Großangriff der Zombies

Italien | Mexiko | Spanien, 1980

Originaltitel:

Incubo sulla città contaminata

Alternativtitel:

Cidade Maldita (BRA)

La invasión de los zombies atómicos (ESP)

L'avion de l'apocalypse (FRA)

L'invasion des zombies (FRA)

Invasion de los zombies atómicos (MEX)

O Pesadelo dos Mortos-Vivos (POR)

City of the Walking Dead (USA)

Nightmare City (USA)

Invasion by the Atomic Zombies

Zombies in der Stadt des Todes

Zombies - Der Großangriff

Zombi 3

Deutsche Erstaufführung:

19. Dezember 1980

Regisseur:

Umberto Lenzi

Kamera:

Hans Burmann

Inhalt

Ein Flugzeug landet auf dem Flughafen einer Großstadt. In ihr befinden sich Infizierte Personen, die nach menschlichen Blut dürsten. Sie wurden durch eine radioaktive Gaswolke verseucht, die aus einem Atomforschungszentrum entwichen ist. Als die Verseuchten der Maschine entsteigen fallen sie mehrere Personen an. Die Situation eskaliert in einem Massaker. Die Angegriffenen verwandeln sich ebenfalls in blutdurstige „Zombies“ und die Seuche verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Das Militär scheint machtlos, denn die Infizierten sind keine geistlosen Wesen, sondern intelligent, schnell und blutrünstig. In der ausbrechenden Panik versucht der Reporter Dean Miller und seine Ehefrau der bevorstehenden Apokalypse zu entkommen. Doch das ist nicht so einfach, denn in der Zwischenzeit lauert das Grauen überall!

Review

Leute,schnallt euch an und stellt das Bier kalt! Ladet euch ein paar Gleichgesinnte ein und schraubt euren Anspruch herunter aufs niedrigste Niveau. Wenn ihr dies getan habt, dann seid ihr bereit für einen Gassenhauer par excellence. Meine Damen und Herren! Wir präsentieren Exploitation in Reinkultur! Vorhang auf für „Grossangriff der Zombies“!

 

Man nehme ein wenig Atommüllweltuntergangsstimmung, etliche Zombies, die eigentlich gar keine sind, eine geballte Ladung Dilettantismus, einen völlig debilen, sinnfreien Twist am Ende und einen talentresistenten Hugo Stiglitz, dessen schauspielerisches Fassungsvermögen in etwa so steif ist wie ein erigierter Penis. Man verrühre alle Zutaten miteinander und... voilá - heraus kommt ein atemberaubendes Potpourri aus erstklassigem Trash, der richtig Spaß macht, wenn man sich darauf einlässt. „Grossangriff der Zombies“ nimmt sich selbst vollkommen bierernst und kommt so unsäglich bedeutungsschwanger daher, als sei er ein Kulturobjekt erster Güte von Wim Wenders oder sonstigen Knaben des Arthausfeuilletons. In diesem „Leckerbissen“ lässt sich nicht das geringste Fünkchen Selbstironie entdecken und verwehrt sich damit jeglicher satirischer Zwischentöne. Er kommt nicht mal auf die Idee, sich, bei all dem hanebüchenen Blödsinn, ein kleines Lächeln abzudrücken. Noch dazu leidet der Film an eklatanter Spannungsarmut, als hätte das gesamte Filmteam, während des Drehs literweise Baldrian geschluckt. Nicht, dass wir uns falsch verstehen! In diesem Film passiert ständig etwas. Er ist schnell, rasant und bietet zweifellos ein hohes Tempo, sodass man die Fülle an Geschehnissen beim ersten Sichten kaum wahrnehmen kann. Es gibt kaum eine Szene in der Stillstand herrscht. Nur leider ist die Umsetzung ein wenig notdürftig ausgefallen, was wahrscheinlich auch am begrenzten Budget lag. Vieles, von dem hier Gezeigten, hätte um einiges subtiler umgesetzt werden können. Aber genau deshalb ist dieser krude Wahnsinn so dermaßen weit entfernt vom heutigen Mainstreamherumgegurke, dass diesem „Meisterwerk“ ein bestimmtes Maß an Anarchie und tabuloser Frechheit nicht abgesprochen werden kann. In der heutigen Zeit ist es kaum mehr möglich solch einen naiven Knallbonbon zu produzieren. Da fehlt es einfach an Courage, Geldgebern und vor lauter „political correctness“ auch ein wenig an nostalgischen Endsiebziger-Chauvinismus. Was wäre das Schmuddelkino der ausgehenden Schlaghosengeneration ohne eine gesunde Portion latenter Frauenfeindlichkeit!? Da verfällt das arme, naive Weiblein schon mal in einen überreagierten hysterischen Schreikrampf und wird just im selben Moment mit einem Schlag ins Gesicht ruhiggestellt. Natürlich bewerkstelligt das der werte Herr Stiglitz - Gentleman, der er ist - mit der flachen Hand und nicht mit der Faust (ich muss aber zugeben, dass er dabei ziemlich weit ausholt)!

