In the Folds of the Flesh

Italien | Spanien, 1970

Originaltitel:

Nelle pieghe della carne

Alternativtitel:

Dans les replis de la chair (F)

Las endemoniadas (ES)

Inhalt

"Und was passiert ist, bleibt im Gehirn verankert. Eingebettet in die Falten des Fleisches. Verzerrt! Es beeinflusst und plagt Dich im Unterbewusstsein."

 

Der von der Polizei gehetzte Mörder Pascal Gorriot (Fernando Sancho) wird mitten in der Nacht auf dem Anwesen des kurz zuvor als vermisst gemeldeten Monsieur André von den Ordnungshütern gestellt und in Handschellen abgeführt. Doch kurz zuvor konnte er noch beobachten, wie die hübsche Haushälterin des Anwesens, Lucille (Eleonora Rossi Drago), im Garten vor einer Statur eine Leiche vergrub.

 

13 Jahre später bewohnt Lucille weiterhin gemeinsam mit ihrem etwas sonderbaren Neffen Colin (Emilio Gutiérrez Caba) und der verwaisten Tochter Falesse (Pier Angeli) das Anwesen des mittlerweile offiziell für tot erklärten Monsieur Andrés. Doch als eines Tages Falesses Cousin Michel (Víctor Alcázar) völlig unerwartet zu Besuch auftaucht, nimmt das Unheil so langsam unaufhaltsam seinen Lauf.

 

Denn gleich am ersten Abend macht sich dieser ungeniert an seine Cousine heran und als es zu den ersten Körperkontakten kommt, dreht die etwas emotional-instabile Falesse plötzlich total ab. Im Geisteszustand mentaler Unfitheit entreist sie einen Säbel von der Wand und erleichtert in ihrer Wahnattacke den unsympathischen Buhler seines gepflegten Hauptes. Die junge Falesse scheint unter irgend einem schrecklichen Kindheitstrauma zu leiden, dass zu alle dem auch noch halluzinatorische Wahnzustände mit sich zu bringen scheint. Und kurz darauf kommt es bei der mental retardierten Falesse auch schon zum nächsten mörderischen Hirn-Aussetzer...

 

Die lästigen Leichen werden anschließend von Lucille und dem etwas sadistisch-angehauchten Colin ganz alchemisten-like entsorgt, indem diese nämlich im gut vorgewärmten Säurebad der hauseigenen Seifenfabrik im Rahmen eines langsamen Schonverfahrens aufgelöst werden.

 

Doch plötzlich taucht der mittlerweile aus dem Gefängnis frei gelassene Mörder Pascal Gorriot wieder am Tatort seiner damaligen Verhaftung auf und nimmt die drei hilflosen Damen ungefragt in seine Gewalt. Bewaffnet mit einer Pistole gibt er nun den Ton auf dem Anwesen an und die drei Gefangenen müssen fortan nach seiner Pfeife tanzen. Und sein Drill ist erbarmungslos: Zunächst erpresst er Lucille mit dem Geheimnis ihrer vergrabenen Leiche und verlangt von dieser für sein Schweigen eine Summe von 100.000$, bevor er seine 3 neuen Sklaven den kompletten Garten nach der mutmaßlichen Leiche umgraben lässt. Zu guter letzt vergeht sich der eklige Schmierlappen noch mehrmals an den Damen des Hauses, deren Leid unter dem Schreckens-Martyrium immer weiter zunimmt.

 

Darüber hinaus wird beim Zuschauer auch immer stärker die Vermutung geschürt, da im familiären Background zahlreiche dunkle Geheimnisse mit ungeahnten Tiefgängen zu schlummern scheinen. Und was hat es mit der jungen und hübschen Rebecca auf sich, die ihr Dasein in einer geschlossenen Abteilung einer Nervenheilanstalt fristet?

 

Die Lage (bzw. die Geschichte) wird also immer verzwickter und undurchschaubarer und als plötzlich auch noch ein angeblicher Monsieur André (wieder) auf der Bildfläche erscheint, entfaltet der Film das komplette Spektrum des Wahnsinns vollends in Richtung "Polen offen"!

 

"Nichts ist so wie es scheint..."

Review

Dieser sehr außergewöhnliche Giallo von Sergio Bergonzelli gehört auf jeden Fall mit in die "Hall of Fame" der obskursten Genrebeiträge eingereiht. Wobei sich diese Obskurität aber letztendlich als ganz (ganz) großes Kino des unglaublichen Films herausstellt und zugleich eine sehr hohe Position unter meinen Lieblings-Gialli einnimmt. Das Gesehene ist dann einfach nur unbeschreiblich und unglaublich zugleich...

 

Die Inszenierung wartet mit einer sehr dichten Atmosphäre und einer (alp-)traumhaften Bildästhetik auf undhinterlässt beim Zuschauer einen bleibenden Eindruck, der so schnell nicht wieder vergessen werden kann. Das Setdesign ist sehr geschmackvoll ausgefallen und zeugt von absoluter Stilsicherheit. Zudem wirken die Bilder sehr farbintensiv und sind durchgehend wunderschön abfotografiert, so dass sich über den gesamten Filmverlauf eine wohlige Italo-Atmosphäre breit macht.

 

Fernando Sancho trägt in diesem Giallo zwar ausnahmsweise mal keinen Sombrero, hat es aber scheinbar nicht übers Herz bekommen, seine Pistole auch gegen das stereotypische Genre-Utensil eines blitzenden Rasier-Messers einzutauschen und lässt somit seinem Ballermann weiterhin freien Lauf.

 

Das Drehbuch ist der pure Wahn und fördert eine total undurchschaubare Geschichte mit zahlreichen unerwarteten Wendungen an den Tag. Gewiefte und habgierige Produzenten hätten aus diesem Drehbuch locker 3 kostengünstige Giallo-Produktionen umsetzen können...

 

Fazit: Ein ungewöhnliches und farbenprächtiges Filmerlebniss der absoluten Sonderklasse!

Links

OFDb

IMDb

 

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