Die Sklavinnen

Schweiz, 1977

Originaltitel:

Die Sklavinnen

Alternativtitel:

Les flagellées de la cellule 69 (FRA)

Slaves (USA)

Swedish Nympho Slaves

Die Sexhändler

Die Verschleppten

Deutsche Erstaufführung:

15. April 1977

Regisseur:

Jesús Franco

Inhalt

Millionär und Gangster Amos Radeck (Vítor Mendes) lässt die Puffmutter Madame Arminda (Lina Romay) aus dem Gefängnis befreien, um ihr von seinem sadistischen Handlanger (Jesús Franco) ein paar harte Fragen zum Verbleib seiner Tochter Martine (Martine Stedil) und den 5 Millionen Dollar Lösegeld zu stellen, die er für deren Freilassung gezahlt hat. Denn Martine blieb verschwunden. Nur unter Folter erzählt ihm Arminda die Geschichte um Martine und weiß viel zu wenig darüber, um ihren Kopf aus der Schlinge ziehen zu können.

Review

„Jetzt platzt Ihnen gleich die Hose, meine Herren!“

 

Oder auch nicht, denn trotz höherer Budgetierung ist Francos dritte Regiearbeit für den Schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich eher lahm verdauliche Ware. Das mit der dritten Regiearbeit sollte man ebenfalls nicht so hundertprozentig genau nehmen, denn es tauchen erste Studio-Settings auf, die man ebenfalls in „Die Marquise von Sade“ (1976) oder „Mädchen im Nachtverkehr“ (1976) zu sehen bekommt, somit handelt es sich da wohl eher um einen fließenden Prozess. Kinopremiere von „Die Sklavinnen“ war jedenfalls erst im April 1977, die Dreharbeiten dürften dagegen so Ende 1975 stattgefunden haben. Wo ist Stephen Thrower, wenn man ihn braucht?

 

Ein wenig verwirrend sind auch ein paar einzelne Darstellerangaben, die ich schlichtweg umschiffen werde. Die Außenlocations des Films befinden sich weitgehend in Lissabon, Franco-Fans werden natürlich sofort den Torre de Belém aus „Necronomicon – Geträumte Sünden“ wiedererkennen. Die Alcatraz-ähnliche Gefängnisinsel, von der Madame Arminda zu Anfang flieht, ist das Forte de São Julião da Barra. Apropos – wie flieht man eigentlich von so einer befestigten Gefängnisinsel? Na klar, mit dem Seil die Mauer runter, dann rein in einen alten VW-Käfer und dann in Gefängniskluft mit der Autofähre aufs Festland rüber. Das macht „Die Sklavinnen“ so schwierig, es hapert mit der inneren Logik an allen Ecken und Enden, die Story ist langwierig, unnötig verkompliziert und dialoglastig. Die Umsetzung der Erotikszenen hat – trotz insgesamt sehr professionell wirkender Kameraarbeit - gegenüber den beiden Vorgängern „Frauengefängnis“ und „Downtown – Die nackten Puppen der Unterwelt“ ebenfalls deutlich nachgelassen.

 

Zur Story, die Radeck und uns in Rückblenden von der gefangenen Madame Arminda alias Lina Romay erzählt wird. Die lt. deutschsprachiger Synchro „Prinzessin“ Arminda ist auf der Suche nach Frischfleisch für ihren Edelpuff und stößt dabei auf die junge Martine (Martine Stedil, lechz) und führt diese in die lesbische Liebe ein. Oder so ähnlich, denn tatsächlich liegt Lina Romay da wie ein Stück Holz (mit ein paar heftigen Schrammen an Oberschenkel und Knöchel), während sich Martine abmüht herauszufinden, was man mit einer anderen Frau so eigentlich macht. Trotzdem, Arminda verliebt sich in Martine und hat dennoch keinerlei Bedenken, wenn sie drei Monate später diese unter Drogen setzt, um ihre Erinnerung an ihre Identität und ihre Vergangenheit auszulöschen. Armindas Mitarbeiter Raymond (Ramon Ardid) ist der erste, der in den Genuss von Martines folgender meskalininduzierter Unterwürfigkeit kommen darf.

