Asphalt-Kannibalen

Italien | Spanien, 1980

Originaltitel:

Apocalypse domani

Alternativtitel:

Pulsions cannibales (FRA)

Apocalipsis Canibal (ESP)

Virus (ESP)

Cannibals in the Streets (USA)

Cannibal Apocalypse (USA)

Cannibals in the City

Cannibal Massacre

Invasion of the Fleshhunters

Savage Apocalypse

Savage Slaughterers

The Slaughterers

Deutsche Erstaufführung:

14. November 1980

Inhalt

Im Vietnamkrieg gerieten die beiden Soldaten Charles „Charlie“ Bukowski (sic!) und Tom Thompson (kicher) in Gefangenschaft. Als ihr Colonel Norman Hopper sie befreit, sind sie zu Kannibalen geworden und Hopper wird von ihnen gebissen. Jahre später leidet Hopper an Albträumen, und Charlie und Tom sitzen in der Klapsmühle. Beide sind allerdings auf dem Weg der Besserung, zumindest glaubt das ihr Arzt Dr. Mendez. Als Charlie zum ersten Mal Ausgang bekommt, ruft er Col. Hopper an, doch der ist gerade mit der notgeilen Nachbarstochter beschäftigt. Charlie irrt allein durch die Stadt, und als in einem Kino ein Kriegsfilm alte Erinnerungen wachruft, beißt er eine junge Dame auf dem Sitz vor sich, die nur in aller Ruhe den Lenzi-Film „From Hell to Victory“ (Nur drei kamen durch, 1979) sehen wollte. Auf der Flucht verschanzt sich Charlie in einem Flohmarkt, nachdem er zwei Menschen erschossen hat. Hopper kann ihn zur Aufgabe überreden und rettet ihn so vor der Tötung durch die Polizei. Wieder zurück im Krankenhaus entdeckt Dr. Mendez, dass Charlie und Tom offenbar von einem Virus befallen sind, der kannibalistische Neigungen weckt. Hopper befürchtet, nicht zu Unrecht, ebenfalls befallen zu sein, und er ist nicht der Einzige, der infiziert wurde. Und so führt Hopper seine beiden ehemaligen Soldaten in ihre letzte Schlacht.

Review

John Saxon spielt als Colonel Hopper die Hauptrolle in dieser spanisch-italienischen Co-Produktion, welche größtenteils in Atlanta, Georgia gedreht wurde. Nominelle Geldgeber waren die Amatis sowie die spanische José Frade Producciones Cinematográficas. Beide Firmen hatten im Jahr zuvor auch Umberto Lenzis „Nur drei kamen durch“ (Contro 4 bandiere, 1979) produziert, von dem wir in „Asphalt-Kannibalen“ Ausschnitte zu sehen bekommen.

 

Saxon war zunächst sehr angetan vom Drehbuch und was immer er heute von dem Film halten mag, er hat Schlimmeres in seiner Filmographie. Und überhaupt, schaut man mal über ein paar derbe Gewalteinlagen hinweg, bietet ihm „Asphalt-Kannibalen“ eine durchaus gute Rolle. Er ist der „Kriegsinfizierte“, der nach Ende des Vietnamkriegs versucht dem Drang zur Gewalt – symbolisiert durch den im Film gezeigten Kannibalismus – zu widerstehen. Eine interessante Interaktion ergibt sich zudem durch die Figur seiner Frau, welche wiederum ein alter Schwarm von Dr. Mendez ist, dem Arzt, der Charlie und Tommy behandelt. Letzteres gewinnt im Finale an Bedeutung. Seine Frau Jane Hopper wird dargestellt von Elizabeth Turner, die zumindest in Ruggero Deodatos „Waves of Lust“ (Ondata di piacere, 1976) eine weitere größere Rolle hatte. Auch der Darsteller des Dr. Mendez, Ramiro Oliveros, ist kein Unbekannter. Vom Dr. Frosta (lol) in Manuel Caños „Im Sumpf der Raben“ (El pantano de los cuervos, 1974) bis zum heimlichen Co-Regisseur der Dick Randall-Produktionen „The Girl in Room 2A“ (La casa della paura, 1974) und „Die Leichenfabrik des Dr. Frankenstein“ (Terror! Il castello delle donne maledette, 1974) ist einem der Name schon begegnet.

 

Giovanni Lombardo Radice und Tony King bekommen als Charlie und Tommy ausreichend Gelegenheit zu herrlichem Overacting. Radice bleibt hierbei zwar mehr im Gedächtnis, aber unterschätzt mir den Tony nicht. Der Mann war in „Klute“, „Der Pate“ UND „Shaft!“ Viel Spaß beim Suchen während der Nächstsichtung dieser Klassiker. Doch weitere Bekannte pflastern unseren Weg durch „Asphalt-Kannibalen“. Hat jemand das kleine Mädchen aus Dario Argentos „Die neunschwänzige Katze“ (Il gatto a nove code, 1971) erkannt? Als (20-jährige) Teenagerin Mary darf Cinzia de Carolis John Saxon anbaggern und erfolgreich verführen. Ihr kleiner Bruder Bobby wird gespielt vom Venantino Venantini-Sohn Luca, der im gleichen Jahr zudem in Lucio Fulcis „Ein Zombie hing am Glockenseil“ (Paura nella città dei morti viventi, 1980) auftrat. Als Extra (Joggerin) ist Laura Dean zu sehen, welche ebenfalls 1980 in Alan Parkers „Fame - Der Weg zum Ruhm“ (Fame, 1980) als Lisa eine große Rolle bekam.

 

Nach all diesem Namens-Geschwafel bleibt also festzustellen, dass „Asphalt-Kannibalen“ ein top-besetzter Film ist, mit hohem Dramaanteil und einem schmissigen Score von Alexander (Alessandro) Blonksteiner, der den Zuschauer souverän durch routiniert inszenierte Drama- und Actionszenen begleitet. Bei der Kinoaufführung einer deutschen 35mm-Kopie vor ein paar Jahren konnte ich feststellen, dass John Saxon im Grunde recht hat: einige Gewaltspitzen des Films sind fast schon störend, da sie die Story nicht voranbringen und vom Drehbuch gewollte Kontexte teils revidieren. Diese Gewaltspitzen wurden aber wohl von den eigentlichen heimlichen Geldgebern des Films verlangt, welche dem Jugendfilm-Verleih zuzuordnen wären.

 

Aber wozu der vielen Worte, denn schon bald soll „Asphalt-Kannibalen“ von einem deutschen Label auf Blu-ray veröffentlicht werden. Hierbei wird man dasselbe Master verwenden, welches auch dem im März 2020 erschienenen US-Release von Kino Lorber zugrunde liegt. Und das sieht gut aus.

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