 

Von Umberto Lenzi ist man eigentlich Besseres gewohnt! Vornehmlich als Routinier bekannt, hat er sich mit „Grossangriff der Zombies“ keinen wirklichen Gefallen getan. Dieser Film wirkt lumpig und unter Zeitdruck produziert. Alles scheint oberflächlich und unausgegoren. Ein wirklicher „Grossangriff“ ist dieses Werk, wegen des Fehlens der finanziellen Mittel, nicht geworden. Die kostengünstige Umsetzung dieser recht ärmlichen Apokalypse lässt ihn oftmals viel zu billig erscheinen. Aber genau dieses Ungeschliffene, Unfertige, und nicht selten ins Lachhafte abdriftende, macht diesen Kracher so sympathisch. Der Mut, dem Zuschauer einen Low Budget-Schinken als eine vollwertige Großproduktion vorzugaukeln, auch wenn dieser Versuch bis auf wenige Ausnahmen kläglich scheitert, ist beneidenswert, überaus charmant und rotzfrech zugleich! Ein großes Lob an Umberto Lenzi dafür! Vergleicht man dieses Werk mit seinen bekannteren, wie „Lebendig gefressen“ oder „Cannibal Ferox“ ist der Goregehalt auf ein Minimum heruntergeschraubt. Der Bodycount ist zwar hoch, nur leider kommt dieser sehr blutarm daher. Ein Quäntchen mehr Splatter hätte „Grossangriff der Zombies“ zu einem echten Klassiker avancieren lassen können. Lenzi war bekanntlich ein Vielfilmer, der alles unter seine Fittiche nahm, was gerade en vogue war. Seine Vielseitigkeit war sein Vorteil und hob ihn von anderen Regisseuren deutlich ab. Er drehte einige imposante Genrebeiträge im Bereich des Giallo, wie den psychotischen "Spasmo", von 1974, der ein überdurchschnittlicher Beitrag des Genres war. Mit „Napoli violenta“, von 1976, schuf er einen der eindrucksvollsten Poliziotteschi der italienischen Filmgeschichte. 1972 begründete er mit „Mondo Cannibale“ das Subgenre des Kannibalenfilms. Anfang der Achtziger, drehte er zwei weitere Kannibalenklassiker , die in wahre Gewaltexzesse ausuferten, aber auch berühmt-berüchtigt wurden wegen des schwerverdaulichen Tiersnuffs, der zu vielen Diskussionen führte und auch heute noch führt. Die da wären: „Cannibal Ferox“ und „Lebendig gefressen“.

 

Die Schauspieler können in diesem Schmuddelcocktail so rein gar nicht überzeugen. Sie stolpern orientierungslos von einer Szene zur nächsten. Sie wirken stellenweise deplatziert und scheinen allesamt überfordert. Allen voran der talentfreie Hugo Stieglitz, der den Reporter Dean Miller spielt. Er hinkt lethargisch von einer Einstellung zur nächsten. Ich glaube, ich habe selten einen unsympathischeren Hauptdarsteller gesehen. Er ist alles andere als rücksichtsvoll, noch dazu inkompetent und uncharmant. Ein Großkotz, wie er im Buche steht. Dank seines egoistischen, rüpelhaften Charakters wird es dem Zuschauer unmöglich gemacht, sich mit dem Hauptdarsteller zu identifizieren. Die nicht vorhandene Mimik seines Gesichts und das schlotzige Auftreten machen aus ihm ein arrogantes Arschloch, das auch gerne mal seine Ehefrau schlägt. Als Zuschauer hat man dabei die allergrößte Freude, Hugo Stieglitz beim schauspielerischen Versagen zuzuschauen, was dem interessierten Filmfreund ein Grinsen nicht erspart bleibt. Dabei war der Mexikaner nicht Umberto Lenzis erste Wahl. Stiglitz wurde ihm von Seiten der Produktionsfirma aufgezwungen, obwohl Lenzi, nach eigenen Aussagen, viel lieber einen „lebendiger“ agierenden Hauptakteur, wie Franco Nero oder Fabio Testi, bevorzugt hätte. Laura Trotter spielt die Ehefrau des Reporters. Ihr schauspielerisches Repertoire reduziert sich auf einen hilflosen, naiven, zur Hysterie neigenden Klischeecharakter, der fast immer dieselbe „stiglitze Mimikanämie“ besitzt, wie der Master himself. Bleibt noch Mel Ferrer zu erwähnen, der General Murchison spielt. Obwohl Ferrer ein wirklich routinierter Darsteller ist, kann er in seiner Rolle auch nicht aus dem Vollen schöpfen. Er wirkt ein wenig lustlos und scheint unterfordert zu sein. Er spielte auch in Lenzis „Lebendig gefressen“ und erschien im selben Jahr wie der hier Vorliegende.