 

Bald findet die Konkurrenz in Person von Madame Ebenholz (Sigad Sharaf) und ihrem namenlosen Anwerber und Stecher (Eric Falk) heraus, dass Martine die Tochter eines reichen Mannes ist und man beschließt, Lösegeld zu erpressen. Hierbei kommt es zu einer missglückten Nummer zwischen den Beiden, kommentiert von einem sprechenden Kakadu, und Eric Falk sieht irgendwie unmotiviert aus. Vielleicht hasst er sprechende Tiere im Film, so wie ich. Sprechende Filmtiere sind einfach nicht lustig. Meine Motivation lässt auch gerade nach, also halten wir einfach fest, dass im Laufe dieser verwickelten Entführungsgeschichte noch Ronald Weiss und Peggy Markoff auftauchen, beide bleiben uns nicht lange erhalten. Erwähnen möchte ich noch Radecks Bettmäuschen Minou, die von der schönen Aida Vargas gespielt wird, die Ende der Siebziger nach Francos Dietrich-Phase wieder in den de Nesle-Produktionen „Cocktail Spezial“, „Elles font tout“ (dt. Titel: Mach’s mir nochmal, Baby) und „Je brule de partout“ noch viel zeigefreudiger wieder auftauchte.

 

Noch zwei Szenen möchte ich erwähnen. Die Eröffnungsszene, in der eine rothaarige Frau (Esther Moser?) in ein Polizeirevier stolpert und dort ohnmächtig wird, ist grauenvoll von ihr gespielt. Desweiteren gibt es eine Vergewaltigungsszene. Eine von Madame Armindas Frauen wird „zugeritten“, von einem Kerl von vorn, vom Nächsten von Hinten, eine sehr düster anzusehende Szene. Als die beiden Vergewaltiger endlich von der Ärmsten ablassen, kommt Christine Lembachs Dubbing und lässt die Vergewaltigte aus dem Off sagen: „Bitte macht weiter, bitte“. Das ist eklig. Aber egal, am Ende dieser ganzen verwickelten Entführungsgeschichte, in der nicht mal die wunderschöne Martine Stedil mich zu einer Reaktion bewegen konnte, führt Franco (oder wieder nur das Dubbing?) uns endgültig aufs Glatteis. Denn es gab gar keine 5 Millionen, Radeck hatte den verschwundenen Geldkoffer mit Zeitungspapier gefüllt, was die gesamten vergangenen 76 Minuten irgendwie überflüssig macht, denn wenn Radeck einfach nur vorhatte sich zu rächen (für seine „verrückte Tochter,“ die ihm kein Lösegeld wert war?), dann hätte er das auch gleich machen können, ohne sich Madame Armindas ganze Geschichte reinzuziehen. Und was ist überhaupt aus Martine geworden? Auch das hat ihn letztendlich nicht interessiert. Und mich ehrlich gesagt auch nicht mehr.

 

Fazit: eher uninteressant. Komponist Walter Baumgartner läuft hier erstmals zu einer gewissen Hochform auf, viele der Stücke werden sich in folgenden Dietrich-Produktionen jedoch so oft wiederholen, bis man ihrer überdrüssig ist. Ich freue mich schon auf „Die Marquise von Sade“, endlich eine schöne Hardcore-Szene mit Martine Stedil.

Veröffentlichungen

„Die Sklavinnen“ erschien in hervorragender Bild- und Tonqualität als Blu-ray von Ascot Elite in der ungekürzten Fassung mit einer Lauflänge von 76 Minuten. Das Bonusmaterial ist dagegen spärlich, eine kleine Bildergalerie, das 40-minütige Audiointerview mit Franco, das man schon von der „Frauengefängnis“ Blu-ray her kennt und die üblichen Dietrich/Franco-Trailer. Dafür ist das Ding preiswert.

Filmplakate

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