Amour i Stockholm (DNK)
El diablo (ESP)
El diablo y las mujeres (MEX)
Kärlek i Stockholm (SWE)
L'Amour à la suédoise (FRA)
O diabo (PRT)
Szatan (POL)
The Devil (USA)
To Bed or Not to Bed (USA)
Der Pelz- und Lederwaren-Einkäufer Amedeo Ferretti (Alberto Sordi) reist zum ersten Mal nach Schweden. Ferretti ist mittleren Jahrgangs, und angeregt durch die Versprechungen eines Touristenführers in Bezug auf die schwedischen Frauen verspricht er sich einen Urlaub voller Abenteuer und neugewonnener Attraktivität abseits von seiner Ehe – doch daraus wird nichts.
Ein Film mit Komiker und Satiriker Alberto Sordi, der von dem ersten Besuch eines Italieners in Schweden handelt, weckt gewisse Erwartungen. Umso überraschter – in diesem Fall überaus angenehm – ist man, wenn man stattdessen eine Art Frühversion von LOST IN TRANSLATION bekommt. Anstelle einer seichten Komödie mit Mondo-Anleihen bekommt der Zuschauer eine sanft komische Variante des Themas Kulturelle Missverständnisse mit wundervoll gefilmten Frauenportraits. Der sich mitten in einer Identitätskrise (wie jedes Jahr) befindlichen Berlinale war das einen Goldenen Bären für den besten Film wert, gemeinsam mit Tadashi Imais BUSHIDO -SIE LIEBEN UND SIE TÖTEN aka BUSHIDO – SCHWUR DER GEHORSAMKEIT (Bushido Zankoku Monogatari, 1963). In der Jury saßen unter anderem Jean-Pierre Melville, Karl Malden und der italienische Filmkritiker Guglielmo Biraghi.
Wenn man bedenkt, wie wundervoll gespielt und gefilmt AMORE IN STOCKHOLM ist, kommt es umso überraschender, wie es zu dem Film kam und unter welchen Umständen er entstand. Produzent Dino De Laurentiis erzählte, eines Tages kam Alberto Sordi in sein Büro, um ihm folgende Idee zu unterbreiten: „Ich habe einen Film, den ich gerne machen würde. Die Geschichte eines Italieners, der mit der Vorstellung von einer Welt voller schöner Frauen, in denen das Ficken einfach ist, nach Schweden geht und stattdessen zurückkehrt, ohne überhaupt gefickt zu haben.“ De Laurentiis schlägt daraufhin vor, ein Drehbuch zu schreiben, doch Sordi verneint. Man lässt Autor Rodolfo Sonego lediglich ein Treatment von wenigen Seiten schreiben, reist mit Regisseur Gian Luigi Polidori, Kameramann Aldo Tonti und Operator Luigi Kuveiller nach Schweden und improvisiert mit schwedischer Unterstützung vor Ort. Und ja, man schleicht sich gar in die Nobelpreis-Verleihung.
Wer genau aufpasst, kann frühe Cameos von Ewa Strömberg und Britt Ekland entdecken. Mittelpunkt ist natürlich die Figur des Vertreters Amedeo Ferretti, der mit bestimmten sexuellen Erwartungen nach Schweden reist, die sich jedoch nie erfüllen. Das bedeutet nicht, dass er keine wundervollen Frauen kennenlernt, die ihm auch sexuelle Begegnungen versprechen, ganz im Gegenteil. Doch irgendetwas macht er falsch, und weder wir, die Zuschauer, noch er selbst werden je erfahren, woran genau es liegt. Kulturelle Unterschiede eben. Am Ende findet Amedeo freilich eine eigene Erklärung, die mit dem italienischen Originaltitel zu tun hat.
Doch bis dahin stehen ihm faszinierende Begegnungen mit schönen jungen Frauen bevor, ob im Hotel, in der Sauna oder bei einem Stock Car-Rennen auf dem Eis. Zwischendrin stellt er den Damen zu viele Fragen, denn seine religiöse Erziehung kollidiert mit dem sozialistischen Atheismus der schwedischen Gesellschaft. Während seine Begleiterinnen offensichtlich die Magie des Augenblicks genießen, ist sein Kopf ständig mit moralischen Fragen beschäftigt, er versucht seine Erlebnisse in seinen Lebenskontext anzupassen. Ist es ihm gelungen, wird er zudringlich, und die Damen weichen zurück. Machen sexuelle Abenteuer etwa keinen Spaß mehr, wenn man zu lange darüber nachgedacht hat? Wir wissen es nicht.
AMORE IN STOCKHOLM hat eine wunderbare musikalische Untermalung von Piero Piccioni. Nach seiner Aufführung auf der Berlinale soll der Film im Verleih von Pallas gezeigt worden sein, hierzu konnte ich aber weder ein deutsches Poster noch einen Eintrag in der Synchronkartei finden. Die deutsche Kritik reagierte weitgehend positiv, dennoch wurde bemängelt, dass „Amore in Stockholm“ zwar kurzweilig und interessant sein aber kein Bester Film des Jahres. In Großbritannien und den USA lief IL DIAVOLO unter dem Titel TO BED OR NOT TO BED. Alberto Sordi erhielt für seine Leistung 1964 den Golden Globe in der Kategorie Bester Hauptdarsteller – Musical/Komödie.
Neuste Kommentare
Gerald Kuklinski
26. Juli, 2022 | #
Danke für die Info :-)
Stephan
19. Juli, 2022 | #
Bezüglich der deutschen VHS: Keine Ahnung, ob's verschiedene Auflagen gibt, aber meine läuft 105 Minuten (wie die spanische DVD),...
Stephan
19. Juli, 2022 | #
Hallo Gerald,
falls Du von der geplanten Dorado-BD tatsächlich nochmal was hörst, wäre es toll, wenn Du es hier kund tust. Ich hab...
Jan
15. Februar, 2022 | #
@Richard: Ihr wurde aus dem Nichts heraus eine Weltkarriere zu Füßen gelegt, aber sie stand sich selbst im Weg. Guy Hamilton...
Thomas Hortian
21. Januar, 2022 | #
Gerade gesehen, in der neuen deutschen Synchro (die man als passend und deshalb gelungen betrachten kann), hat mir richtig gut gefallen....
Stephan
29. September, 2021 | #
"Adrian Hoven (...), der just in Berlin zusammen mit Schauspieler Michel Lemoine die Aquila Film gegründet hatte."
Mit Aquila hatte...