Gemidos de placer

Spanien, 1983

Originaltitel:

Gemidos de placer

Alternativtitel:

Cries of Pleasure

Regisseur:

Jesús Franco

Kamera:

Juan Soler

Drehbuch:

Jesús Franco

Inhalt

Antonio (Antonio Mayans) steht auf mitunter tödliche Sexpielchen, die er zusammen mit seiner wohlhabenden Frau Martina (Rocío Freixas) und der Angestellten Marta (Elisa Vela) auslebt. Für die Beseitigung etwaiger Spuren ist der schwachsinnige Fenul (Juan Soler Cózar) zuständig. Martina ist derzeit jedoch wegen ihrer Nymphomanie in einer Nervenklinik, und Antonio hat sich inzwischen die junge Julia (Lina Romay) als Liebhaberin zugelegt du mit ihr einen teuflischen Plan gefasst: sie wollen Antonios Frau während einer Orgie ermorden, und dies soll zugleich der sexuellen Befriedigung dienen. Doch Antonio wird nicht dazu kommen, das Vermögen seiner Frau zu verprassen, denn die ist ihm einen wichtigen Schritt voraus.

Review

Es ist Oktober 1982, und Jess Franco befindet sich in einer seiner produktivsten Phasen. Für Golden Films – namentlich Stella und Emilio Larraga – dreht er einen Film nach dem anderen, künstlerisch komplett sich selbst und seinen Phantasien überlassen. Probleme sind zwar im Anmarsch, doch noch ahnt Franco nicht, dass viele dieser Produktionen aufgrund der Unerfahrenheit der Larragas mit Film und dessen Vermarktung Jahre im Regal verbringen werden.

 

Mit „Gemidos de Placer“ begibt sich Franco mal wieder auf de sade’sches Terrain. Im Klartext: er hat „Sinfonía Erotica“ (1979), welcher wiederum auf einer Episode aus de Sades „Justine“ beruht und bereits in Sinfonía mit Elementen aus de Sades „Die Philosophie im Boudoir“ angereichert war, nochmal umgeschrieben. Oder noch klarer ausgedrückt: er verwendet lediglich de sade’sche Elemente. Diese sind hier sehr deutlich, in Form der Phantasie und Praxis zur sexuellen Lustgewinnung Menschen zu töten und schließlich noch ihre frisch ermordeten Körper zu genießen. Hierfür bekommt der Zuschauer bereits zu Anfang zwei deutliche Hinweise. Einmal wäre da die Geschichte um einen ermordeten Jungen, welche uns nur im Off erzählt wird. Noch deutlicher ist es freilich, wenn Antonio während einer Nummer mit Julia von der bevorstehenden Ermordung seiner Frau phantasiert. Nichts für empfindsame Gemüter.

 

Doch wir kennen Franco. Männer sind nicht die Überlegenen, Männer sind schwach, Opfer ihrer Begierden. Und so sind Antonios Hoffnungen zum Scheitern verurteilt, denn Julia und Martina kennen sich schon etwas länger als er ahnt, und so ist es letztendlich er, der zum Opfer auserkoren wurde, ein Opfer, dass den zwei Frauen zur Befreiung aus Antonios perversem Einfluss dient. Das Finale zeigt zudem deutlich, wie egal Franco zu diesem Zeitpunkt seiner ultimativen, künstlerischen Freiheit Logik und Realität sind. Die Leiche des Ehemannes landet einfach im häuslichen Swimming Pool, an mögliche Polizeiermittlungen wird kein Gedanke verschwendet. Und die Frauen verlassen auf dem Weg in die Freiheit die Villa, den Ort der Perversion – splitternackt. Wie weit sie so kommen, erfahren wir nicht. Man muss das wohl eher symbolisch sehen.

 

Was erwartet den Zuschauer also, ein Krimidrama mit viel Dialog und blutigen Tötungen während sexueller Akte? Nö. Es gibt zwei Morde, beide zwar nicht visuell aber inhaltlich sehr hart. Der größte Teil des Films besteht im Grunde aus einem ausschweifenden Wochenende mit sehr viel simuliertem Sex in langen Kamera-Einstellungen. Das ist aber keineswegs so langweilig, wie es sich beim Schreiben anhört. „Gemidos de Placer" ist wirklich meisterhaft gefilmt und musikalisch gekonnt untermalt. Ein großer Teil des Scores entstammt hierbei der Daniel White-LP „Mystère Bleuté“, aber auch gemeinsame Franco/White-Stücke aus vorangegangenen Golden Films-Produktionen sind gelegentlich zu hören. Gedreht wurde in einer eigens angemieteten Villa in Calpe, von deren Fenster man auf den am anderen Ende der Bucht befindlichen Peñón de Ifach sehen kann. Letzterer ein häufiger unfreiwilliger Gast in Francos Filmen.

 

Noch ein Wort zur künstlerischen Freiheit von „Gemidos de Placer.“ Regie, Jess Franco. Drehbuch, Jess Franco. Kamera, Jess Franco und Juan Soler. Schnitt, Jess Franco. Musik, Jess Franco und Daniel White. Endbearbeitung, Jess Franco. Eine Rolle als Darsteller hat er diesmal nicht, spricht aber die Rolle von Juan Soler. Für mich das Einzige Manko am Film, Jess Franco schon wieder als Schwachsinnigen sehen oder hören zu müssen. Das tut der Ernsthaftigkeit dieses Films nicht gut.

 

Eins noch: Lina Romay, welche man aus der Golden Films-Zeit oft eher moppelig oder mit blonder Perücke kennt, sieht in „Gemidos de placer“ absolut wundervoll aus. Sie trägt ihre Haare lang und glatt, manchmal zu einem Pferdeschwanz gebunden und wirkt bemerkenswert schlank.

Links

OFDb
IMDb

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