanische Zensur war allerdings dafür bekannt, dass sie gelegentlich Ausnahmen gestattete (bestes Beispiel sind hierfür die kritischen Frühwerke von Regisseur Juan Antonio Bardem), nämlich immer dann, wenn es einem Filmemacher gelungen war, die Aufmerksamkeit eines internationalen Publikums auf sich zu lenken.  In diesem Fall wollte sich Spanien dann doch als modernes, aufgeschlossenes Land präsentieren, das Selbstkritik vertragen konnte – nicht, dass das der Realität entsprochen hätte. Ausnahmen eben.

 

De Ossorios „Die Rückkehr der reitenden Leichen“ spielt somit neben seiner eigentlichen Horrorstory mit der politischen Realität Spaniens, mal auf humoristische, mal auf bitterböse Weise. Und somit möchte man damalige deutsche Kritik an diesem Film, sei es durch Rolf Giesen, das Lexikon des Internationalen Films oder zweifelhafte, religiös motiovierte Filmdienste, Lügen strafen. Die Charaktere sind keine Schablonen, sie sind politische Satire auf das Franco-Regime. Der Bürgermeister, der nur an sich selbst und sein ergaunertes Vermögen denkt und der nicht davor zurückschreckt, Abweichler mit einer Prügelgarde zur Raison zu bringen. Der Minister, der – äußerlich General Franco gar ähnlich – nur Phrasen von sich gibt, während er seine Position(en) mit dem Dienstmädchen genießt. Die (unpolitischen) Dorfbewohner, die seltsam losgelöst von den Hauptprotagonisten wirken, Fußvolk, deren Leben und Sterben niemanden interessiert. Und immer wieder musste ich bei Recherchen von Tony Kendalls Rolle lesen, er sei der schablonenhafte Held, dem als einziger alles gelänge. Ist doch Unsinn. Hier sprechen die ersten Szenen mit ihm eine ganz andere Sprache. Er war mal jemand von Bedeutung, doch dann liefen ihm Frau, Karrierechancen und Zukunft davon. Er ist ein Loser, der schließlich doch noch zu der Frau kommt, die er einst liebte, weil diese nichts wirklich Besseres gefunden hat.

 

Wichtig ist auch der Charakter des buckligen Dorfdeppen Murdo (José Canalejas), welcher – von den Dorfbewohnern geschasst und mitunter gar misshandelt - eine Art Identifikation mit den einst getöteten Templern betreibt. Er will ihr Wegbereiter sein, der, der sie erweckt und den augenlosen Toten den Weg zu den Nachkommen ihrer einstigen Henker zeigt. Das Tragische ist hierbei, dass selbst die Lebenden Toten ihn nicht brauchen oder wollen. In der Rückblende mit der Hinrichtung der Templer sehen wir einen diesmal nicht so leicht zu erkennenden Luis Barboo, dem man Bart und Haare schwarz gelackt hat.

 

Die Drehzeit von „Die Rückkehr der reitenden Leichen“ betrug wie beim Vorgänger weniger als vier Wochen, und bei den Locations blieb de Ossorio komplett in der Umgebung von Madrid. Das Kloster der Templer – teils Aufnahmen aus „Die Nacht der reitenden Leichen“, teils neues Material - ist wiederum aus zwei Locations zusammengesetzt, dem Kloster El Cercón und dem Kloster Santa María La Real de Valdeiglesias, beide nahe Madrid. In dem kleinen Örtchen El Vellon (wieder nahe Madrid) findet sich die Kirche, in die die Protagonisten gegen Ende flüchten. Ist schwer wiederzuerkennen, da heute eine große Hauptstraße vor deren Türen verläuft. Die Location des Dorffestes (Haus des Bürgermeisters und der Platz davor) scheint sich dagegen in Toledo zu befinden.

 

Zu den Darstellern. Neu hinzugekommen – gegenüber „Die Nacht der reitenden Leichen“ – sind natürlich Hauptdarsteller Tony Kendall und sein Gegenspieler Fernando Sancho als Bürgermeister. Die Frau, um die beide buhlen, wird dargestellt von Esperanza Roy, welche im selben Jahr eine Hauptrolle in Eugenio Martíns „Die Saat der Angst“ (Una vela para el diablo, 1973) hatte. Ebenfalls in Martíns die „Saat der Angst“ zu sehen waren Loreta Tovar und Lone Fleming, beide in „Die Rückkehr der Reitenden Leichen“ dabei. Als Helfer und Schläger des Bürgermeisters Genre-Veteran Frank Braña. Doch auch einige Darsteller aus „Die Nacht der Reitenden Leichen“ tauchen in der Fortsetzung – in anderen Rollen natürlich – wieder auf. Neben Lone Fleming ist Francisco Sanz als Wärter einer Bahnstation zu sehen (die dazugehörige Bahn sehen wir wegen abweichenden Drehorts diesmal nicht), in „Die Nacht der reitenden Leichen“ spielte dieser die Rolle des Professor Candal. José Thelman, welcher im Vorgänger Candals Sohn (der Schmuggler) darstellte, wird diesmal als Lover Juan von den Templern gemeuchelt. Darsteller Cristino Almodóvar hat verwandtschaftlich übrigens rein gar nichts mit Pedro Almodóvar zu tun, auch wenn Letzterer als eine Art Running Gag gelegentlich was anderes behauptet. Dieser Running Gag hat es gar in die OFDb geschafft, wo Pedro als Darsteller gelistet wird.

 

Anlass der erneuten Sichtung von „Die Rückkehr der reitenden Leichen“ war selbstredend die Blu-ray Weltpremiere durch XT Video. Neben verschiedenen Fassungen liegt der Veröffentlichung die Abtastung der Internationalen Fassung zugrunde, erweiterte Szenen sind in SD eingefügt. Im Gegensatz zum Vorgänger „Die Nacht der reitenden Leichen“ kommt man nicht umhin festzustellen, dass das gestochen scharfe Bild einige filmische Schwächen hervorhebt, besonders bei den Spezialeffekten. Das trübt jedoch keinesfalls den Genuss dieses Klassikers, auf dessen HD-Abtastung Fans lange warten mussten.  Das Bonusmaterial (abgesehen von den erwähnten verschiedenen Fassungen) ist eher karg, nicht wirklich etwas dabei, was man nicht schon kennt. Im Tenebrarum-Booklet liefert Martin Beine detaillierte Hintergrundinformationen zu den diversen Filmpostern und deren Zeichnern, den verschiedenen Fassungen, und ansonsten ist er nicht zu beneiden, denn mangels Hintergrundinformationen ist es meist sehr schwer, etwas über spanische Genrefilme zu schreiben. Geht es nicht gerade um Paul Naschy, zu dem es zahlreiche Biographien gibt, ist die Informationslage dünn, und Improvisation ist gefragt. Das Hat Beine aber gut hinbekommen, deutlich besser als ich.

Filmplakate

Links

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