Le cabaret des filles perverses (FRA)
Blue Rita
Blue Rita (Martine Fléty) ist die Besitzerin eines gleichnamigen Nachtclubs, in dem seltsame Dinge vor sich gehen. Mithilfe einer Sexdroge, die ihre Opfer scharf macht bis zum Wahnsinn, erpresst die männerhassende Blue Rita im Auftrag einer Spionageorganisation Informationen von feindlichen Agenten. Als Zubrot lässt sie die Gefangenen Schecks unterschreiben, um deren Konten leerzuräumen. Interpol schickt daraufhin Agentin Sam/Sun (Dagmar Bürger), um das sadistische Lesbennest aufzuräumen.
Anfang 1977 dreht Jess Franco diesen Exploitationer für Erwin C. Dietrich, co-produziert mit Robert de Nesles CFFP. Der größte Teil entsteht in Paris, das Finale in der Villa Sonnenberg in Zürich.
Betrachtet man die Darsteller, trifft man auf eine ausgewogene Mischung zwischen französischer und deutschsprachiger Besetzung. Während wir in Sachen Story (Agenten, Nachtclub, Erpressung) auf typisch französische Franco-Themen treffen, drückt die Endbearbeitung dem fertigen Film den Erwin C. Dietrich-Stempel auf. Als Kameramann ist Ruedi Kuettel gelistet, die Musik stammt wieder von Walter Baumgartner, diesmal handelt es sich jedoch größtenteils um Archivtracks, die man schon in anderen Dietrich-Produktionen gehört hat.
Settings, Farbgebung und Kameraarbeit in „Das Frauenhaus“ sind bemerkenswert, Franco fährt einiges auf, um dem Film eine bizarre, surrealistische Atmosphäre zu verleihen. Aber irgendwie will das alles nicht so recht zünden. Hauptdarstellerin Martine Fléty als Blue Rita ist bei der Besetzung der große Schwachpunkt. Sie ist nicht sonderlich hübsch, ihre Aufmachung ineffektiv, ebenso wie ihre wenigen Schauspielversuche. Franco versucht das durch ausgefallene Kamerawinkel zu kompensieren aber kann die Defizite seiner Hauptdarstellerin damit nicht wettmachen. Erinnernswert ist die Performance von Pamela Stanford, die unter anderem von einem durch die Sexdroge wahnsinnig-scharf gemachten Olivier Mathot gebürstet wird. In den übrigen Szenen ist sie charmant-tapsig, weil sie eben nicht sehr gut sehen konnte. Seit ich das weiß, fällt mir das in einigen ihrer Filme und Szenen immer wieder auf. Der gute Gegenpart zu Blue Rita, die Interpol-Agentin, wird gespielt von Dagmar Bürger, welche zwar kein übermäßiges Talent aber einen gewinnenden harmlosen Charme verbreiten kann. Die ist echt süß!
Die Story des Films ist vordergründig bizarr, hintergründig verwirrend. Man blickt kaum durch, welcher Agent nun für wen arbeitet, und am Ende – gerade beim Finale – interessiert einen das eigentlich auch gar nicht. Die Story zündet nicht, dafür aber größtenteils die Optik. „Das Frauenhaus“ gehört definitiv nicht zu meinen Lieblings-Francos, ist nicht mal nahe dran. Vielleicht der Nächste.
„Das Frauenhaus“ ist in perfekter Bild- und Tonqualität in der „Jess Franco Golden Goya Collection“ von Ascot/Elite auf Blu-ray erhältlich. Als Bonus gibt es ein nur 7 Minuten langes Interview mit Erik Falk speziell zu diesem Film, und Falk reichen diese 7 Minuten auch, um ein paar seiner Sprüche rauszuhauen.
In Frankreich soll eine alternative Hardcore-Version mit Inserts existieren, die mir aber noch nie begegnet ist.