 

Was aufgefallen ist, sind die vielen Logiklöcher, die sich quer durch den Plot ziehen. Zum Beispiel wenn Anne den Pfarrer in der Kirche sieht, ist seine entstellte Gesichtshälfte ihr zugewandt. Sie fängt aber erst an eine angeekelte Reaktion zu zeigen, als der Pfarrer sich dreht und die deformierte Hälfte der Kamera preisgibt, sodass erst jetzt der Zuschauer sieht, dass er auch ein Infizierter ist. Das mag dramaturgisch Sinn machen, ist aber vom Logischen her so schlecht und dilettantisch ausgeführt, dass den „Zombies“ glatt das Make Up von der Backe rutscht! Oder wenn ein Angestellter im Flugtower ein dreißig Kilometer entferntes Flugzeug mit seinem Fernglas beobachtet. Es gibt viele derartige Situationen, die dem interessierten Zuschauenden ein paar verschmitzte Lacher herauskitzeln. Vor allem das Ende lässt uns die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Nach dem Motto „Alles nur geträumt, um den Traum in der realen Welt zu erleben“, setzt Lenzi auf eine zirkuläre Erzählstruktur, sodass das Ende des Films gleichzeitig der Anfang ist. Das hört sich im ersten Moment recht interessant an, ist aber im vorliegendem Werk nichts weiter als billige Effekthascherei und dadurch nur eine schlechte Mogelpackung, da diese Szene völlig unglaubwürdig und dämlich ist. Es gibt aber auch Gutes zu berichten. Vor allem in der Mitte des Films, wenn Sheila, gespielt von der wunderschönen Maria Rosaria Omaggio, einen - als Vorzeichen des kommenden Zerfalls - führerlosen, sich durch den Garten bewegenden Rasenmäher beobachtet. In dieser Szene fühlt man die große Kinomagie und Kunstfertigkeit, die man von einem Umberto Lenzi erwartet. Die Suspense ist hier förmlich greifbar und man spürt das bedrohliche, aufkommende Unheil. Die gesamten Szenen von Sheila, allein in ihrem Haus, besitzen klaustrophobische Züge, wirken beklemmend und injizieren einen paranoiden, düsteren Grundton. Die ruhigen Bilder und langen Kameraeinstellungen sind handwerklich auf hohem Niveau und heben die pessimistische Stimmung einer todbringenden Vorahnung hervor. Hier zeigt Lenzi gekonnt, seine über die Jahre, aufgebaute Routine als Genreregisseur.

 

Noch ein paar Bemerkungen am Rande. „Grossangriff der Zombies“ galt in gewisser Weise als Vorlage für Robert Rodriguez' Film „Planet Terror“, was man besonders in den Krankenhausszenen sieht. Der Rollenname, Hugo Stiglitz, den ein gewisser Til Schweiger in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ trägt, kann man als Hommage an Lenzis Film werten.

 

Mein Fazit fällt dennoch recht positiv aus, weil der Film unglaublich gute Laune verbreitet und einfach nur Spaß macht. Er ist Exploitation im Großformat und hat trotz einiger Schwächen Potenzial. Man kann ihn qualitativ getrost im Mittelfeld des italienischen Genrekinos der Achtziger Jahre ansiedeln. „Grossangriff der Zombies“ wird die Personen zufriedenstellen, die sich darauf einlassen. Er kann gern in einer größeren Gruppe geschaut werden. Ein wenig Bier und Knabberzeug dazu, und der Samstagabend ist gerettet.

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